Bad Oeynhausen/Enger Haftstrafe für notorisches Fahren ohne Führerschein

Bad Oeynhausen. Diese Frage hören Väter ziemlich häufig: "Kann ich den Wagen haben?" Und welcher Vater würde seinem Sohn nicht die Schlüssel zum Familienauto geben. Vorausgesetzt der Sohnemann wird vertrauensvoll damit umgehen - und keinen Ärger machen. In diesem Fall vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen ist der Ärger jedoch groß. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat einen 28-jährigen Mann aus Bad Oeynhausen angeklagt, der seit sechs Jahren immer wieder am Steuer eines Autos erwischt wird, obwohl er keinen Führerschein besitzt. Zuletzt kurvte der Sohn mit Papas Karre im März über die Weserstraße in Bad Oeynhausen und wurde mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Nun musste sich auch der Vater des hartnäckigen Führerscheinignorierers vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 61-jährigen Mann aus Enger vor, dass er wider besseren Wissens das Auto überlassen hat. Als der Sohn bereits im Dezember 2020 mit dem Ford Mondeo seines Vaters in Vlotho einen Unfall baute, soll der Vater den Schaden bei der Versicherung auf seine Kappe genommen haben. Das wäre Versicherungsbetrug. Doch in der Gerichtsverhandlung fehlen dafür die Beweise. Auf Anregung der Staatsanwaltschaft stellt das Gericht das Verfahren gegen den Vater vorläufig ein. Der Vater und sein Anwalt können deshalb nach wenigen Minuten bereits den Saal verlassen. Der Sohn aber nicht. "Sie sind kein Krimineller" Der Verteidiger des 28-jährigen Angeklagten gesteht für seinen Mandanten unumwunden die beiden Fahrten ohne Fahrerlaubnis ein. Das erspart dem Gericht mehrere Zeugenvernehmungen und einen Vergleich zwischen Blitzerfoto und Angeklagtem, sowie möglicherweise ein Gutachten dazu. Der Staatsanwalt rechnet das dem Angeklagten an. Allerdings verweist er auch auf dessen drei gleichlautende Vorstrafen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und fragt den 28-Jährigen: "Hatten sie eigentlich jemals einen Führerschein?" Der Angeklagte nickt. Verloren hat er den Lappen 2015 nach einer Urkundenfälschung. 2018 und 2019 ist er bereits zweimal wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis verurteilt worden. Zuletzt zu sechs Monaten Haft, die zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Die letzten führerscheinlosen Autofahrten waren also unter laufender Bewährung. "Warum", fragt der Staatsanwalt, "haben sie sich überhaupt wieder ins Auto gesetzt?" Es sei völlig logisch, dass jetzt nur noch eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung herauskomme. "So etwas tut mir als Staatsanwalt wirklich weh. Sie sind kein Krimineller", sagt der Ankläger und schüttelt den Kopf. Eine Bewährungsstrafe könne es aber nur noch im Berufungsverfahren geben. Der Angeklagte verfolgt den Schlussvortrag ohne sichtbare Regung, schaut nur kurz auf und dann wieder auf sein Handy, das er unterm Tisch in seinen Händen hält. Der Verteidiger versucht trotz allem eine Bewährungsstrafe für seinen Mandanten herauszuholen und sagt: "Er weiß, dass die Luft nach oben ganz, ganz dünn geworden ist." Sein Geständnis habe einen hohen Wert. Das sieht der Richter auch so, verurteilt den 28-Jährigen aber dennoch zu neun Monaten Haft ohne Bewährung. Der Angeklagte darf außerdem ein weiteres Jahr keinen Führerschein beantragen. Eine Bewährung sehe er im Moment nicht, erläutert der Richter. Der Angeklagte stehe wegen gleich zweier neuer Taten wieder vor Gericht: "Da kann ich heute nur eine negative Prognose stellen." Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Bad Oeynhausen/Enger Haftstrafe für notorisches Fahren ohne Führerschein

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