Bad Oeynhausen Insektenzählung: Alle Schrecken sind noch da

Bad Oeynhausen. Natürlich wohnt der Admiral noch in Bad Oeynhausen. Und der Nachtigall-Grashüpfer. Und die blaugrüne Mosaikjungfer auch. Der Bestand an Tagfaltern, Heuschrecken und Libellen-Arten kann sich in Bad Oeynhausen durchaus sehen lassen. Zumindest auf den besonders geschützten und geschonten Biotop-Grünflächen der Stadt hat sich der Insektenbestand gut entwickelt, wie Josef Brinker in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses berichtete. Heuschrecken? Da horchte der Ausschussvorsitzende auf. "Ich hoffe, es geht jetzt nicht um gierige Unternehmen", sagte Volker Brand (Grüne) verschmitzt. Nein, ging es nicht. Josef Brinker, bei der Stadtverwaltung Fachmann für Pflanzen und Tiere, präsentierte dem Umweltausschuss die Ergebnisse einer Art "Volkszählung" an Bach, Teich und Wiese. Dabei wurden allerdings nur die Arten von Heuschrecken, Libellen und Tagfaltern erfasst, die auf den städtischen Biotopflächen vorkommen. Davon gibt es im Stadtgebiet elf Stück, die zusammen eine Fläche 25 Hektar umfassen. Im vergangenen Jahr hat eine Fachfirma diese besonders geschützten und gepflegten Lebensräume untersucht und die Befunde mit den vor 20 Jahren erhobenen Daten verglichen. "Es hat seit 2000 überall eine Verbesserung gegeben" Und während Experten in der großen, weiten Landschaft seit Jahren ein massives Insektensterben und einen Rückgang der Arten beklagen, gibt es offenbar zumindest auf diesen speziellen Biotopflächen Anlass zur Hoffnung. So fanden die Insektenkundler alle die Arten, die sie im Jahr 2000 entdeckt hatten, nun auch wieder. Bis auf eine: Die Säbel-Dornschrecke - eine Heuschreckenart - suchten die Arten-Zähler vergeblich. Dafür aber sind andere neu dazugekommen. Auf den Biotopflächen der Stadt fanden sich 2020 elf Arten, vor 20 Jahren waren es nur sieben, wie Brinker berichtet. Zu den neu nachgewiesenen Arten gehören die Große Goldschrecke und die Kurzflügelige Schwertschrecke. Auch Schmetterlinge fühlen sich auf den geschützten Wiesen wohl. 18 Tagfalterarten fanden sich 2020, fünf mehr als im Jahr 2000. Darunter Klassiker wie Admiral, Tagpfauenauge und Kohlweißling, aber auch Exoten wie der Wald-Dickkopffalter oder das Gemeine Wiesenvögelein. Dazu fanden die Biologen zwölf Libellenarten, von der Blauflügeligen Prachtlibelle bis zur Blaugrünen Mosaikjungfer. In der "Normallandschaft" sind oft gar keine Heuschrecken mehr zu finden Auch heruntergebrochen auf die einzelnen elf untersuchten Standorte hielt Brinker fest: "Es hat seit 2000 überall eine Verbesserung gegeben." Woraus der Experte der Verwaltung zum einen schloss: "Wir machen offenbar bei der Pflege der Flächen einiges richtig." Am Beispiel der Orchideenwiese in Bergkirchen hielt Brinker die Erkenntnis fest: "Wenn die Flora an einem Standort passt, dann stimmt auch die Fauna." Soll heißen: Wenn die Pflanzen sich wohlfühlen, tun es die Tiere auch. Brinker räumte aber auch ein: "Ja, es gibt noch Luft nach oben bei der Artenvielfalt." Natürlich ist es schön, dass in Bad Oeynhausen 18 Tagfalterarten leben. "Andererseits gibt es davon in Deutschland aber 184 Arten." Brinker hielt fest, dass auf den besonderen Biotopflächen kein Artendefizit zu erkennen sei. Er betonte aber auch, dass dies eben besondere Flächen sind. Denn auch in Bad Oeynhausen sei ein allgemeiner Rückgang der Insekten im Grünland festzustellen. "Auf den in der Normallandschaft typischerweise intensiv genutzten Grünlandflächen sind oft gar keine Heuschrecken oder Tagfalter mehr zu finden", so lautet Brinkers kritisches Fazit.

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