Angespannte Lage Stadt Warburg sucht dringend Wohnraum für Geflüchtete

Warburg. Der Markt in der Stadt sei mittlerweile &bdquo;sehr, sehr begrenzt“, weiß Gerd Rieke vom Vorstand der Warburger Flüchtlingsinitiative &bdquo;Zweite Heimat“ mit Blick auf Wohnungen, die Vermieter in der Stadt Geflüchteten öffnen. Der Verein betreibt an der Hauptstraße 45 ein Begegnungscafé, begleitet und betreut Menschen vieler Nationalitäten, die auf ihrer Flucht in die Hansestadt kamen. Die Lage könne sich weiter anspannen, befürchtet Rieke mit Blick auf die kommenden Monate. Wohnraum in der Stadt ist teuer, so dass auch das Jobcenter, das Leistungen zahlt, mitunter Angebote ablehnt. Auf den Dörfern sieht Rieke dagegen günstigere Möglichkeiten. Und dort sei der ein oder andere auch fündig geworden. Aber auch in der Kernstadt wie an der Hauptstraße seien etliche Wohnungen an Geflüchtete vermietet worden. "Für sie liegt die Latte einfach höher" Flüchtlinge unterschiedlicher Kategorien: &bdquo;Den Ukrainern gilt als Kriegsflüchtlingen das Herz der Deutschen“, bemerkt Rieke. Doch flüchteten aus vielen Ländern die Menschen vor Kriegsterror und brutaler Gewalt. Für sie liege bei der Wohnungssuche &bdquo;die Latte einfach höher“, weil sie, aus anderen Kulturkreisen kommend, mit ihren Traditionen oft auf Unverständnis stießen. Rieke setzt auf weltoffene Menschen und berichtet von der Familie einer afghanischen Ortskraft, die aus der städtischen Unterkunft an der Bahnhofsstraße jetzt in Scherfede eine eigene Heimstatt fand. Obwohl der private Wohnraum eigentlich Ukrainern zur Verfügung gestellt worden war. &bdquo;Die Vermittlung, ein Glücksfall“, sagt Rieke und bilanziert: &bdquo;Diejenigen, die zwischen 2015 und 2017 kamen, sind weit überwiegend mittlerweile fest in Arbeit oder Ausbildung und haben eine Wohnung gefunden“, seien gut integriert. Der Flüchtlingszuwachs Bund, Länder und Kommunen hatten sich am Dienstag in einem gemeinsamen Spitzengespräch mit der Frage, wie eine wachsende Anzahl geflüchteter Menschen untergebracht, versorgt und integriert werden können, beschäftigt. Städte und Gemeinden hatten bereits zuvor signalisiert, dass sie mehr Unterstützung brauchen und fordern. Ihrem Verantwortungsbereich zugehörig, leisten sie den Großteil der Arbeit. Der Flüchtlingszuwachs, der derzeit von der Politik und in den Medien prophezeit werde, &bdquo;ist bei uns noch nicht angekommen“, sagt Christian Lewin. &bdquo;Doch schauen wir, dass wir Wohnraum vorhalten“, sagt der Abteilungsleiter für den Bereich Soziales im Warburger Behördenhaus. Wie stark die Migrationsbewegung in den nächsten Monaten werde, ließe sich schwerlich vorhersagen. Da bleibe es vorerst beim &bdquo;Blick in die Glaskugel“. Besondere Herausforderungen Aktuell sei die Hansestadt &bdquo;nicht ganz so hart betroffen“ wie beispielsweise die großen Städte im Ruhrgebiet. &bdquo;In manchen treffen bis zu 30 alleinreisende minderjährige Flüchtlinge am Tag ein“, weiß er von besonderen Herausforderungen zu berichten. Wie zu Hochzeiten der Flüchtlingswellen würden wieder die ersten Notunterkünfte in Turnhallen belegt, sagt Lewin. Derart sei die Lage in den ländlichen Regionen nicht. Die Stadt sei bei den Unterkünften ganz gut aufgestellt, fasst Lewin zusammen. Noch sei die Kapazitätsgrenze nicht erreicht. &bdquo;Für die nächsten zwei, drei Wochen – ohne zu wissen, was dann passiert“, schränkt er ein. Nach den Zuweisungen der Bezirksregierung Arnsberg verzeichnet die Stadt, berechnet nach dem Königsberger Schlüssel anhand der Einwohnerstatistiken, derzeit eine Erfüllungsquote von knapp 90 Prozent. In den städtischen Unterkünften leben aktuell 270 Personen Insgesamt seien aktuell 270 Personen in den städtischen Unterkünften am Horenberg bei Dössel, an der Bahnhofsstraße und an der Kleebrede im Gewerbegebiet Nord unterbracht, darunter rund 70 Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine flüchteten. Alleinreisende und Familien, darunter 23 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Hinzu kommen rund 200 Ukrainerinnen und Ukrainer, die im Stadtgebiet in privaten Wohnungen eine Zuflucht fanden. Die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Warburgerinnen und Warburger sei groß, hebt Lewin dankbar hervor. Doch stoße sie manchmal auch an ihre Grenzen, wenn nach dem Willkommen und einer Aufnahme Geflüchteter im privaten Bereich nach Wochen und Monaten der Alltag einkehre. &bdquo;Wir merken, dass unsere Objekte von ukrainischen Rückkehrern, die einmal in unseren Unterkünften untergebracht waren, so langsam wieder volllaufen“, kommentiert Lewin den Wechsel aus privaten Wohnungen zurück in eine städtische Unterkunft. Selbst wenn die Leistungen vom Jobcenter gezahlt werden, muss die Stadt Wohnraum zur Verfügung stellen. Denn ohne Adresse gelten die Ukrainer als obdachlos. "Wenn es eng wird, wird es auch für uns ungemütlich" Man befinde sich in der guten Situation, ukrainische Geflüchtete gemeinsam in einem Haus auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne bei Dössel unterbringen zu können, sagt Lewin. Im Moment sei dort noch Platz. Doch wisse niemand, &bdquo;wohin die Reise im Herbst und Winter noch geht“. Vor dem Hintergrund erneuter Bombardierungen in der Ukraine und zunehmender Flüchtlingsbewegungen auch aus anderen Ländern befürchte auch er, dass die Zahlen wieder steigen. &bdquo;Wenn es eng wird, wird es auch für uns ungemütlich“, bleibt Lewin im Vagen. In diesem Jahr habe es aufgrund des Ukraine-Kriegs zusätzliche Bundesmittel und Ausgleichszahlungen vom Land, die für Unterbringung oder ärztliche Behandlungen verwendet werden, gegeben, doch feste Zusagen für weitere finanzielle Mittel hatten sich beim Gipfel in dieser Woche in Berlin nicht ergeben. Darüber soll im November erneut beraten werden. Die Stadtverwaltung wirbt mit Blick auf erwartete steigende Flüchtlingszahlen und die Ankunft afghanischer Ortskräfte, die nicht zu den Geflüchteten zählen, weiter um zusätzlichen privaten Wohnraum. &bdquo;Wir sind offen für Menschen, die gerne helfen möchten“, sagt Lewin. Am Einfachsten für alle, sei ein abgetrennter Wohnbereich, &bdquo;der auch dem Jobcenter die Abrechnung erleichtert“.

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