Bad Oeynhausen Schulen werden aufgerüstet: Zwei Millionen Euro fürs digitale Klassenzimmer

Bad Oeynhausen. Es war ein komplexes Thema, das auf der Tagesordnung des Schulausschusses stand. Mehr als zwei Stunden ging es am Dienstagabend in der Aula des Schulzentrums Süd um das digitale Klassenzimmer. Am Ende stand fest: Der Digitalpakt mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Millionen Euro kann starten. Noch in diesem Jahr sollen die ersten 500 Endgeräte für die Schulen gekauft werden. Alles weitere folgt dann ab 2021. Das langfristige Ziel: Digitale Klassenzimmer und digitale Sporthallen an allen Schulen. Das wiederum, so der Beigeordnete für Bürgerdienste, Stefan Tödtmann, setze voraus, dass sich Schüler und Lehrer umstellten und die Geräte auch nutzten. Mit dem Digitalpakt haben die deutsche Bundesregierung und der Deutsche Bundestag 2018 die Absicht bekundet, die Digitalisierung in den allgemeinbildenden Schulen mit fünf Milliarden Euro zu fördern. Für Bad Oeynhausen stehen Fördermittel in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro zur Verfügung, die nun schneller als eigentlich geplant, abgerufen und investiert werden sollen. "Wir haben an den Schulen derzeit 581 PCs, 365 Laptops und Tablets und hoffen, bis Ende des Jahres an allen weiterführenden Schulen und an 50 Prozent der Grundschulen Glasfaserkabel zur Verfügung zu haben", erklärte der Beigeordnete für Bürgerdienste, Stefan Tödtmann, im Ausschuss. Noch in diesem Jahr sollen 120.000 Euro in die Schüler-Lehrer-Lernplattform fließen, 100.000 Euro in neue Server und für 330.000 Euro 500 Endgeräte sowie digitale Arbeitsgeräte (letztere erst in 2021) gekauft werden. Verkabelung als erster Schritt "Der Digital-Pakt fördert die IT-Grundstruktur, digitale Arbeitsgeräte und mobile Endgeräte", erklärte Nadja Vollmer aus dem Schulverwaltungsamt. Es braucht also auch in Bad Oeynhausen zum einen die Verkabelung bis in jeden Klassenraum, zum anderen Beamer, interaktive Tafeln, 3D-Drucker, Roboter oder Laptops. Wie unterschiedlich die Schulen ausgestattet sind, machte Vollmer an Beispielen deutlich. Eidinghausen habe VDSL 25, 4 Lehrer-Laptops, zehn PCs und 60 Laptops auf einem Laptopwagen. Altstadt kann 30 Laptops im Laptopwagen vorweisen sowie zusätzlich 20 weitere - also zwei pro Klasse. Das schnellste Netz von allen hat das Immanuel-Kant-Gymnasium. Dort stehen zudem 49 Beamer, drei interaktive Tafeln, 197 PCs, 130 Notebooks sowie 26 Lehrerarbeitsgeräte. Das aber reicht bei weitem nicht auf, wie Vollmer deutlich machte. Gebraucht würden laut Medienkonzepte der Schulen 41 interaktive Tafeln (115.000 Euro), 73 Beamer (24.000), 129 Bluetooth-Lautsprecher (13.000), die Cloud (476.000), 140 Kameras (42.000), das Netzwerk an der Gesamtschule und der Grundschule Rehme-Oberbecksen (165.000), der Internetzugang für die Sporthallen an 13 Schulen (130.000), 121 Lehrergeräte an den Grundschulen (90.000), 132 Lehrergeräte an den weiterführenden Schulen (73.000), digitale Arbeitsgeräte (203.000) sowie die mobilen Endgeräte an den Grundschulen (440 Stück, 292.000 Euro), den Realschulen (48 Stück, 43.000), der Gesamtschule (135, 74.000) und dem IKG (140, 85.000). Macht zusammen Kosten von 2,05 Millionen Euro. "Aus dem Digitalpakt haben wir 1,89 Millionen Euro zur Verfügung", so Vollmer. Die Förderung liege bei 1,72 Millionen Euro, hinzu käme der Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent mit 172.307 Euro. Den ökologischen Aspekt nicht vergessen Alle vier bis fünf Jahre rechnet Stefan Tödtmann, müssten die Endgeräte erneuert werden. Die Politik müsse sich über die Folgekosten im Klaren sein. Für Matthias Mengel, beratendes Mitglied, stellte sich vor allem die Frage des ökologischen Aspektes. "Die Schüler müssen sich zwingend auch damit befassen, was da an Ressourcen verbraucht wird", betonte er und wollte von der Stadtverwaltung wissen, ob sie sich bereits Gedanken gemacht, wie die Geräte recycelt oder anders genutzt werden könnten. Hat sie nicht, musste Rainer Printz aus dem Schulverwaltungsamt zugeben. "Aber wir hoffen, dass das in der Pädagogik zur Sprache kommt", gab er den Ball an die Schulen weiter. Während Sebastian Plöger stellvertretend für die Grundschulen die Schwierigkeiten derzeit in der fehlenden Technik (Verkabelungen, Passwörter) sieht, liegen für Karola Picht-Dreier (Realschule Nord) die Probleme darin, dass alle - Schüler und Lehrer - unterschiedliche Endgeräte nutzen. "Bisher arbeiten wir mit Leihgeräten für Schüler, die kein Gerät haben. Aber da ist der Hauptarbeitsplatz die Schule. Wenn künftig Unterricht zuhause vor- und nachbereitet werden soll, braucht jeder eins - und das gleiche." Für Dirk Rahlmeyer, Schulleiter der Europaschule, ist das dagegen nicht zwingend notwendig: "Wenn man einen Führerschein hat, kann man auf jedem Auto fahren", erklärte er. Die Betriebssysteme und die Herangehensweise müssten passen, das Gerät sei egal. "Und bitte kein Gießkannenprinzip", warnte Rahlmeyer, der an seiner Schule noch immer den schnellen Internetzugang vermisst. "Also bitte bauen sie erst die Straße und kaufen dann die Autos." Das konnte auch Jens-Martin Bröermann, sachkundiger Bürger und Lehrer am Berufskolleg, nur bekräftigen: "Eine Geräteschwemme wird das Distanzlernen nicht verbessern, da geht es immer noch darum, die Kommunikation aufrechtzuerhalten." Für die größeren Schüler sieht Julian Noweck (CDU) das ein, für die Grundschüler nicht: "Die Kleinen brauchen ihre eigenen Geräte. Die sind überfordert, wenn sie welche von zuhause mitbringen müssen."

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