Oerlinghausen Marius Salitter ist der neue Kinderschützenkönig

Oerlinghausen. Ein ungläubiger Blick, dann reißt Marius Salitter die Arme in die Höhe. &bdquo;Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, erzählt der glückstrahlende neue Kinderkönig der Oerlinghauser Schützengesellschaft am späten Sonntagnachmittag. &bdquo;Ich habe einfach auf gut Glück ganz unten auf den Schwanz geschossen“, sagt der 13-Jährige und zeigt den Einschuss am noch einigermaßen intakten Vogel. Der hatte sich als zäh erwiesen, so dass sich am Schießstand ein spannendes Duell der Aspiranten entwickelt. Bevor gezielt und gefachsimpelt wurde, hatte der bereits seit dem Jahr 2019 regierende Kinderthron seinen großen Auftritt. Nach drei Jahren coronabedingter Pause waren aus den Kindern längst Jugendliche geworden. Tom Nienkirchen kann demnächst seinen 17. Geburtstag feiern, Jolina Klimmeck ist fast 14 Jahre alt. Statt in einer Kutsche wurden das noch amtierende Kinderschützenkönigspaar und ihr Thron mit Cabrios vom Rathaus- bis zum Schützenplatz gefahren. Mit coolen Sonnenbrillen und noch coolerer Mucke. &bdquo;Beinahe hätte Tom selbst fahren können“, war immer wieder in den Schützenreihen zu hören. Auf dem Platz finden sich elf Aspiranten vor dem Schießstand ein. Fast alle tragen das grüne Schützenhemd. Kaum einer von ihnen hatte schon die Gelegenheit, auf den Adler zu zielen. Schließlich musste das Kinderschützenfest in den Jahren 2020 und 2021 ausfallen. Schießen darf nur, wer zwischen 9 und 13 Jahren alt ist. Den Wettbewerb beobachtet haben die meisten von ihnen schon, und deshalb erkennen sie auf den ersten Blick: &bdquo;Der Vogel ist dicker als sonst.“ Gefertigt worden ist der hölzerne Adler in der Schreinerei von Paul Lange und tatsächlich etwas anders als vor drei Jahren. Die Jungen konzentrieren sich auf das Zepter. Besser gesagt auf den dünnen Stab, an dem es befestigt ist. Den, das vermuten die Schützen, könne man bestimmt am schnellsten treffen. Tatsächlich aber braucht es hier bereits 43 Schüsse, bis die Insigne schließlich purzelt. Jakob Ristau (9) ist der Glückliche. Zu seiner Zepterprinzessin wählt er Luna Hoffmann (10) und schießt gleich darauf noch den halben Apfel ab. Jan Lukas Fietz (11) holt ihn mit gezieltem Schuss, dem 56., ganz herunter. Eine Prinzessin hat der neue Apfelprinz noch nicht im Auge. &bdquo;Ich gehe gleich mal gucken.“ Erst einmal aber will er für seinen Freund Paul Speckmann &bdquo;noch ein paar Mal als Vorlage schießen“. Hat offensichtlich geklappt, denn tatsächlich holt der elfjährige Niklas-Luhmann-Schüler die Krone nach langem Kampf mit Schuss 170 herunter. Und als echter Freund verspricht Jan Lukas: &bdquo;Ich suche dir eine Prinzessin.“ Die ist mit Nica Diekmann (10) schnell gefunden. Apfelprinzessin ist Amy Siemens (11). Moritz Hoffmann ist es, der die Krone in Schieflage bringt. In der Folge bewegt sich der Kopf des Adlers munter in die eine und wieder in die andere Richtung, ehe sie in schräger Position verharrt. &bdquo;Dem Vogel wird schwindelig“ oder &bdquo;er hat Kreislaufprobleme“ wird gefrotzelt. Andere vermuten, dass er ein Nickerchen macht. Jan Lukas feuert noch einmal an: &bdquo;Los Paul, du schaffst das.“ Auch Torben Becker, Apfelprinz von 2018 und Zepterprinz von 2019, steht mit fachmännischem Rat zur Seite. Am Schießstand wird es noch einmal spannend. Wer wird der neue Oerlinghauser Kinderschützenkönig? Es ist 16.25 Uhr, als der Vogel beginnt zu wackeln. Immer wieder geht ein Raunen durch die Reihen, wenn die Schüsse sitzen, das Tier aber beharrlich hängenbleibt. Am Ende ist es Marius Salitter (13), der den Titel mit dem 218. Schuss holt, den vor 25 Jahren Frederic Dorneau innehatte. Auch er zielte damals auf den Schwanz des Adlers. &bdquo;Wer einen Flügel abschoss, bekam ein Spielzeugauto“, erzählt der heute 34-Jährige. Als die vergeben waren, wurde es der Vogel. &bdquo;Lorbeerkranz und Adler hängen heute noch bei meinen Eltern im Keller“, erzählt Dorneau. Marius Salitter wählt Hannah Wagner (12) zur Königin. Emilia (11) hat das Königsschießen aufmerksam verfolgt und fragt sich, wie so viele andere vor ihr, warum eigentlich keine Mädchen mitschießen dürfen. Die Jungen hätten nichts dagegen. Und Marius Salitter, der realisiert kurz vor der Proklamation: &bdquo;Ach du meine Güte, ich muss ja gleich tanzen.“

Mehr zum Thema