Mord in Kalletal Suche nach dem mutmaßlichen Axtmörder - wie viel Hoffnung bleibt?

Kreis Lippe. Ein wenig schwingt der Frust in der Stimme von Oberstaatsanwalt Christopher Imig mit, wenn er über den Stand der Ermittlungen zum mutmaßlichen Axtmörder Elchin Agajew spricht. Schon seit knapp drei Wochen ist der 36-Jährige auf der Flucht, nachdem er am 18. Juni in einem Stemmer Mehrfamilienhaus den Liebhaber seiner Ex-Freundin brutal im Schlaf mit einer Axt erschlagen haben soll. Seit Tagen schon gibt es nichts Neues zu berichten, die verbliebende Luft bis zum erlösenden Fahndungserfolg scheint immer dünner zu werden. Was nun? "Natürlich ist das auch für uns eine sehr unbefriedigende Situation", sagt Oberstaatsanwalt Christopher Imig. Inzwischen müsse man zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Elchin Agajew tatsächlich "abgehauen" sein könnte. Auch wenn selbst das bloß eine von vielen kursierenden Spekulationen sei, beweisen ließe es sich nicht. "Wir lassen weiterhin nichts unversucht", sagt Imig. Zwar werde nicht mehr in derselben Intensität wie anfangs ermittelt, doch es liefen diverse kriminalistische Kartentricks im Hintergrund weiter. Einige hätten auch mit Gerichtsbeschlüssen zu tun. Details könne er nicht nennen. Die Hypothese, dass sich der Gesuchte nach wie vor in der Nähe des Tatorts und damit rund um Kalletal oder Rinteln aufhält, scheint jedoch mit jedem verstrichenen Tag weniger wahrscheinlich zu werden. "Wie schafft man es, drei Wochen ohne die nötigen Mittel völlig unbemerkt zu überleben?", stellt Oberstaatsanwalt Christopher Imig in den Raum. Der Gesuchte hätte in dieser Zeit doch irgendjemandem auffallen oder sich bemerkbar machen müssen. Zwar seien Männer in blauen T-Shirts gesichtet worden, die Beobachtungen seien aber recht vage gewesen. Hat sich Agajew per Anhalter ins Ausland abgesetzt? Dass Agajew auf seiner Flucht eventuell einen unwissenden Fernfahrer angesprochen und per Anhalter sogar schon das Land verlassen haben könnte, gehöre inzwischen ebenfalls zu einer der Theorien, mit denen die Ermittler arbeiten müssten. International werde parallel eh schon von Beginn an nach ihm gefahndet. Wie erfolgreich das am Ende sein wird, hängt laut Imig letztendlich mit den etwaigen Beziehungen und der Hilfsbereitschaft der entsprechenden Länder zusammen. Die Mordkommission scheint derweil an einem Scheideweg zu stehen. "Wir müssen uns natürlich fragen, was wir noch machen können", sagt Imig. Mit Hundertschaften weiter jeden Grashalm des lippischen Nordens zu durchkämmen, lasse sich weder ressourcenbedingt noch nach der aktuellen Spurenlage rechtfertigen. Dafür gebe es schließlich keine konkreten Hinweise. Hinterbliebene wollen endlich abschließen Am meisten aber quält die erfolglose Suche nach dem dringend tatverdächtigen Elchin Agajew die Hinterbliebenen des Getöteten. Der 39-Jährige ehemalige Kfz-Mechaniker, der mit seiner Familie im benachbarten Möllenbeck lebte, hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Erst in dieser Woche hatte die Witwe des Getöteten noch ein großes Fernsehinterview gegeben, um das Erlebte zu schildern. Nach Angaben ihres Anwalts Thorsten Frühmark habe die Mutter dies in der Hoffnung getan, wieder mehr Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken und somit vielleicht doch noch an den einen entscheidenden Hinweis zu kommen. "Sie möchte unbedingt, dass er geschnappt wird", sagt Frühmark. >>> Axtmord in Lippe: Verdächtiger soll nach Tat seine Frau vergewaltigt haben Dass der mutmaßliche Mörder ihres Mannes immer noch auf der Flucht ist, sei für die Familie mindestens genau so schlimm wie die Tat selbst. "Meine Mandantin will ihm im Gerichtssaal gegenübersitzen und ihm direkt in die Augen schauen. Das ist ihr enorm wichtig", sagt der Opferanwalt. Nur so könne die Familie abschließen. Auch wenn die Hoffnung, Agajew zu kriegen, mit jedem Tag etwas mehr schwindet. Kein Zusammenhang mit Mordfall in Obernkirchen Im nicht weit entfernten Obernkirchen (Niedersachsen) haben die Ermittler jetzt komplett ausgeschlossen, dass der Gesuchte im Kalletaler Mordfall etwas mit dem Tod einer Schreibwarenhändlerin (75) zu tun haben könnte. Dort ist ein Haftbefehl gegen einen anderen Mann (45) erlassen worden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilen. Die tote Seniorin war Anfang vergangener Woche unbekleidet in ihrem Geschäft aufgefunden worden. Die hiesigen Ermittler hatten schon von Beginn an betont, dass der mutmaßliche Axtmörder aus Kalletal nicht ins Profil der anderen Tat passe. Der Bückeburger Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig hielt sich zuletzt bedeckt. Offenbar, um die bevorstehende Festnahme nicht zu gefährden. Anmerkung der Redaktion: Der Artikel ist am Freitagvormittag mit aktuellen Informationen zum Mordfall Obernkirchen aktualisiert worden.

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