Einzelhandel Wie geht's der Warburger Innenstadt?

Warburg. Hatte die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr für eine nie gekannte Ausnahmesituation in Einzelhandel und Gastronomie gesorgt, so nimmt die Krisenstimmung in diesem Jahr abermals kein Ende. Ukraine-Krieg, explodierende Energiepreise, Inflation und Fachkräftemangel die Stichworte. Da ist mancher schnell mit der Vorstellung bei der Hand, für die Innenstädte vor allem kleinerer Städte sehe es duster aus. Dementsprechend fällt dann auch der Gang durch die Warburger Einkaufsmeile aus. Doch vielleicht trügt der Blick auf manch verklebte Schaufensterscheibe. Im Stadtmarketing wird das Wort Leerstand gern vermieden. Man spricht eher vom Wandel. Denn im Vergleich mit Städten vergleichbarer Größe biete die Hansestadt &bdquo;weiterhin einen guten Besatz“, weiß Sören Spönlein, im Behördenhaus verantwortlich für das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung. Aufkeimende Gerüchte über bevorstehende Geschäftsschließungen, die immer wieder auf der Straße ihre Runde drehten, entsprächen nicht immer der Wahrheit, merkt er an. &bdquo;Wie wir uns in Zukunft aufstellen“ Natürlich sei für die Gewerbetreibenden die aktuelle Situation schwierig. Und damit scheinen auch die Aussichten für die Stadt nicht auf Rosen gebettet. Angesichts sich stetig wandelnder Zeiten und immer wieder neuen Herausforderungen werde daran gearbeitet, &bdquo;wie wir uns in Zukunft aufstellen“. Wenn ein Geschäft schließe, &bdquo;gehen keineswegs überall automatisch die Lichter aus“, wehrt sich Spönlein gegen übertriebenen pessimistischen Auswuchs. Auf der einen Seite habe die Wirtschaft mit steigendenden Energie- und Betriebskosten zu kämpfen. Eine Entwicklung, in welche Richtung auch immer, sei kaum einzuschätzen. &bdquo;Wir müssen diesen Winter schauen und sehen wie sich diese Zeit auf Industrie und Einzelhandel auswirkt“, bekräftigt Spönlein. Auf der anderen Seite sinke die Kaufkraft der Verbraucher. Es werde mehr gespart, vermutet der Wirtschaftsförderer. Qualitätsläden Ein besonderes Pfund, das in der Stadt allerdings nach und nach schwinden werde, seien die inhabergeführten Geschäfte. &bdquo;Qualitätsläden“, betont Spönlein. Fachgeschäfte, deren Eigentümer sich nach Nachfolgern sehnen. &bdquo;In den Oberzentren ziehen dann die Ketten ein, bei uns fallen sie einfach weg“, bedauert der Marketingexperte. Am Ende des Jahres wird in Warburg ein weiteres die Türen schließen. Im Schreibwarenladen Drawe an der Ecke Josef-Wirmer- und Kalandstraße ist Räumungsverkauf. Ein familiengeführtes Traditionsgeschäft seit Generationen, dessen Firmengeschichte mehr als 100 Jahre das Bild in der Innenstadt geprägt hatte. Ebenso wie Lederwaren Lammers an der Marktstraße oder das Haushaltswarengeschäft Kettschau an der unteren Hauptstraße, deren Inhaber Ende 2021 die Ladenlokale aus Altersgründen schlossen. Auch das Modegeschäft von Karin Jakobs an der Ecke Stern- und Hauptstraße steht seitdem leer. Aufgegebene Geschäftsräume: &bdquo;Eine große Chance für andere“ Vodafone habe angekündigt, den Laden am Marktplatz aufzugeben, berichtet Spönlein. &bdquo;Geschäftsräume in bester Lage“, wendet er die Perspektive. &bdquo;Eine große Chance für andere“, sagt er und erinnert an das von vielen Warburgerinnen und Warburgern gewünschte Marktplatz-Café. Wenn der Mobilfunkdienstleister ausziehe, &bdquo;wird eine Immobile in 1A-Lage frei“. Bedauerlich sei das Aus des &bdquo;Ristorante Leone“ am Paderborner Tor. &bdquo;An einem gut funktionierenden Standort.