Minden/Bad Oeynhausen (hn). Die trockenen Gesetzesparagrafen blieben außen vor: Der Festakt zum Wechsel auf dem Direktorensessel beim Mindener Amtsgericht wurde am Freitag im Großen Ratshaussaal eine kurzweilige Veranstaltung mit vielen humorvollen Bemerkungen.
Faktisch hat der Bad Oeynhausener Dr. Jörg Eisberg (52) als Stellvertreter schon mit Jahresbeginn das Chefamt im Amtsgericht am Königswall übernommen, nachdem sein Vorgänger Horst Eickhoff (65) seinen letzten Arbeitstag absolviert hatte. Eickhoff (65), der wie Eisberg in Bad Oeynhausen wohnt, war als ebenfalls als Stellvertreter im Jahre 2010 nach dem Tod seines Vorgängers Gerichtsdirektor geworden. 34 Jahre seiner beruflichen Laufbahn hat der gebürtige Lipper am Amtsgericht Minden verbracht.
Der Präsident des Landgerichts Bielefeld, Dr. Günter Schwieren, hob Eickhoffs große Ruhe und Gelassenheit auch in hektischen Situationen, seine hohe Sachkenntnis. Berechenbarkeit, Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit hervor. Der verabschiedete Amtsgerichtsdirektor selbst sagte nach 37 Jahren als Richter, es habe ihm immer viel Spaß und Freude gemacht, wofür er vor allem seinen Mitarbeitern dankte, und würzte das mit kleinen Anekdoten aus seinem langen Richterleben. Ein Schadensersatzprozess zum Beispiel, weil einem Mann beim ehelichen Verkehr die Brille kaputtging, dürfte schon in der Kantine des Justizzentrums für Heiterkeit gesorgt haben. Eickhoff ließ offen wie er geurteilt hatte.
Dr. Jörg Eisberg, ein waschechter Bad Oeynhausener, der nach Jurastudium in Marburg und Göttingen seine richterliche Laufbahn 1990 am Landgericht Bielefeld begann, bringe aufgrund seiner vielfältigen bisherigen Verwendung einen breiten Erfahrungsschatz in Rechtsprechung und Verwaltung mit. "Er ist bestens vorbereitet", sagte Präsident Schwieren. "Wenn er so gut wird, wie er als Referendar war, wird er ein Superdirektor", verteilte sein "Ausbilder" Dieter Fechner Vorschusslorbeeren. Eisberg war zum ersten Mal 1998 als Richter in Minden tätig, kam 2011 vom Amtsgericht seiner Heimatstadt als stellvertretender Direktor wieder. "Das Wir-Gefühl stärken", möchte der neue Chef, der als Hobby die Fußball-C-Jugend des SVKT trainiert. Die Neugier erhalten, keine Angst vor Veränderungen haben, sondern sich dem den Wandel aktiv stellen und ihn begleiten, das wünscht sich Eisberg auch von seinem Team, das nahezu vollzählig an dem Festakt neben zahlreichen Gästen aus vielen öffentlichen Bereichen am Festakt teilnahm.
Direktor sei nach der Begriffsableitung aus dem Lateinischen der Steuermann, der aber eine Mannschaft brauche, motivieren und führen müsse. In der deutschen Justizverwaltung sei er aber auch Mediator und das bedeute Vermittler zwischen den gestellten Aufgaben an das Amt an das Team, gaben ihm Thomas Bröderhausen für den Richterrat Thomas Ferling für den Personalrat im gemeinsamen Grußwort auf den Weg. Günter Weßel vom Mindener Anwaltsverein wünschte sich ein Miteinander von Richtern, Staats- und Rechtsanwälten, geprägt von Vertrauen als Dienstleister für die Bürger. Angesichts des kommenden elektronischen Rechtsverkehrs sollte für Problemlösungen nicht der schnelle Aktendurchlauf im Mittelpunkt stehen.
Landrat Dr. Ralf Niermann begrüßte die Ernennung von Eisberg, der sich als kompetenter und entscheidungsfreudiger Richter gezeigt habe. Beigeordneter Klaus-Georg Erzigkeit als Vertreter der Stadt Minden erinnerte an die Ursprünge Mindener Gerichtsbarkeit, die auch unter dem Laubengang des 750 Jahre alten Rathauses, dem Ort des jetzigen Festakts, stattgefunden habe.