Kreis Lippe Streit zwischen Klinikum Lippe und Chefarzt der Kinderklinik eskaliert

Detmold. Mit einer Unterschriftenaktion im Internet fordert Prof. Dr. Thomas Brune, Chef der Kinderklinik des Klinikums Lippe, von dessen Aufsichtsrat, &bdquo;die Geschäftsführung des Klinikums zu stoppen“. Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte sowie Dr. Christine Fuchs führten das Haus seit einigen Jahren &bdquo;in einer rein an Gewinn orientierten Ausrichtung ohne jede Rücksicht auf die notwendige medizinische Versorgung der Bevölkerung“. Landrat und Aufsichtratsvorsitzender Dr. Axel Lehmann weist dies mit deutlichen Worten zurück. Das Klinikum Lippe richte seine Strategie nicht an Gewinnmaximierung, "sondern an einer optimalen Versorgung für die Lipperinnen und Lipper aus". Brune selbst war am Wochenende, kurz vor dem Start der Petition, von seinem Posten freigestellt worden, bestätigt die Klinikum Lippe GmbH. Die Leitung der Kinderklinik übernehme interimsweise die langjährige leitende Oberärztin Dr. Beate Ruppert, die Leitung des Perinatalzentrums der langjährige Oberarzt Dr. Ulrich Wunderle. "Von der Geschäftsführung ist bereits eine Personalberatung für die Nachfolgesuche beauftragt worden", schreibt das Klinikum, von der Lippischen Landes-Zeitung auf Brunes Petition angesprochen. Durch die Vergabe der W3-Universitätsprofessur an die neue Leitung der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikstandort Detmold spielten klinische Forschung und Lehre künftig auch eine verstärkte Rolle in der Familienklinik. Inhaltlich nahm Dr. Johannes Hütte zu Brunes Vorwürfen keine Stellung. Vier Stellen waren bereits im Juli unbesetzt Brune indes sehr wohl. Dr. Hütte habe die Freistellung ihm gegenüber mit fehlerhaften Abrechnungen für die Behandlung von Privatpatienten begründet. "Ein Vorwand." Vielmehr habe es der Geschäftsführung nicht gepasst, dass er seit Monaten auch gegenüber dem Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Dr. Axel Lehmann davor warne, dass die Kinderklinik die Zulassung für das Perinatalzentrum (Frühgeborenen-Behandlung) verliere, weil die personelle Ausstattung nicht reiche. &bdquo;Da fehlen jetzt, wo ich weg bin, zwei Kinderkardiologen und zwei Kinderchirurgen.“ Vier Stellen waren bereits im Juli offen, damals hatte das Klinikum zwischenzeitlich die Betreuung von Risikoschwangerschaften an andere Kliniken übertragen. Er habe Lehmann darüber informiert, dass für den Erhalt des Perinatalzentrums eine politische Lösung anzustreben sei. &bdquo;Der Ärger fing so richtig an, als ich mich weigerte, in der Zertifizierungsurkunde den Passus zu unterschreiben, dass Kooperationsverträge mit anderem Kliniken für ein Perinatalzentrum Level 1 sämtlich vorlägen. Denn davon wusste ich nichts.“ Anfang des Jahres habe er dann erklärt, die medizinische Verantwortung für das von ihm über Jahre aufgebaute Perinatalzentrum nicht mehr tragen zu können. Der Landrat spricht von "Unterstellung" Lehmann regelmäßig berichtet zu haben, sehe er als seine Pflicht an. Stattdessen habe er, weil er Externe involviert habe, sogar eine Abmahnung erhalten. Über deren Korrektheit entscheide nun das Arbeitsgericht. Brunes sieht dem gelassen entgegen, ebenso möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenz wegen der Offenen Petition. &bdquo;Ich habe lange überlegt, und ich gehe im Herbst in den Ruhestand. Und einer muss ja mal sagen, was im Klinikum Sache ist.“ Der Kreistag solle die Rolle der Geschäftsführung sowie des Aufsichtsrates offen debattieren und Mitarbeiter des Klinikum hören. Axel Lehmann indes reagiert sauer, der Landrat spricht von einer Unterstellung. Dass der Aufsichtsrat seiner Aufsichtsfunktion nicht in der gebotenen Sorgfalt nachkommen soll, weist er "entschieden zurück". Neben der der Geschäftsleitung nähmen schließlich auch leitende Mediziner an den Sitzungen teil und besäßen dort dann Rederecht. Klinikum blickt nach vorn Die universitäre Ausrichtung des Klinikums Lippe als Teil des Universitätsklinikums OWL der Universität Bielefeld erreiche mit der bevorstehenden Neuausrichtung der Familienklinik Lippe die nächste Stufe, betont das Klinikum. &bdquo;Als Universitätsklinikum verfolgen wir nicht nur eine weitere Optimierung der medizinischen Versorgung und den Zugang zu neuesten Behandlungsformen für die Lipperinnen und Lipper. Darüber hinaus können wir vor allem auch zusätzliche, qualifizierte Fach- und Führungskräfte an unser Krankenhaus binden", schreibt Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte. Beispielsweise habe das Klinikum die frei gewordenen Chefarztpositionen in den diagnostischen Bereichen Radiologie und Laboratoriumsmedizin mit Universitätsprofessoren besetzen können, gleiches stehe nun für die Familienklinik auf dem Plan: &bdquo;Auch in der Kinderklinik sind wir auf diesem Weg. Ziel ist es, das Perinatalzentrum Level 1 hierdurch erfolgreich in die Zukunft zu führen. Die dazu notwendigen Maßnahmen werden umgesetzt.“ Durch das bevorstehende Ausscheiden Brunes werde diese Leitungsposition ja ebenfalls neu besetzt.

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