Kreis Höxter/Kreis Paderborn Darum droht dem Eggegebirgsverein nach 122 Jahren die Auflösung

Warburg/Kreis Höxter/Kreis Paderborn. Dem Hauptverein des Eggegebirgsvereins (EGV) der Kreise Höxter und Paderborn steht vor einer Zerreißprobe. Wenn es nicht gelingt, in den kommenden Monaten einen handlungsfähigen Vorstand auf die Beine zu stellen, droht das Ende für einen Verein mit rund 3.600 Mitgliedern. Bei der Mitgliederversammlung des Hauptvereins, der in den Gemeinden der Kreise Höxter und Paderborn 42 Ortsabteilungen unterhält, sollten die Weichen für die Zukunft neu gestellt werden. Rund 60 Mitglieder nahmen an der ersten Mitgliederversammlung nach drei Jahren teil. Sie fand im Warburger Pädagogischen Zentrum statt und endete in einem Fiasko. &bdquo;Es ist jetzt 18.25 Uhr, ich schließe die Sitzung“, beendete der Vorsitzende Udo Stroop (77) nach dreieinhalbstündiger Marathonversammlung ergebnislos die Veranstaltung. Es war nicht gelungen, einen neuen Vorstand aufzustellen. Jetzt soll in den kommenden Wochen oder Monaten erneut ein Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung aufgestellt werden, die dann über einen neuen Vorstand oder die Auflösung beschließen muss. Kurz zuvor hatte er die Misere wie folgt auf den Punkt gebracht: &bdquo;Wenn es uns nicht gelingt, das Ruder herumzureißen, ist die notwendige Konsequenz, dass der Verein sich auflöst“, sagte Stroop. Damit es so weit nicht kommt, soll nach den Ferien ein Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, um in einem letzten Versuch, den seit 122 Jahren bestehenden Traditionsverein zu retten. Knackpunkt ist die Position des Hauptwegewarts Udo Stroop aus Bad Driburg steht aus Altersgründen für eine neue dreijährige Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Mit dem bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Werner Hoppe aus Rimbeck stünde zwar ein Kandidat für den Vorsitz bereit, doch der knüpft seine Kandidatur an eine Bedingung. &bdquo;Ich übernehme den Vorsitz nur, wenn sich jemand für das Amt des Hauptwegewarts findet“, sagte Hoppe. Und dort liegt beim EGV-Hauptverband der Hase im Pfeffer begraben. Das Amt des Hauptwegewarts ist nämlich schon seit sechs Jahren vakant. Der zweite stellvertretende Vorsitzende Gerhard Hesse aus Paderborn übt dieses Amt seit zwei Amtsperioden kommissarisch aus. Aber auch Hesse steht nicht mehr zur Verfügung, nicht für den Hauptwegewart und auch nicht als stellvertretender Vorsitzender. &bdquo;Für uns stehen derzeit die Zertifizierung des Eggewegs an sowie der Lückenschluss Bad Lippspringe und Altenbeken – und der Sintfeld Höhenweg erfordert eine neue Markierung, die dem einheitlichen Bild entspricht. Gleichzeitig müssen Arbeiten an den Wegen fortgesetzt werden und unattraktiv gewordene Wege eingezogen werden“, erläuterte Hesse. Warburgs Bürgermeister Tobias Scherf hatte zu Beginn der Versammlung das außerordentliche Engagement des EGVs für die Wanderinfrastruktur in der Region gelobt. Das bestätigte auch der stellvertretende Landrat Werner Dürdoth. &bdquo;Dass unsere Region eine führende Wanderregion ist, ist in besonderer Weise auch ein Verdienst des EGV“, sagte Dürdoth. Mehr als 5.000 Kilometer Wegenetz Aber eine attraktive Wanderinfrastruktur fällt nicht vom Himmel. Das Gebiet des EGV enthält mehr als 5.000 Kilometer Wegenetz, die sich auf 560 Wege verteilen. Zwölf Wege sind als bundesweit anerkannte Prädikatswanderwege zertifiziert. Bislang hatte sich der EGV in seiner Satzung sogar zur Unterhaltung des Wandernetzes verpflichtet. Das ist in der Zukunft nicht mehr zu leisten. Deshalb hat der EGV auch eine Satzungsänderung beschlossen, nach der er sich nur noch zur Ausweisung von Wanderwegen verpflichtet, deren Unterhaltung aber offen lässt. Jährlich investiert der EGV rund 14.000 Euro in die Netzunterhaltung, etwa 11.000 Euro bekommt der EGV dafür von anderen Stellen vergütet. Was aber in der Rechnung nicht auftaucht, ist der ehrenamtliche organisatorische Einsatz, der aber den wesentlichen Teil der Arbeit ausmacht. In den zurückliegenden 20 Jahren hat der Verein rund die Hälfte seiner Mitglieder verloren. Von ehemals über 7.000 Mitglieder liegt der Bestand jetzt noch bei 3.600. Und auch diese Zahl ist nur geschätzt. &bdquo;Die übergroße Mehrheit der Mitglieder ist in den jeweiligen Unterabteilungen organisiert. Davon haben bislang überhaupt nur 28 von 42 ihre Mitgliederzahlen an den Hauptverband überstellt. Wir wissen also gar nicht genau, wie viele Mitglieder wir überhaupt haben“, erklärte der Vorsitzende. Überalterung ist das größte Problem Neben dem Mitgliederschwund ist die Überalterung das größte Problem. Dabei ist die Entwicklung bei den Ortsabteilungen sehr unterschiedlich, denn nicht überall gibt es diese Auflösungserscheinungen. So hat die Abteilung Erpentrup-Langeland in den vergangenen zehn Jahren mehr als 100 Mitglieder dazugewonnen. &bdquo;Das liegt daran, dass wir eine Schutzhütte haben, die sich großer Beliebtheit erfreut und auch gern für Feiern genutzt wird“, erläuterte der Abteilungsleiter Thomas Erkeling (51). Auch hatte die Abteilung mit einem besonderen Kinder- und Jugendwanderweg von sich reden gemacht. Die knapp 15 Kilometer lange &bdquo;Hagebuttenrunde“ startet im Eggegebirge in Langeland zwischen Bad Driburg und Paderborn, gelegen an der gleichnamigen EGV-Hütte und führt an Hagebuttensträuchern, mystischen Kulturdenkmälern und an der idyllischen Emmerquelle vorbei. Seit 2016 hat sie sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Der Eggegebirgsverein endet auch nicht mit dem Eggeraum, sondern ist längst auch zu einer Marke für das Weserbergland geworden. So hat sich vor zehn Jahren im Höxteraner Weserbergland in Brenkhausen ebenfalls eine EGV-Abteilung gegründet. In anderen Kommunen wie Bad Driburg gibt es schon seit 100 Jahren eine EGV-Abteilung. Unklar ist auch, was mit all den 42 Ortsabteilungen passiert, wenn sich der Hauptverein tatsächlich auflösen muss. Udo Stroop: &bdquo;Grundsätzlich sind die Abteilungsorgane auch ohne den Hauptverein lebensfähig.“ Touristisch wäre das dennoch eine Katastrophe, denn das Eggegebirge als Bestandteil des Teutoburger-Wald-Tourismus ist ohne die übergeordnete Klammer des EGV-Hautpvereins als Ganzes schlecht vorstellbar.

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