Anlieger sind frustriert: Schluss mit Harmonie in der Eichendorffstraße

Warburg. Entlang der ruhigen Wohnstraße auf der südlichen Hüffert regt sich etwas. Die Anlieger sorgen sich um den Charme ihrer Siedlung, deren erste schmucken Häuser entlang der Eichendorffstraße in den späten 1950er Jahren gebaut worden waren. Damals wie heute ein beliebtes Wohngebiet: Die Reihen der Einfamilienhäuser wuchs in den 1960ern weiter an. Doch jetzt kündigt sich ein Bauprojekt an, &bdquo;das den Rahmen gewaltig sprengt", sagen die Anlieger. Sie fürchten um die Idylle und den Charakter der Siedlung aus den Jahren des Wirtschaftswunders im Land. Michael Krane, Michael Kirschner und Frank Titius sitzen um den großen Esstisch und diskutieren das Bauvorhaben eines Mehrfamilienhauses auf dem Grundstück gegenüber. Dort steht ein eingeschossiges Wohnhaus leer, das abgerissen werden soll. Auf der rund 780 Quadratmeter großen Fläche soll ein zweigeschossiges Gebäude entstehen. Mit ihren Befürchtungen stehen sie nicht allein &bdquo;Vollkommen überdimensioniert", bemerkt Frank Titius. Er ist in der Straße aufgewachsen und geblieben. Titius hat das Haus neben dem elterlichen erworben und lebt seitdem darin. In der Eichendorffstraße fühle er sich wohl, sagt er. Ebenso wie seine Nachbarn, die Familie Kirschner und etwas weiter entfernt die Kranes. Wenn das Mehrfamilienhaus gebaut werde, sei der Harmonie ein Ende gesetzt. Mit ihren Befürchtungen stehen die drei nicht allein. Eine Liste mit 54 Unterschriften von Grundstückseigentümern aus dem Gebiet, die im April im Rathaus übergeben worden waren, wandte sich vehement gegen das Bauvorhaben. &bdquo;Ein hier untypisches Mehrparteienhaus", schimpft Kirschner. Zudem werde sich der Verkehr in der schmalen Straße erhöhen, in der es nur am nördlichen Fahrbahnrand einen Bürgersteig gibt. Dazu die Parkprobleme, obwohl die Planungen bisher eine Tiefgarage sowie zwei Garagen und drei Stellplätze auf dem Grundstück vorsieht. Die Pläne des Wohnbauprojekts wurden Tagesordnungspunkt in der Juni-Sitzung des Bau- und Planungsausschusses. Allerdings dann abgesetzt, weil der Bauherr seinen Antrag zwischenzeitlich zurückgezogen hatte, nachdem Baugrenzen, die, um einen halben Meter überschritten, und der Winkel der Dachneigung bemängelt worden waren. Aufmaße, die im Bebauungsplan aus dem Jahr 1972 vorgeschrieben sind. Allein die Stellungnahme der Stadt ist in der Ausschussvorlage dokumentiert. Der Bauherr überarbeitete den Entwurf und reichte den Antrag erneut bei der Genehmigungsbehörde, dem Kreisbauamt, ein. Das Bauvorhaben sei immer noch &bdquo;äußerst massiv ausgestaltet" und wirke im Straßenzug überdimensioniert: &bdquo;Es fügt sich optisch nicht in die nähere Umgebung ein", sagt Bürgermeister Tobias Scherf in der Vorlage bestimmt. Zwar begrüße es die Stadt, wenn zusätzlicher Wohnraum geschaffen werde, daneben stünden aber auch immer nachbarschaftliche Belange im Vordergrund, die es zu berücksichtigen gelte. In diesem Einzelfall spreche sich die Stadtverwaltung nach der Abwägung privater und öffentlicher Interessen gegen das geplante Vorhaben aus. Doch könne der Kreis als Baugenehmigungsbehörde und Verfahrensführer anders entscheiden und das gemeindliche Einvernehmen unter Umständen ersetzen, gab der Rathauschef zur Kenntnis. "Die neuen Baupläne wurden schlichtweg durchgewunken" Die Baugegner haben einen Anwalt eingeschaltet und suchen nach baurechtlichen Argumenten. Strittig blieben unter anderem die Dachaufbauten, sagt Krane. Dachgauben seien lediglich bei eingeschossiger Bauweise zulässig. Ebenso wie ein kompletter Dachausbau zu Wohnzwecken. Krane hat im Bebauungsplan genauer nachgeschaut. Der ihm vorliegende Bauentwurf sieht in nördlicher und südlicher Richtung je zwei Dachgaubenreihen und darunter zur Straßenseite vier Balkone aus der Fassadenfront herausragend vor. Ob das Bauobjekt bereits genehmigt sei, &bdquo;ist uns trotz rechtsanwaltlicher Nachfrage nicht bekannt", ärgern sich Krane und Titius frustriert. Sie befürchten, die neuen Baupläne seien schlichtweg &bdquo;durchgewunken" worden. Die Genehmigung liegt vor, bestätigt die Bauprojektentwicklungsgesellschaft &bdquo;Warburger Bauregie". In der Frage der Gauben hatten die Investoren gegenüber dem Kreis nachgewiesen, dass es im Planungsgebiet bereits mehr als ein Dutzend in der Vergangenheit genehmigte Abweichungen gegeben hatte. Den Bau von Dachgauben bestätigt auch Krane, wendet aber den Fakt der eingeschossigen Bauweise ein. Abgestimmt mit Stadt und Kreis Die Umplanungen seien mit hohen Kosten verbunden gewesen, sagt der Bauherr. Abgestimmt mit Stadt und Kreis. Auch sei mit den direkten Nachbarn gesprochen worden. Und über der Ratsvertreterin aus dem Wahlbezirk habe das Angebot eines Infogespräches für alle Interessierten bestanden. Auch ein Bauherr hat Rechte: &bdquo;Wenn er sich an den Bebauungsplan hält", sagt Scherf und spricht jetzt von &bdquo;minimalen Abweichungen". Das gemeindliche Einvernehmen wurde erteilt. Wäre es gegenüber dem Kreisbauamt versagt worden, wäre es vor Gericht einklagbar gewesen. &bdquo;Das Mehrparteienhaus, grundsätzlich nicht zu verhindern", sagt Scherf. Der Bauherr baut, die Anlieger klagen Eine Genehmigung für den Abriss des bestehenden Gebäudes muss nach der Änderung der Landesbauordnung nur angezeigt werden. Wenn das Grundstück freigeräumt ist, soll gebaut werden, sagt der Warburger Bauherr. Die Anlieger wollen den Klageweg beschreiten.

Warburg Anlieger sind frustriert: Schluss mit Harmonie in der Eichendorffstraße

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