Kreis Lippe Nach dem Knall über Lippe: Wenn Flugzeuge schneller als der Schall sind

Kreis Lippe. Ein lauter Knall, verbunden mit vibrierenden Wänden hat die Lipper vergangene Woche hochschrecken lassen. Grund dafür war ein Kampfflugzeug der Bundeswehr vom Typ Tornado, der während eines Übungsfluges die Schallmauer durchbrach. Vor vielen Jahren war so etwas nichts Ungewöhnliches, heutzutage ist es anders. Das Luftfahrtamt der Bundeswehr bestätigt das: &bdquo;Der militärische Flugbetrieb in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert.“ Während des Kalten Krieges wurden auf den Gebieten der beiden deutschen Staaten mehr als 100 Flugplätze und Hubschrauberlandeplätze betrieben. 2.243 Kampfflugzeuge sowie Transportmaschinen und Hubschrauber führten jährlich hunderttausende Flugstunden durch – in verschiedenen Höhen. Nach der Wiedervereinigung und damit dem Wegfall der gegenseitigen Bedrohung wurde die Zahl militärischer Luftfahrzeuge und Flugplätze allmählich reduziert. 750 militärische Flugzeuge Heute betreibt die Luftwaffe laut eigenen Angaben nur noch zwölf aktive Fliegerhorste, das Heer fünf Flugplätze und die Marine einen. Derzeit sind rund 750 militärische Luftfahrzeuge in Deutschland stationiert. Laut Jahresbericht der Flugsicherung wurden 2016 3.108.761 Flugbewegungen im deutschen Luftraum erfasst, davon waren 43.973 militärisch. Der Anteil liegt also gerade einmal bei etwa 1,4 Prozent. Nicht immer fliegen die Kampfjets dabei Überschallgeschwindigkeit – etwa 1.200 Kilometer pro Stunde (km/h) – oder befinden sich im Tiefflug. Denn: Je tiefer ein Flugzeug fliegt, desto größer ist der Lärm, der am Boden wahrzunehmen ist. Wenn es dann noch sehr schnell fliegt, führt die plötzliche und laute Geräuschentwicklung dazu, dass sich Mensch und Tier erschrecken. Das ist laut Luftfahrtamt nicht beabsichtigt, Tiefflug müsse aber geübt werden. Mindestens elf Kilometer hoch Dabei geht es um eine Höhe von weniger als 500 Metern über dem Boden. Und das ist grundsätzlich an Werktagen von 7 Uhr bis 17 Uhr mit einer Mindesthöhe von 150 Metern für Transportflugzeuge, beziehungsweise 300 Metern für Kampfflugzeuge überall in Deutschland zulässig. Kampfjets dürfen dabei maximal 780 km/h schnell sein. Ausgenommen von Tiefflügen sind nur Großstädte, Flugplatzkontrollzonen, Kernkraftwerke und bestimmte Industrieanlagen. Der Tornado über Lippe befand sich laut eines Sprechers in einer Höhe von elf Kilometern über dem Meeresspiegel. Augenzeugen, die sich bei der "Lippischen Landeszeitung" (LZ) gemeldet haben, bezweifelten das. &bdquo;Der sogenannte Überschallknall ist trotz enormer Flughöhe sehr deutlich am Boden zu hören“, heißt es zur Erklärung. Zur Lärmverminderung darf nur bei realen Abfangeinsätzen, Testflügen und angemeldeten Übungsflügen schneller als der Schall geflogen werden. Solche Flüge sind nur oberhalb einer Höhe von elf Kilometern und nur werktags zwischen 8 Uhr und 12.30 Uhr sowie von 14 Uhr bis 20 Uhr erlaubt. Wie entsteht der Überschallknall eigentlich? Das Max-Planck-Institut erklärt es so: Unsere Luft ist ein Gas und besteht daher aus vielen Molekülen mit einer gewissen Dichte. Bewegt sich ein Flugzeug durch dieses Gas, stößt es die Moleküle vor sich her, drängt sie zusammen und erzeugt eine Druckwelle. Diese bewegt sich mit Schallgeschwindigkeit vor ihm fort. Bei einer Überschreitung dieser Geschwindigkeit (1.200 km/h) kann die Luft die Dichteschwankungen nicht mehr schnell genug ausgleichen. Nun steigt die Dichte der Luft kegelförmig um das Objekt herum an. Diese starke Erhöhung der Dichte (Schallmauer) ist von uns als lauter Knall zu hören, sobald die so entstandene Stoßwelle uns erreicht. Nicht mit einem Kampfjet, aber einer Concorde ist der Lemgoer Ernst-August Kuhlemann schneller als der Schall geflogen. Seine Erlebnisse auf einem ganz besonderen Flug hat er der LZ geschildert. Lesen Sie hier mehr.

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