Paderborn/Warburg/Kassel Paderborner liefern auf der documenta einen Geheimtipp in Künstlerkreisen

Paderborn/Warburg/Kassel. Einhundert Tage lang morgens vor und abends nach der Arbeit ein Sprung in die Fulda in der Kasseler Aue – zumindest besteht die Option. &bdquo;Einhundert Tage sind echt eine Herausforderung“, sagt Petra Kaiser im NW-Interview zur Halbzeit der Documenta Fifteen und meint das Arbeitspensum in ihrem Foodtruck, den sie mit Arnd Drossel betreibt. Das Paar aus Paderborn ist bei der alle fünf Jahre in Kassel stattfindenden Weltkunstausstellung dabei – im Rahmen des nachhaltigen Food Markets, auf dem ausschließlich Speisen und Getränke lokale Anbieter angeboten werden. Die regional, saisonal und ressourcensparend ausgerichtete Essensmeile ist eine Kooperation zwischen Documenta gGmbH und Kassel Marketing. Seit Jahrzehnten ist Arnd Drossel im Warburger Land – knapp zwanzig Jahre hat er in Warburg gelebt – und darüber hinaus als Künstler bekannt. Im vergangenen Jahr unternahm Drossel seinen spektakulären Kugellauf zur Klimakonferenz nach Glasgow. Er zog international Aufmerksamkeit auf sein künstlerisches Schaffen, das immer schon ökologisch sinnvoll ausgerichtet war und von Nachhaltigkeit geprägt war. Und so ist Nachhaltigkeit das Bindeglied zu Drossels zweitem Standbein, das ihm gemeinsam mit Partnerin Petra Kaiser einen Kunstsommer in Kassel beschert: Zur Weltkunstschau stehen die beiden mit Linsenburgern, Salattellern, Kuchen, Obst und Getränken direkt am zentralen Friedrichsplatz, vis-a-vis zum Fridericianum. Einziges rein veganes Angebot Wie ist das für Arnd Drossel, selber Künstler, täglich mitten in der bedeutendsten Kunstausstellung der Welt die Besuchenden zu verköstigen? &bdquo;Ich suche das Gespräch mit dem internationalen Publikum, viele Künstler kommen zu uns essen. Das ist gut, um sich zu vernetzen und das Netzwerk auszubauen“, sagt Drossel. &bdquo;Wir sind in Künstlerkreisen sogar ein Geheimtipp“, erzählt Petra Kaiser, &bdquo;es ist schön, lange an einem Ort zu sein und die Menschen vor Ort kennenzulernen.“ Und von bekannten Menschen aus der Region beliefert zu werden. So wird möglichst viel Gemüse vom Biolandhof Engemann aus Eissen bezogen, geliefert in Pfandkisten. &bdquo;Möglichst wenig Müll zu machen ist unsere Philosophie“, so die Geschäftsfrau. Halbzeit bei der Documenta – und der Foodtruck mit Aufschrift Veggie Burger hat viele Stammgäste gewonnen. Die Linsenmanufaktur ist das einzige rein vegane Bio-Angebot und Vorreiter, denn die Linsenmanufaktur liefert außerdem mit ihren Produkten 100 Prozent Bio. Vom Food Market gefordert sind nur 60 Prozent, &bdquo;da bin ich ganz schön stolz drauf“, sagt Petra Kaiser und fügt ambitioniert hinzu, &bdquo;aktuell bin ich noch auf der Suche nach einem veganen Ersatzprodukt für Sahne.“ – Um dem Ganzen das Häubchen aufzusetzen, denn glutenfrei sind Petra Kaisers Kuchen bereits, was besonders auf Märkten selten zu finden und für Menschen mit Zöliakie wichtig ist. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal auf dem Food Market in Kassel. &bdquo;95 Prozent der Marktbesucher kennen noch keine Linsenbratlinge. Man muss die Leute daher erstmal für unser Produkt sensibilisieren, wir verteilen ab 11 Uhr Kostproben – und 80 Prozent von denen die probieren, bestellen dann“, berichtet Arnd Drossel. &bdquo;Wir haben Gäste aus China, Spanien, Costa Rica, Brasilien, Amerika, Frankreich“, und das Kunstpublikum ist anspruchsvoll &bdquo;die wollen was Gutes Essen“. Jobangebot für zweite Hälfte der Kunstausstellung Und Petra Kaiser weiß, &bdquo;ein Mann isst sogar täglich bei uns.“ Und ein anderer wird morgens, noch vor der Betriebsamkeit, kostenfrei versorgt, Arnd Drossel wird ernst. &bdquo;Wir helfen, wenn wir können.“ Und für die Paderborner laufen die Geschäfte in Kassel gut, die in Aussicht gestellte Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter fällt somit größer aus, als erwartet. Ein faires und wertschätzendes Bezahlmodell ist Petra Kaiser und Arnd Drossel wichtig. &bdquo;Ein Produkt dieser Qualität ist personalintensiver, als wenn verarbeitet angekauft wird,“ ergänzt Petra Kaiser. Petra Kaiser betrachtet sich als Botschafterin für ein neues Bewusstsein: &bdquo;Ich möchte dafür sensibilisieren, dass es etwas ganz Tolles ist, bio, regional und saisonal zu arbeiten, wir leisten hier Pionierarbeit“. In der Unternehmung Linsenmanufaktur steckt viel Enthusiasmus und &bdquo;es ist das Ideale, was hinter dieser Idee steckt, schön wenn die Leute begeistert sind.“ &bdquo;Wir haben und bieten mit der Linsenmanufaktur einen reizvollen Job – für eine bessere Zukunft. Wir zeigen, dass es möglich ist, damit Geld zu verdienen“, sagt Petra Kaiser selbstbewusst. Mit dem Einstieg von Arnd Drossel 2016 hat das Paar ein Erfolgsmodell nachhaltigen Wirtschaftens geschaffen, Arnd Drossel berichtet, der Podcast mit Helmut Gothe habe noch mal für einen enormen Schub gesorgt. Gote ist Genuss-Experte bei WDR5 und hat die Linsenmanufaktur und das Superfood aus Paderborn vorgestellt. Superfood aus Paderborn? Der heimische Linsenanbau ist eine weitere Erfolgsgeschichte. Salat waschen und schneiden, Soßen und Dips vorbereiten, Brot und Gemüse schneiden – an Arbeit mangelt es nicht und das Team benötigt in der zweiten Hälfte der Kunstschau noch Hilfe, wer Lust und Zeit hat, kann sich für den letzten Monat der Documenta (bis 25. September) bewerben, für die Linsenmanufaktur auf dem nachhaltigen Food Market zur Documenta Fifteen zu arbeiten: info@linsenmanufaktur.de.

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