“ Im Vorgängergeschäft waren dort bis 2004 Sportartikel aller Art angeboten worden. Raffaele Leone wird aufgrund mangelndem Personals aufhören. Ein Problem, mit dem Gastronomen im ganzen Land arg zu kämpfen haben. Qualifiziertes Personal ist rar. Nach den Lockdowns in der Pandemie waren viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Branchen untergekommen. Dazu kommen unbeliebte Arbeitszeiten abends und am Wochenende. Auch der Wirt des Szenelokals &bdquo;Pfeffermintz“ hatte vor Kurzem aus persönlichen Gründen seinen Rückzug vermeldet. Ein Blick auf die Gastronomie Dagegen wird demnächst an der Warburger Hauptstraße ein Bistro eröffnen. Neben dem Tedy im Kaufhaus Pielsticker. Neues Leben in den Räumen der ehemaligen Desenberg-Apotheke. Die Umbauarbeiten haben begonnen. Auch das Wirtspaar des &bdquo;Ratskellers“ hatte in diesem Sommer renoviert und den Neuanfang im verlassenen Gasthaus zwischen den Städten gewagt. &bdquo;15 Eröffnungen bei acht Schließungen“, weist Spönlein auf den &bdquo;nicht selbstverständlichen Erfolg“ des Sofortprogramms zur Stärkung der Innenstädte und Zentren in NRW im vergangenen Jahr hin. &bdquo;Diesen deutlich positiven Lauf nehmen wir mit“, hält er fest. Rund 300.000 Euro hatte die Verwaltung für die Hansestadt vom Land eingeworben. Im Förderprogramm laufen aktuell 17 aktive Verträge. Darunter 14 Neuansiedlungen. &bdquo;Bekannte Namen wie Wilke Moden oder das Sanitätshaus Friedhoff. Auch kleinere wie der Bubble-Tea- und Donat-Laden an der Hauptstraße“, zählt Spönlein kurz auf. Die Nachfrage sei weiterhin vorhanden, Gespräche würden geführt. Verträge mit einer Laufzeit bis zum Jahresende 2023 stehen im Raum. Hoffnungen: Sofortprogramm, Innenstadtkonzept und Smart Cities Weitere Fördermittel werde das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) bringen, das derzeit gemeinsam mit dem Planungsbüro UmbauStadt erarbeitet werde, ist Spönlein überzeugt. Allerdings werde sich, wie bereits berichtet, der Abschluss verzögern. Weil es in der Agentur personellen Engpässe gegeben habe. Der Fortgang des ISEK-Verfahrens inklusive der Bürgerbeteiligung musste ins neue Jahr verschoben werden. An der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wird gefeilt: Nach einer Auftaktveranstaltung hatten im Juni Stadteilspaziergänge und ein Bürgerworkshop in der Stadthalle stattgefunden. Der Wandel sei in allen Städten der Welt deutlich zu spüren, hatte ein Vertreter des Städtebaubüros damals in der Stadthalle festgehalten. Und von einer &bdquo;neuen Funktionsmischung“ aus Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie und Wohnen, die sich daraus ergebe, gesprochen. Darauf zielten die Ideen für die Warburger Innenstadt ab, um Gebäude vermietbar und öffentliche Räume attraktiv zu machen. Pläne für den Online-Verkauf Auch vom Projekt &bdquo;Smarte Nahversorgungsräume der Zukunft“, für das vom Bund gefördert bis 2025 kreisweit insgesamt 8,7 Millionen Euro in zukunftsweisende Digitalisierungsprojekte fließen sollen, erhoffen sich Stadt und Kommunalpolitik mit Blick auf den Einzelhandel eine Menge. Der Online-Verkauf: Der Kreis Höxter entwickle gemeinsam mit den zehn Städten im Kreis und weiteren Akteuren aus der Region &bdquo;Smart Cities“, erklärt Spönlein. Zunächst gehe die Warburger Kaufmannschaft aber in den Jahresendspurt. &bdquo;Die Weihnachtsmärkte in Alt- und Neustadt werden Menschen in die Stadt ziehen“, sagt Spönlein. Das zweite Adventswochenende werde einen verkaufsoffenen Sonntag bieten.

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