Bad Oeynhausen/Löhne Blindgänger-Verdacht: Am Sonntag muss vielleicht eine Bombe entschärft werden

Bad Oeynhausen/Löhne. Wie explosiv ist das, was da am Werreknie in Werste unter der Erde schlummert? Ist das wirklich eine alte Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg oder doch nur eine rostige Schubkarre? Alle Infos, alle neuen Entwicklungen im Liveticker: Blindgänger-Suche - Das ist der aktuelle Stand Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes NRW wird diese Frage am Sonntag im Lauf des Vormittags beantworten. Dann reißt ein Bagger den Boden auf und die Experten schauen nach. Erst gegen 11 Uhr wird vermutlich klar sein, welche Sprengkraft in dem unbekannten Objekt steckt und ob die explosive Fracht überhaupt entschärft werden kann. Das müssen die Anwohner in Werste und Melbergen und alle ihre Besucher wissen: Der Verdacht Bei Bauarbeiten in Werste hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes NRW bereits vor Monaten nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht. Hinweise dazu liefern normalerweise Luftbilder der alliierten Streitkräfte direkt nach den Flächenbombardements. Wenn eine Fliegerbombe explodiert, hinterlässt sie einen Krater. Explodiert sie aber nicht, ist auf den Schwarz-Weiß-Fotos meist nur ein winziger Einschlagspunkt zu sehen. Nach Informationen der NW hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst in den vergangenen Monaten bereits an mehreren Stellen auf dem Reithof Kollmeyer in Werste nach solchen Verdachtspunkten gesucht. An einer Stelle aber noch nicht. Das soll nach ausführlicher Vorbereitung und Planung der Behörden am Ersten Advent geschehen. Die Bombe Je nachdem wie stark die Sprengkraft der Weltkriegsbombe durch die Experten eingeschätzt wird, müssen Menschen aus der näheren oder weiteren Umgebung evakuiert werden. Die Entscheidung über die Größe des Sicherheitsbereichs wird am Vormittag gegen 11 Uhr erwartet. Geplant sind zwei mögliche Evakuierungsgebiete im Umkreis von 500 oder 1.000 Metern um den Verdachtspunkt. In Bad Oeynhausen müssen womöglich bis zu 1.800 Menschen und in Löhne bis zu 1.000 Menschen am Sonntag ihre Wohnungen verlassen. Beide Städte haben die betroffenen Anwohner bereits vor zwei Wochen schriftlich darüber informiert. Wer keine Ausweichmöglichkeit hat, wird in Notunterkünften untergebracht. Die Evakuierung Die Vorbereitungen für die Evakuierung laufen nach Kreisen und Städten getrennt, auch wenn die Weltkriegsbombe keine Kreisgrenzen kennt. Für Löhne und Bad Oeynhausen gibt es deshalb zwei unterschiedliche Hotlines für Nachfragen und zwei Notunterkünfte für Betroffene. Seit Monaten laufen im Hintergrund die Vorbereitungen der zahlreichen beteiligten Behörden und Organisationen. Der Krisenstab zur Bombenentschärfung tagt am Sonntag im Rathaus der Stadt Bad Oeynhausen. Dort laufen alle Fäden zusammen. Dort wird gegen 11 Uhr die Nachricht des Kampfmittel-Experten zur Entwarnung oder zur Evakuierung erwartet und verbreitet. Polizei, Feuerwehr und Mitarbeiter der Stadtverwaltungen werden Sonntag in allen betroffenen Straßen mit Lautsprecherdurchsagen über den aktuellen Stand informieren. In dem erweiterten Sicherheitsbereich liegen nicht nur Wohngebiete in Melbergen und die Werster Ortsmitte, sondern mehrere Gewerbegebiete. Dort wird am Sonntag wenig Betrieb erwartet. Die Auguste-Viktoria-Klinik muss nicht evakuiert werden. Sie liegt nach Auskunft des Bad Oeynhausener Stadtpressesprechers