Warburg Stadt bietet die Warburger Austermühle zum Kauf an

Warburg. Seit Jahren bemüht sich die Stadt, die Austermühle zu veräußern. Ein für die Stadtgeschichte bedeutendes Haus, denn das Bauwerk zählt zu den ältesten der Stadt. Das Gebäude aus dem Jahr 1304, dessen Bruchstein-Mauern im unteren Teil bis zu zwei Meter dick sind, war einst eine Öl- und Flachsmühle. Bis 1966 der Mühlengraben zugeschüttet wurde, erzeugte sie anschließend für die Warburger Zuckerfabrik Strom. Für das Gemäuer, das seit Jahren leer steht, wirbt die Stadt jetzt auf dem Immobilienmarkt offensiv. Möglichst schnell soll das Objekt an den Investor, die Investorin gebracht werden. Die Stadt ist seit 1986 Eigentümer des vor allem für die Wirtschaftshistorie Warburgs bedeutsamen Hauses. Allerdings ist der Zustand des Gemäuers äußerst schlecht. Vielleicht auch deshalb sucht die Stadt aktuell immer noch einen Käufer. Bis Ende Januar können sich nach einer öffentlichen Ausschreibung Interessenten bei der Stadtverwaltung melden. Allerdings wird als Mindestkaufpreis ein Gebot in Höhe von 44.050 Euro aufgerufen und zudem ein Nutzungskonzept verlangt. Was könnte aus dem historischen, aber maroden Gebäude werden? &bdquo;Da sind kreative Ideen gefragt“, sagt Bürgermeister Tobias Scherf. 2.500 Quadratmeter Das Grundstück, im Diemeltal östlich der Stadt zwischen dem Kuhlemühler Weg und der Diemel gelegen, umfasst 2.550 Quadratmeter. Das unter Denkmalschutz stehende dreigeschossige Wohnhaus mit Satteldach bietet eine Wohnfläche von knapp 240 Quadratmeter. Im Erdgeschoss befänden sich vorwiegend Technikräume, wie das Exposé ausweist. Im ersten und zweiten Obergeschoss seien Wohnungen ausgebaut. Sie waren bis vor fünf Jahren noch als Unterkünfte für Asylsuchende genutzt worden.Der Baukörper mit seinen Bruchsteinwänden entstand im Spätmittelalter, den Ausbau im Innern und die südliche Giebelwand aus Fachwerk ordnen Bauexperten der Zeit um das Jahr 1900 zu. Aus neuerer Zeit stammt nur die Dacheindeckung. Sie war in den 1990er Jahren erneuert worden. Die Liegenschaft habe &bdquo;erhebliche Mängel“. Darauf macht das Immobilien-Exposé aufmerksam. 2017 war ein angebauter vorderer Gebäudeteil abgerissen worden. In dem bis September 2015 als Obdachlosenunterkunft genutzten Gebäudeteil direkt am Kuhlemühler Weg hatte es in den Jahren zuvor mehrmals gebrannt. Zuletzt rückte die Feuerwehr an, als ein Bewohner der Unterkunft über einer glimmenden Zigarette eingeschlafen war. Den damals entstandenen Schaden schätzte die Polizei auf etwa 30.000 Euro. Der gesamte vordere Gebäudeteil parallel zur Straße war nicht mehr bewohnbar und damit auch dessen Zukunft ungewiss. Eine Renovierung wirtschaftlich nicht vertretbar, rollte im Sommer 2017 im Auftrag von Rat und Verwaltung der Abrissbagger an. Der rückwärtig angrenzende ehemalige Mühlentrakt blieb stehen. Die alte Austermühle stand frei. Massiv gebaut wie eine Burg. Der Eintrag in die Denkmalliste der Stadt machte sie im Februar 2020 zu einem Denkmal. Die Stadt drückt aufs Tempo Bürgermeister Tobias Scherf blickt auf &bdquo;die attraktive Lage“ des großen Grundstücks in der Nähe zur Stadt. Den &bdquo;ein oder anderen am Erwerb Interessierten“ habe es in den vergangenen Jahren schon gegeben, bemerkt der Warburger Verwaltungschef. Doch ergeben hatte sich nichts. Scherf drückt aufs Tempo, warf über die Schiene der öffentlichen Bekanntmachungen der Stadt die Immobilie &bdquo;direkt auf den Markt“ und setzte eine Frist. Bis Ende Januar können nun Gebote abgegeben werden. Dabei zeigen sich die Verantwortlichen an der Stadtspitze und im Bauamt durchaus optimistisch, den Investor oder die Investorin zu finden. Das Angebot stehe, doch sollte man schon &bdquo;Spaß daran haben, ein Gebäude unter Denkmalgesichtspunkten zu entwickeln“, betont Scherf die geforderte Liebe zum Detail. Denn am Ende des Bewerberverfahrens sei das Nutzungskonzept entscheidend. &bdquo;Vielleicht entwickelt sich ja etwas“, hofft der Bürgermeister. Wohnen oder Arbeiten im Grünen: Was sich der mögliche neue Eigentümer vorstellt, muss bei Abgabe eines Gebots in einem Konzept festgehalten werden."Vielleicht entwickelt sich ja etwas" Ihre Leidenschaft für das historisch bedeutsame Objekt hatten vor Jahren die Mitglieder des Warburger Vereins für Geschichte und Denkmalpflege entdeckt und von der Stadt den Denkmaleintrag gefordert. In der Warburger Denkmaltopographie war da der Mühlenkomplex bereits verzeichnet. Der Erfurter Architekt Elmar Nolte vom Vorstand des Denkmalvereins, in der Sanierung denkmalgeschützter Häuser mit reichlich Erfahrung ausgestattet, wollte ins Mühlenobjekt investieren. Vier Mietwohnungen sah sein Entwurf vor. Nolte schätzte die Baukosten auf mindestens 700.000 Euro. Mittlerweile habe er Abstand genommen, weil er in Bad Langensalza ein Gebäude erworben habe und umgestalte, sagt er gegenüber der NW. Über den Denkmalverein habe er der Stadtverwaltung aber seine Unterstützung bei der Vermarktung der Immobilie zugesagt. Was wird aus der Mühle, wenn die besondere Liegenschaft nicht den Besitzer wechselt? &bdquo;Warten wir jetzt erst einmal die Gebote ab“, sagt Scherf. &bdquo;Dann schauen wir weiter.“

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