Fakten statt Mythen rund um die Wärmeplanung in Warburg

Warburg. Um über die kommunale Wärmeplanung zu informieren, hatte die Stadt ins Pädagogische Zentrum (PZ) eingeladen. Bürgernah, niedrigschwellig und transparent sollte das Info-Angebot sein. Dabei drehte sich es sich um die Frage, wie Warburg seine Wärmeversorgung in Zukunft gestalten wird. Vor allem aber sollte der Abend die Befürchtung abbauen, den Warburger Hauseigentümern würden die Ergebnisse des Wärmeplans von der Verwaltung aufgezwungen. Die muss, wie deutschlandweit in allen Kommunen gesetzlich verpflichtend, bis 2028 vorliegen. In großen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern bereits Mitte kommenden Jahres. Ein Wärmeplan, der aufzeigt, was möglich ist. Mit der kommunalen Wärmeplanung werde ein Fahrplan für die Energiezukunft der Stadt entwickelt, erklärt Bürgermeister Tobias Scherf. Dabei gehe es nicht um Vorgaben für einzelne Haushalte, sondern um eine Gesamtstrategie, die aufzeige, welche Lösungen in welchen Stadtgebieten sinnvoll und langfristig tragfähig seien. Der Hintergrund: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Fossile Brennstoffe wie Gas und Öl soll es dann in den Heizungen nicht mehr geben. &bdquo;Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg“, merkt der Verwaltungschef an. Geschätzt mehr als 200 Interessierte verteilten sich am Dienstagabend in den Stuhlreihen des PZ, um sich über den aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung in der Hansestadt sowie mögliche künftige Formen der Wärmeversorgung zu informieren. Und wie sich jeder individuell gut vorbereiten kann. Durch den Abend führt Klimanetzwerkerin Petra Schepsmeier von der Landesgesellschaft NRW Energy for Climate. Der Info-Abend sei Teil des Prozesses zur Aufstellung des Wärmeplans, hielt die Projektleiterin Klimakampagne OWL fest. &bdquo;Die Erde macht schlapp“, wies sie unmissverständlich auf Erderwärmung und Dringlichkeit des Themas hin. &bdquo;Technologieoffen“ betonen in Warburg die Experten Mit der Erarbeitung eines Wärmeplans haben Rat und Verwaltung die SME-Managementgesellschaft aus Elsdorf beauftragt. Zusammen mit den Stadtwerken wird für knapp 190.000 Euro ein entsprechendes Gutachten erarbeitet. Bestands- und Potenzialanalyse und ein Maßnahmenkatalog: Der Prozess umfasse mehrere Phasen, hält SME-Vertreter Stefan Röder fest. Der Dialog mit der lokalen Wirtschaft werde ebenso gesucht wie der mit den Netzbetreibern und Schornsteinfegern. Im Lenkungskreis werden Aufgaben benannt und koordiniert, Daten und Ergebnisse gesammelt. Am Ende werde ein Wärmeplan langfristig Orientierung bieten. &bdquo;Technologieoffen“, wie der Experte betonte. Für private Haushalte, Unternehmen und die städtische Infrastruktur. Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit: &bdquo;Daran lassen wir uns messen“. In einem ersten Schritt werde in der Kernstadt und den Dörfern die Gebäudestruktur analysiert und die aktuelle Wärmeversorgung betrachtet. &bdquo;Ein Überblick“, so Röder, dem die Fragen folgen: Wie kann der Wärmebedarf gesenkt werden? Wo können erneuerbare Energien genutzt und eingesetzt werden? Aus den Antworten werde &bdquo;dann ein Zielbild für die Wärmeversorgung im Stadtgebiet im Jahr 2045 entwickelt“. Doch die Kilowattstunden erst gar nicht entstehen zu lassen, weist Röder auf die immense Bedeutung energetischer Gebäudesanierungen hin, die mit Blick auf die Reduktion der Treibhausgasemissionen &bdquo;unerlässlich“ seien. Ergebnisse bezeichnen Bereiche und Areale, nicht einzelne Häuser Die kommunale Wärmeplanung zwingt keinen Hauseigentümer, eine funktionierende Heizung herauszureißen. Doch gilt im Neubau schon jetzt die Regel, dass die Wärme im Haus zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen muss. Da ist aktuell die Wärmepumpe das Maß der Dinge. Allerdings spielt sie nach den aktuellen Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz im Kreis Höxter im Vergleich zu den mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizungen noch so gut wie keine Rolle. Auch interessant: Mit 23 Maßnahmen will Warburg das Klima retten Heizungsanlagen im Bestand können nach Gesetzeslage bis Ende 2044 weiterlaufen, sofern sie aufgrund des Alters (30 Jahre) nicht zuvor ausgetauscht werden müssen. Ob sich die Reparatur von Gas- und Ölheizung noch lohnt? Ist ein Tausch empfehlenswert? Funktioniert im Altbau eine Wärmepumpe? Das sind die Fragen aus Verbrauchersicht. Im kommunalen Wärmeplan werden nicht einzelne Häuser oder Grundstücke genannt, sondern Stadtbereiche und Dörfer zusammengefasst. Sie zeigt Areale, &bdquo;die zentral über ein Wärmenetz oder über dezentrale Versorgungsoptionen versorgt werden könnten“, erklärt Stefanie Hüser-Dierkes, Klimaschutzbeauftragte der Stadt. Ob die erzeugte Energie aus Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft, Geothermie, aus der Abwärme aus Industrie, Flüssen und Abwässern, Biomasse und Biogas stammt, bleibt offen. Lesen Sie auch: So heizen die Menschen im Kreis Höxter ihre Wohnungen Was ist und was die Zukunft bringt Nah- und Fernwärmenetze: Beispielsweise kommt die Wärme im Hallenbad, in der Sekundarschule, dem Hüffertgymnasium, der Dreifach-Turnhalle, im PZ und der Stadthalle schon heute per Fernwärmeleitung aus dem Heizkraftwerk am Wachtelpfad. Auch das &bdquo;Zeitgeist“-Hotel wird von der Heizanlage zwischen der Stadthalle und den Tennisplätzen mit Wärme versorgt. Ein Energie-Management-System regelt die Fernwärme der angekoppelten Gebäude bedarfsgerecht und effizient. Ein Biomassekessel, zwei Gaskessel, die Bedarfsspitzen abdecken. Fernwärme könnte im Bereich der Hüffert zukünftig vielleicht eine noch eine größere Rolle spielen. Auch die geplanten Stadtquartiere, die Laurentiushöhe im Westen und Zuckerfabrik im Osten, bieten sich an. Lesen Sie auch: Wärmeplanung in deutschen Kommunen geht voran Eugen Wiens, Geschäftsführer des Paderborner Unternehmens Enerix, einem Fachbetrieb für Photovoltaik, Stromspeicher und Wärmepumpen, warb für das moderne Heizsystem. Zuvor hatte Schepsmeyer auf den CO2-Preis auf die fossilen Brennstoffe hingewiesen, der von 25 Euro im Jahr 2021 auf 45 Euro im vergangenen Jahr stieg. &bdquo;Und weiter steigen wird“. Erwartet wird im kommenden Jahr ein Betrag zwischen 55 und 65 Euro, bevor 2027 die Emissionszertifikate auf einem dann freien Markt europaweit versteigert werden. &bdquo;Viele überschätzen die aktuellen Kosten, viel unterschätzen die künftigen Kosten“, bemerkt sie zu Investitions- und Betriebskosten. Infos auf der Webseite der Stadt Warburg Bürgerbeteiligung sehen die Verantwortlichen als zentrales Element im Prozess der Wärmeplanentwicklung. &bdquo;Wir legen großen Wert auf Transparenz“, sagt der Bürgermeister. Auf der Website der Stadt gibt es einen Bereich, in dem fortlaufend neue Infos zur Verfügung gestellt werden.

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