Volker Müller-Ulrich wenige Meter außerhalb des 1.000-Meter-Sicherheitsbereichs. Die Zufahrt zur Klinik allerdings wird womöglich für die Dauer der Bombenentschärfung gesperrt. Gleiches gilt für Teile des Sielparks inklusive des geschlossenen Ausflugslokals "Sielterrassen". Auf Löhner Gebiet liegt zum Beispiel das Bordell "Café Wien" im möglichen Sperrgebiet. Die Betroffenen Wer keine andere Unterkunft findet, kann vorübergehend in einer Notunterkunft unterschlüpfen. Für Löhne ist das die Werretalhalle, Alte Bünder Straße 14 und für Bad Oeynhausen das Schulzentrum Nord, Im Leingarten 29. Nach Auskunft der beiden Städte haben sich bis Freitag mehrere Menschen gemeldet, die nicht selbstständig das Haus verlassen können. Die Stadt Löhne zählt bisher vier bettlägerige oder eingeschränkt mobile Menschen und außerdem zwei Menschen in Corona-Quarantäne. Die Stadt Bad Oeynhausen zählt elf eingeschränkt mobile Menschen, fünf davon sind bettlägerig. Außerdem wohnt ein Coronainfizierter im möglichen Sicherheitsbereich. Die Menschen mit Coronainfektion oder Quarantäne-Anordnung haben nach letzten Informationen alle selbstständig ein Ausweichquartier gefunden. Sie werden demnach nicht in den Notunterkünften erwartet. Das Rote Kreuz wird am Sonntag mit behindertengerechten Fahrzeugen den Transport organisieren. Die Bettlägerigen werden vorübergehend in einer Senioreneinrichtung in Bad Oeynhausen untergebracht. Der Verkehr Wer am Sonntag zwischen Bad Oeynhausen und Löhne unterwegs ist, sollte Werste und Melbergen weiträumig umfahren. Zwischen der Werster Straße im Norden und der Löhner Straße/Nordbahnstraße im Süden wird im Fall einer weiträumigen Evakuierung kein Fahrzeug durchgelassen, auch keine Freizeitpaddler auf der Werre. Im Sicherheitsbereich liegen zudem mehrere europaweit wichtige Verkehrsadern wie die Eisenbahnstrecken Hannover-Bielefeld und Hannover-Osnabrück, die Nordumgehung der Autobahn 30 zwischen Amsterdam und Hannover, die Bundesstraße 61 zwischen Bad Oeynhausen und Löhne. Die Autobahn Westfalen GmbH des Bundes sperrt am Sonntag ab 10 Uhr vorsorglich die Nordumgehung der A30 an der Anschlussstelle Gohfeld in Richtung Hannover. Die Gegenrichtung soll spätestens ab 13 Uhr an der Anschlussstelle Bad Oeynhausen-Nord in Richtung Osnabrück dichtgemacht werden. Nach Auskunft von Autobahn-Westfalen-Pressesprecher Mirco Heuping braucht es für die Vollsperrung einen Vorlauf von drei Stunden. Sollte gegen 11 Uhr bereits Entwarnung gegeben werden, wird die Sperrung der A30 vorzeitig abgebrochen. Die Deutsche Bahn wird die Eisenbahnstrecke erst dann sperren, wenn der Krisenstab das vor Ort entscheidet. Das erläuterte eine Bahn-Sprecherin auf Nachfrage. Der Notfallmanager der Bahn wird in engem Kontakt mit dem Krisenstab stehen und kurzfristig einen Ersatzfahrplan in Kraft setzen. Dann müssten alle betroffenen Züge auf den Gleisen weit vor Löhne und Bad Oeynhausen in geeigneten Bahnhöfen ausharren und womöglich in die Gegenrichtung zurückfahren. Solange, bis Entwarnung gegeben wird. Die Hotline Die Stadtverwaltungen haben zwei Auskunftstelefone für Betroffene eingerichtet. Für Bad Oeynhausen Tel. (0 57 31) 14 10 00 und für Löhne Tel. (0 57 32) 10 01 59. Außerdem stehen auf den Internetseiten der Städte Antworten auf häufige Fragen, zum Beispiel nach Haustieren. Die Telefone sind am Samstag von 9 bis 15 Uhr und am Sonntag ab 8 Uhr freigeschaltet.

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