Kreis Höxter Billigbeerdigung oder Edelbeisetzung: Wer begleitet den letzten Weg?

Warburg. Die Kultur auf den Friedhöfen wandelt sich. Nicht nur bei der Frage, ob Sarg oder Urne. Denn am Grab steht auch bei kirchlichen Beerdigungen nicht immer ein Geistlicher, der den Abschied vom Verstorbenen begleitet. Bislang nahmen diese Aufgabe im katholischen Raum nur Priester und Diakone wahr. &bdquo;Und dazu berufene hauptamtliche Laien", fügt Gerhard Pieper an. Der Dechant spricht die Gemeindereferenten an. 2019 wurden im Erzbistum Paderborn aber auch erstmalig ehrenamtliche Laien für den Begräbnisdienst beauftragt. Das möge noch fremd und ungewohnt sein, sagt der Erzbischof und bittet die Gläubigen, doch deren Dienst wohlwollend anzunehmen. Der Erste im ehrenamtlichen Begräbnisdienst Mittlerweile sind es vier Personen, die im Kreis Höxter im Raum der katholischen Kirche vom Bischof beauftragt wurden: In Höxter ist es Gemeindereferent Carsten Sperling und in den Pfarreien der Orte Willebadessens und Peckelsheims Gemeindereferentin Friederike Plümpe. Anfang des Monats kam Michaela Grote aus dem hauptamtlichen Pastoralteam in Nieheim als weitere Beauftragte hinzu. Jochen Weiser aus Erkeln ist noch die Ausnahme in dieser Reihe. Im Sommer hatte er als erster Laie im Dekanat, dessen Grenzen mit dem Kreis Höxter identisch sind, den Auftrag erhalten. Dafür hatte er zuvor eine Ausbildung absolviert. &bdquo;Gemeinsam mit 13 anderen, vier Männer und neun Frauen." Das festzuhalten, ist dem 62-Jährigen wichtig. Beruflich ist Weiser als Ausbilder am Brakeler Kolping-Berufsbildungswerk tätig. Blumen und Zierpflanzen sind das Metier des Gärtnermeisters. Das Wachsen und Vergehen der Pflanzen zeige den Lebenskreislauf, der gerne verdrängt werde, sagt er. "Wer reicht mir in der Phase von Tod und Trauer die Hand" Er stehe im Glauben, sagt Weiser bestimmt und empfinde den ehrenamtlichen Begräbnisdienst als Berufung. &bdquo;Ein Auftrag, Gottes Wort auf Erden umzusetzen." Denn das Grab bedeute nicht das Ende. Das möchte Weiser vermitteln. Auch Kirchenfernen. Eineinhalb Jahre zog sich der praxisorientierte Ausbildungskurs. Er berechtigt dazu, allen Formen des christlichen Begräbnisdienstes vorzustehen. Er führe Kondolenzgespräche, bereite die Feier inklusive der Ansprache vor und führe Erd- und Urnenbestattungen selbstständig durch, erklärt Weiser. Jeder erwarte eine würdige Beerdigung, ergänzt er. Doch fühle er sich mit Blick auf den Priestermangel nicht als Lückenbüßer. Trauernde seien froh, &bdquo;dass da jemand ihnen zuhört und Halt geben kann", schildert er seine Erfahrung. Die Friedhofsfeier sei nicht der Endpunkt, versichert Weiser. Geschwisterliche Aufgabe Trauer werde als Extremphase heute gesellschaftlich deutlich individualisiert, sagt Gerhard Pieper. Entsprechend spricht er von einer &bdquo;Passgenauigkeit" in der Begleitung. Der Warburger Seelsorger gibt sich keiner Illusion hin: Denn in der konkreten Situation könne es sehr wohl sein, &bdquo;dass Menschen jemanden brauchen, mit dem sie bereits eine Wegstrecke gegangen sind". Und den letzten Dienst auf dem Friedhof als geschwisterlichen verstehen. Selbst ein Teil der Kirchenbesucher könne heute mit dem Amt des Priesters kaum noch etwas anfangen, weil sie nach anderen liturgischen Formen suchten, die ihrer Lebenswirklichkeit weitaus stärker entsprächen. &bdquo;Was brauchen die Menschen heute", stellt Pfarrer Pieper die Frage und bezieht die Begräbnisfeier mit ein. Aufgabe der ganzen Gemeinde Zu rund 250 Bestattungen im Jahr werden allein im Warburger Stadtgebiet katholische Geistliche von den Hinterbliebenen gerufen. Den Dienst leisten die verbliebenen drei Priester im Pastoralen Raum. Doch gehe es in der Begleitung von Verstorbenen auf ihrem letzten Weg nicht darum, &bdquo;Defizite zu füllen", sagt Pieper. Dass Sterbende begleitet, Trauernde nicht allein gelassen und Tote würdevoll bestatt werden, sei eine Aufgabe der ganzen Gemeinde. Also keine Reaktion auf eine arg schwindende Priesterschaft, sondern ein Wiederaufleben einer Tradition. Die ersten Zeugen der Auferstehung Jesu seien Frauen gewesen, macht Theologe Pieper aufmerksam. Im Grunde gehe es in der Grablege-Situation darum, &bdquo;die christliche Hoffnung glaubhaft zu machen". Billigbeerdigung oder Edelbeisetzung Billigbeerdigung durch den Laien oder Edelbeisetzung durch den geweihten Priester: Formal werde die Beisetzung durch Laien für viele etwas Neues sein, bestätigt Pieper gängige Vorurteile. &bdquo;Aber sie korrespondiert mit etwas, das in unseren Gemeinden seit Ewigkeiten passiert". Das Totengebet sei nichts anderes als die Zusage an die Angehörigen &bdquo;Wir stehen euch bei, sind bei euch, beten miteinander". Nur ein kleiner Schritt mehr &bdquo;und keineswegs fürs Kirchenbild revolutionär". Seine Vision sei es, Bestattungen nicht einfach als Dienstleistungen zu organisieren, &bdquo;sondern sie zu individualisieren". Dazu gehöre in den Gemeinden die Frage, wer macht was. &bdquo;Ist da jemand, der mich in der Phase von Sterben, Tod und Trauer an die Hand nimmt, bei wem fühle ich mich aufgehoben."

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