Bad Oeynhausen Neue gemeinnützige Organisation: Mädchen können alles

Bad Oeynhausen. Vorsichtig berührt die kleine Jonna den Schraubenzieher. Schaut mit staunenden Augen in der Werkstatt in die Runde. Schnitt. Zu handfester Musik betritt Katrin die Bühne. Im Blaumann. Greift sich den Schraubenzieher und legt los. "Hey Girl, Du kannst alles" leuchtet in Mädchen-Pink auf. Die Botschaft ist klar. Und so gewollt. "Das wird unser erster Werbespot", erklärt Sonja O'Reilly. Zusammen mit Linn Kaßner-Dingersen hat sie die gemeinnützige Organisation "She does Future" gegründet, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Mädchen auf besondere Art zu fördern. "Wir machen alles anders als das bisher Dagewesene", ist O'Reilly überzeugt. Mädchen stehen im Mittelpunkt der Initiative. Denn, wie steht es schon im Namen: "Sie macht Zukunft". "Mädchen sind trotz aller bisherigen Angebote immer noch im Rückstand", hat O'Reilly aus vielen Studien und auch Gesprächen erfahren. Ab zirka elf Jahren, mit Eintritt in die Pubertät, gehe die Schere zwischen Mädchen und Jungen auseinander. "Mädchen trauen sich immer noch weniger zu. Es herrscht oft eine große Unsicherheit und weniger Selbstbewusstsein während der Pubertät, Mädchen schätzen ihre Leistungen schlechter ein als Jungen und nehmen ganz oft ihren Körper negativer wahr. "Wir trauen den Mädchen etwas zu" "Da wollen wir ansetzen", erklärt O'Reilly, die zudem als Coach Berufsberatung für junge Menschen anbietet. "Wir wollen Mädchen motivieren, informieren und begleiten." Und zwar gebündelt. Nicht mit einzeln verteilten Angeboten. "Die zielen auf Mädchen zwischen acht und 18 Jahren - treffen aber im Kern die Zielgruppe in der Pubertät." Regelmäßig, nicht nur einmalig, sollen Angebote entstehen. Daneben wünscht sich Sonja O'Reilly auch, dass die Kooperation mit den Schulen weiter ausgebaut werden kann. "An der Europaschule sind wir bereits vertreten." O'Reilly und Kaßner-Dingersen gehen mit einem anderen Ansatz an die Angebote heran, wie sie sagen, als das bisher üblich gewesen sei. "Wir trauen den Mädchen etwas zu, sie können selber mitgestalten und ihre Talente entdecken." So habe zum Beispiel Katrin (18) die Idee zum Werbe-Video geliefert und Elena (18) habe es umgesetzt, es gefilmt und geschnitten. "Nur so können wir mehr aus den Mädchen herausholen", ist O'Reilly überzeugt. Außerdem habe man keine tausende Euro für einen Imagefilm ausgeben wollen: "Die, die es betrifft, sollten es machen." Fünf Wochen hat die Umsetzung des Projektes gedauert. Und auch die Mama der kleinen Jonna (4), Jana Campos Silva, war sofort überzeugt: "Das ist ein tolles Projekt, das ich unterstützen möchte", sagt sie. Fachfrauen mit Studium in London Zu den Angeboten zählen zum Beispiel die Bizz-Class, in der es ums Business geht. "Online-Marketing, wie baue ich mir einen Blog auf, wie geht ein Start-up, welche Ideen habe ich dafür und wie komme ich an Daten", zählt Sonja O'Reilly als Beispiele auf. Im Angebot ist außerdem eine Creative Corner. In der könne zum Beispiel das Schreiben ausprobiert, eine Lesung organisiert werden, das Nähen für Instagram genutzt oder die Organisation einer Bilderausstellung besprochen werden. In der Sportecke wiederum geht es dann um den Körper und die Akzeptanz. Fernab jeglicher Volkshochschulkurse liegt "Let's talk English" - ein Austausch über Projekte oder Aktuelles. Auf Englisch. Da sind O'Reilly und Kaßner-Dingersen Fachfrauen, haben beide in London studiert. "Geplant ist auch, die Mädels mit der Wirtschaft zu vernetzen." So gebe es mit Katrin zum Beispiel eine junge Frau, die Interesse an Game-Design habe. "Da müssen wir schauen, wie wir sie unterbringen." Nach und nach sollen die Angebote erweitert, die Kenntnisse weitergegeben werden. "Im Idealfall werden die Mädchen selbst zu Referentinnen", wünscht sich O'Reilly, die zudem Ausflüge zu Jobmessen, Creativmessen oder Vorträgen im Kopf hat. "Wir setzen auch auf Firmen - als Ideengeber, Mentor oder Praktikumsplatz." Finanziert wird das Projekt über Fördergelder sowie Spenden. "Es gibt für einen kleinen monatlichen Obolus eine Mitgliedschaft sowie die Chance, einzelne Angebote wahrzunehmen." Die Treffen sind derzeit im Jugendcafé Sonderfahrt an der Weserstraße. Mehr Informationen unter www.shedoesfuture.org.

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