Oerlinghausen. Wenn sie auf der Straße fahren, fallen sie auf: Zwei Motorräder mit Blaulicht und Martinshorn unterstützen die lippischen Feuerwehrkräfte bei ihren Einsätzen. Sie sind das Herzstück der neuen Kradstaffel, die der Kreis Lippe für den Zivil- und Katastrophenschutz im Kreisgebiet angeschafft hat. Damit ist der Kreis OWL-weit Vorreiter. Mit dabei ist auch Ingo Büschemann von der Freiwilligen Feuerwehr Oerlinghausen.
„Bei Wald- oder Flächenbränden, bei der Suche nach Vermissten in unwegsamen Gelände, auf Großveranstaltungen oder für Boten- und Erkundungsfahrten bei Großschadenslagen können die vergleichsweise kleinen und wendigen Kräder nun eingesetzt werden“, erläutert Sascha Medina, Projektverantwortlicher und stellvertretender Leiter Bevölkerungsschutz beim Kreis Lippe.

Die Katastrophe im Ahrtal gibt den Anstoß
„Die Kräder werden auch in allen bestehenden und neuen Konzepten, die der Kreis im Bevölkerungsschutz vorhält oder aufbaut, Berücksichtigung finden“, erklärt er.
Die Überlegung, Motorräder in den Fuhrpark des Bevölkerungsschutzes aufzunehmen, kommt nicht von ungefähr: „Wir können Naturkatastrophen wie im Ahrtal, Tornados wie zuletzt im Kreis Paderborn oder das Szenario eines Blackouts, bei dem übliche Kommunikationswege nicht mehr funktionieren, nicht mehr ohne Weiteres von uns weisen“, sagt Landrat Axel Lehmann. „Je besser wir vorbereitet und ausgerüstet sind, desto schneller kommt unsere Hilfe da an, wo sie benötigt wird“. Beispielsweise war während der Katastrophe im Ahrtal sowohl das Festnetz als auch das Mobilfunknetz und das Internet nicht mehr funktionsfähig. Die Katastrophenhelfer waren dort auf Boten angewiesen, um sich abstimmen zu können. Und „für solche Botendienste sind Motorräder optimal“, sagt Medina. Damit die Mitglieder der Motorradstaffel gut, sicher und möglichst schnell durch unwegsames Gelände kommen, sind neben Sicherheitstrainings auch Geländetrainings für die Motorradfahrer vorgesehen. Mit den Motorrädern komme man fast überall hin, sagt Sascha Medina
Die Motorradstaffel wird von der Feuerwehr Lügde geführt. Marco Gröne, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Lügde, hat den Hut auf und ein Team aus acht weiteren Kameraden der Feuerwehren Lügde, Dörentrup, Barntrup, Oerlinghausen, Kalletal und Extertal um sich. Wie alle anderen der Kradstaffel fährt auch Ingo Büschemann privat seit langem Motorrad, hat also auf zwei Rädern große Erfahrung. Das war jedoch auch eine der Voraussetzungen, um die neuen Kräder fahren zu dürfen. Eine andere war, dass die Fahrer über Führungserfahrung bei der Feuerwehr verfügen und mindestens 35 Jahre alt sein müssen. Im Hauptberuf ist der 49 Jahre alte Büschemann bei der Stadtverwaltung Detmold angestellt. Die Koordination und Planung sämtlicher Aufgaben, wie die Ausbildung der Fahrer, Übungen oder Alarmierungen, werden von der Leitung der Motorradstaffel organisiert.
Hersteller beeindruckt mit kurzer Lieferzeit
Angefordert werden kann die Staffel über die Feuerwehreinsatzleitung der lippischen Kommunen, über den Krisenstab des Kreises Lippe, den Kreisbrandmeister oder den Landrat. Die beiden Motorräder der Marke BMW F850 GS verfügen über einen 95 PS starken Motor und eine Sonderausstattung für die Rettungskräfte, wie Funk und Navi. Ein Teil der technischen Ausstattung ist in einem Fach verstaut, das auf dem Soziussitz angebracht ist. Ein kleiner Gimmick versteckt sich im ausfahrbaren Blaulichthalter. Direkt unter dem Blaulicht sind LEDs angebracht, die von den Fahrer als Schreibleuchte genutzt werden können. Sie sind im Eigentum des Kreises Lippe und am Feuerwehrausbildungszentrum in Lemgo stationiert. Beeindruckt war Medina von der kurzen Lieferzeit. Trotz der erheblichen Umbauten, die für solch ein Motorrad notwendig waren, betrug die Lieferzeit nur sechs Monate.
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