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Rosario de Simone (Mitte) vor seinem Bild „Ladri" (Diebe). Neben ihm steht die Kunstvereins-Vorsitzende Isolde Müller-Borchert und der künstlerische Leiter Andreas Beaugrand. - © Karin Prignitz
Rosario de Simone (Mitte) vor seinem Bild „Ladri" (Diebe). Neben ihm steht die Kunstvereins-Vorsitzende Isolde Müller-Borchert und der künstlerische Leiter Andreas Beaugrand. | © Karin Prignitz

Das Spannende an zeitgenössischer Malerei Maler lädt in Oerlinghausen zur Begegnung mit seinen Figuren ein

Im September hat der italienische Künstler Rosario de Simone Bilder bereits im Kunstschaufenster am Rathausplatz gezeigt. Jetzt stellt er beim Kunstverein aus.

Karin Prignitz
28.02.2023 , 08:43 Uhr

Oerlinghausen. Auf große Resonanz ist die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Oerlinghausen gestoßen. Gezeigt werden noch bis zum 2. April Arbeiten des in Neapel geborenen Künstlers Rosario de Simone, der seit fast 35 Jahren in Bielefeld lebt und arbeitet, außerdem als Kunstlehrer in Herford. Der erste Blick beim Eintreten in die Alte Synagoge an der Tönsbergstraße fällt auf das Bild mit dem Titel „Ladri“.

Übersetzt heißt das Diebe. Dieses wie auch die weiteren überwiegend großformatigen Arbeiten sind zwar nicht eigens für den besonderen Raum geschaffen worden, aber bewusst dafür ausgewählt und in Teilen nachbearbeitet worden.

Rosario de Simone schaut sich unter den vielen Besucher, die den kleinen Raum füllen, um. Er hält Ausschau nach dem Mann, der ihm den Titel für die aktuelle Ausstellung geliefert hat. Während sich beide über die Kunst unterhielten, fragte der Herr: „Wenn das keine Mütze ist, ist das Gesicht auch kein Gesicht?“ Genau das sei die Frage der Kunst, sagt de Simone, der seine Bilder als „unspektakulär, an der Grenze zur Langweiligkeit“ beschreibt. Doch entziehen kann man sich ihnen nicht. Tatsächlich wirkt das, was abstrahiert und schemenhaft zu sehen ist, bedrückend, zugleich aber auch als Hommage an die Bildfläche.

Andreas Beaugrand, künstlerischer Leiter des Kunstvereins, deutet auf eine Leiter im Bild Ladri, auf eine Person. „Aber ist es überhaupt eine Person, die hochklettert?“ Isolde Müller-Borchert, der Kunstvereinsvorsitzenden, entlockt das mit Bezug auf den Titel die Frage: „Wenn das kein Mensch ist, ist das dann auch keine Leiter?“ Jeder Betrachter möge das für sich entscheiden.

Rosario de Simone möchte als klassischer Maler keine Geschichte erzählen, sondern vielmehr eine Stimmung erzeugen, dazu anregen, sich mit der Kunst auseinanderzusetzen, den Figuren zu begegnen und ihnen zu lauschen. Auffällig ist die Auswahl der Farben. Terrakottarot und Ocker vor allem.

Rosario de Simone malt klassisch mit Öl auf Leinwand. „Ich habe keine Skizze, sondern alles im Kopf“, sagt er. Am Anfang stehe eine riesige Zeichnung mit dem Pinsel. Die werde dann „lasiert, lasiert, lasiert“. Die Mehrfarbigkeit entstehe durch diese Lasur. Eine Farbigkeit, wie sie in seiner Heimat Neapel zu sehen ist. „Ich vermeide bunte Bilder, bin sehr sparsam mit Farbe“, betont der 56-Jährige.

Der Maler hat in der Akademie am Tönsberg gearbeitet

Im September 2022 war eine Auswahl seiner Bilder mit dem Titel „Haltung“ bereits im Kunstschaufenster am Rathausplatz zu sehen. Das dort entstandene 14. digitale Kunstgespräch kann auf der Homepage des Kunstvereins Oerlinghausen aufgerufen werden. Der Maler hat zudem in der Akademie am Tönsberg mit deutschen und ukrainischen Studenten gearbeitet.

Der gebürtige Italiener ist mit seiner Kunst in zahlreichen Ausstellungen vertreten gewesen. Andreas Beaugrand hat eine Reise-Zeitschrift mitgebracht, in der die Stimmung und Atmosphäre Neapels eingefangen worden ist und die de Simone mit seiner sehr persönlichen künstlerischen Ausdrucksweise wiedergibt.

Im Ausstellungsraum liegt eine Liste mit den Bildern von de Simone aus. Übersetzt bedeuten die italienischen Titel Scham, Neid, Mitgefühl, Erschöpfung, Neugierde, Körperhaltung oder hinterrücks. „Er drückt seine Empfindungen in den Bildern aus“, sagt eine Besucherin.

Die Ausstellung in der Alten Synagoge ist zu den Öffnungszeiten samstags von 15 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr zu sehen oder auf Anfrage.

Am Samstag, 25. März, lädt Sabine Husemann-Seidel Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren ab 15 Uhr ein, anlässlich der Ausstellung zu Kunstentdeckern zu werden. Anmeldungen per E-Mail unter info@kunstverein-oerlinghausen.de oder der Rufnummer 05202 6170.

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