Stadtgeschichte Oerlinghausen Welche Spuren der Musiker und Illustrator Ernst Meier in Oerlinghausen hinterlassen hat

Oerlinghausen. Ernst Meier? Nur noch sehr wenige Menschen erinnern sich an den früher bekannten Oerlinghauser, der lange Zeit an der Detmolder Straße lebte. 2006 starb er im 98. Lebensjahr. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens wohnte er recht zurückgezogen mit seiner Frau bei seinem Sohn in Schloß Holte-Stukenbrock. Doch Ernst Meiers Leben in der Bergstadt verlief in vieler Hinsicht außergewöhnlich. Er besaß diverse Talente, die dafür sorgten, dass er zahlreiche Spuren in der Oerlinghauser Stadtgeschichte hinterließ. Werner Höltke erinnerte in einem unterhaltsamen Vortrag im Heimatverein an &bdquo;seinen Freund und Nachbarn“, den Musiker und Zeichner Ernst Meier. Die Not im ersten Nachkriegswinter 1945/46 hatte den damals 16-jährigen Höltke und den 21 Jahre älteren Meier zusammengeführt. &bdquo;Wir mussten Brennholz am Brachtsberg für die Stadt Oerlinghausen schlagen“, erinnert sich Werner Höltke an den harten Wintereinsatz. &bdquo;Wir zersägten dicke Buchenstämme auf Meterlänge, spalteten sie und stapelten die Scheite, damit sie Fuhrunternehmer Adolf Strate mit einem Pferdegespann abholen und an die Bevölkerung verteilen konnte.“ Damals hatte Ernst Meier bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Als Sohn eines Maurers wurde er 1919 am Welschenweg geboren. Schon früh schloss er sich der kommunistischen Partei an und war stets handgreiflich mit dabei, wenn es in den Straßenkämpfen Anfang der 1930er Jahre gegen die Nazis ging. Höltke: &bdquo;Da wurden eigene kommunistische Wahlplakate aufgehängt und Nazi-Wahlplakate bei Nacht und Nebel übergepinselt.“ Die Flucht in die Sowjetunion endete recht bald Heftige Schlägereien waren die Folge. Nach Hitlers Machtergreifung wurde es gefährlich für Ernst Meier, ihm drohten Verhaftung und Gefängnis. Gemeinsam mit einem Freund machte er sich auf, um in der Sowjetunion Unterschlupf zu finden. Doch die russischen Lebensbedingungen müssen die beiden Kommunisten offenbar völlig frustriert haben, so dass sie recht bald nach Oerlinghausen zurückkehrten. Mit viel Glück gelang es Ernst Meier, wieder Tritt zu fassen und ein unauffälliges und normales Leben in der Bergstadt zu führen. Seine künstlerischen und musischen Begabungen haben ihm dabei offenbar geholfen. Dank seines Zeichentalents stellte ihn die Firma Weber als Musterzeichner für Textilien ein. Und seiner Musikalität verdankte er es, dass er 1935 als Blasmusiker in der Werkkapelle der Weberei mitspielen konnte. Bald wurde auch die Oerlinghauser Feuerwehrkapelle auf ihn aufmerksam und übernahm ihn ebenfalls gern als Posaunisten. &bdquo;Als 1939 der Krieg ausbrach, musste Ernst Meier bei einer Nachrichteneinheit Dienst tun“, sagte Werner Höltke, &bdquo;aber er überstand die Kriegszeit unversehrt.“ Abgeordneter im damaligen Lippischen Landtag Noch einmal wurde Ernst Meier politisch aktiv. Eine aktuelle Studie des Düsseldorfer Landtages ergab, dass Meier 1946 für einige Monate dem damaligen &bdquo;ernannten Lippischen Landtag“ als Abgeordneter der kommunistischen Partei angehörte. Das Thema war jedoch schnell beendet, denn Lippe schloss sich 1947 Nordrhein Westfalen an, der Detmolder Landtag wurde aufgelöst und die Kommunistische Partei ohnehin verboten. Aber Ernst Meier hatte sich bereits für ein bürgerliches Leben in Oerlinghausen entschieden. &bdquo;Nachdem der Betrieb der Firma Weber wieder normal lief, begann er dort wieder und entwarf Mustertextilien von Hand- und Geschirrtüchern und besaß sogar ein eigenes Arbeitszimmer“, erzählte Werner Höltke. Die Musik begleitete Ernst Meier sein Leben lang. Durch seine musikalischen Auftritte in verschiedenen Kapellen wurde er allseits bekannt. In der Nachkriegszeit spielte er in kleinen Bands auf Hochzeiten oder öffentlichen Tanzveranstaltungen. Bei größeren Volksfesten trat er in Uniform mit der Feuerwehrkapelle auf – mal mit Posaune, Horn, Piccoloflöte oder Marschtrommel. Im Jahre 1985 erhielt er eine außergewöhnliche Auszeichnung. Für 50-jährige Mitgliedschaft ehrte ihn die Freiwillige Feuerwehr als Musiker in der Feuerwehrkapelle. Doch auch später nahm er immer noch an Märschen durch Oerlinghausen teil und machte bei diversen Konzerten mit. Werner Höltke: &bdquo;Im hohen Alter schloss er sich den Bergstadtmusikanten an. Die vier bis fünf Musiker fanden mit alpenländischer Musik im Weberpark oder am Bokelfenner Krug immer ein großes Publikum.“ Ernst Meier illustrierte die Bücher über Oerlinghausen Es sind allerdings die Zeichnungen und Buchillustrationen, die auch heute noch an Ernst Meier erinnern. Bilder von Straßenszenen oder Häuseransichten aus dem alten Oerlinghausen wurden von ihm künstlerisch entworfen. Viele der Strichzeichnungen aus der Vergangenheit sind noch erhalten, die meisten davon in Werner Höltkes privater Bildersammlung zu besichtigen. Auch als der Heimathistoriker seine Oerlinghausen-Bücher schrieb, erklärte sich Meier sofort bereit, die Illustrationen zu liefern. Werner Höltke: &bdquo;Ich brauchte nur anzudeuten, welche Personen, Straßen und Häuser in den Artikel vorkommen sollten. Nach kurzem Nachdenken begann Ernst Meier Ansichten der Bergstadt zu zeichnen.“

Mehr zum Thema