Rückkehr aufs Land Internetverbindung und Handynetz „besser als in Köln-Pulheim"

Warburg-Wormeln. Sein Vater betrieb in den 1980er Jahren die mittlerweile abgerissene Aral-Tankstelle am Paderborner Tor. &bdquo;Vor allem die Autowäsche per Hand boomte", erinnert sich Thomas Schulz. In Nachbarschaft des ehemaligen Kiosks, des &bdquo;Büdchens", verdiente sich der Sohn von Reinhold Schulz als junger Schüler mit dem Lappen in der Hand das erste Geld. Er half beim Waschen und an der Kasse aus. Nach dem Abi verließ der angehende Jurist dann seine Heimatstadt. &bdquo;Die große Welt lockte", sagt der heute 50-Jährige. Nach drei Jahrzehnten fand er jetzt den Weg zurück. Von Wormeln aus vermittelt Schulz Manager auf Zeit. Auf das große Latinum am Marianum ist er noch immer stolz. Auch auf den jugendlichen Arbeitseinsatz, &bdquo;mit den Händen, Geld zu verdienen", sagt er. Mit 19 zieht Schulz hinaus in die Welt, studiert Rechtswissenschaften in Marburg, geht für ein Jahr ins englische Canterbury, legt in Trier das erste Staatsexamen ab und beginnt mit dem Zivildienst in einem Konstanzer Krankenhaus. Dort trifft er auf einen Warburger, der in der Klinik der Personalchef ist. &bdquo;Der Onkel eines Kumpels aus Jugendzeiten", sagt Schulz. &bdquo;Die Welt ist klein." "Als Personalchef verantwortlich für 300 Köpfe" Das Referendariat absolviert er im Landgerichtsbezirk Mönchengladbach. 1998 das zweite Staatsexamen. Als Volljurist beginnt er beim großen schwedischen Möbelhaus in Bremen. &bdquo;Als Personalchef verantwortlich für 300 Köpfe", hält er fest. Nach drei Jahren zieht er weiter. Ans andere Ende der Republik. Im Allgäu leitet Schulz die Personalabteilung einer Emmentaler-Käserei bis ihn, ebenfalls in Kempten, die Edelweiß-Käserei als Personaldirektor beschäftigt. &bdquo;Ein klassischer Mittelständler", sagt Schulz. Vor sieben Jahren habe er sich dann &bdquo;neu erfunden". Schulz kündigt, zieht mit der Gattin, die in Köln einen Job annahm, in die Domstadt, arbeitet als Rechtsanwalt und Interim Manager für den Personalbereich. Warum die Vermittlung nicht selber übernehmen, so sein Gedanke. Denn was andere in diesem Bereich können, &bdquo;kann ich besser". Schulz legt sich nach einem Telefonat mit Tim Rau von Rau Consultants in München fest. Ein starker Partner: &bdquo;Tim war mein Dienstleister bei Edelweiß", sagt er. Schulz schreibt einen Businessplan und wird geschäftsführender Gesellschafter seines eigenen Unternehmens, der Rau Interim. Er konzentriert sich auf die Vermittlung von selbstständigen Interim Managern für die Lebensmittelindustrie. Das war 2015, das Jahr, in dem die Mutter starb und ihm das Haus in Wormeln hinterlässt. "Da hab ich nicht gesehen, wie schön das hier ist" Zunächst ziehen ins Eigenheim Mieter ein, bis Ehefrau Gabriele von Sternburg vorschlägt, aus der Großstadt ins Twistedorf zu ziehen. Sie ist bei Rau Interim für die Managerbetreuung, die Buchhaltung und das Controlling zuständig. Die vier Wände im Warburger Land werden komplett renoviert. Unterm Dach entstehen 80 Quadratmeter Bürofläche. &bdquo;Jetzt schau ich auf die Autobahn", beschreibt Schulz den Blick aus dem Fenster des neuen Firmensitzes. &bdquo;Beschaulich", fügt er an und freut sich über das neue Leben auf dem Land. Als Jugendlicher habe er es niemals auf dem Zettel gehabt, zurückzukehren. &bdquo;Da hab ich nicht gesehen, wie schön das hier ist". &bdquo;Der Ostwestwestfale, der hält, was der Rheinländer verspricht", stellt sich Schulz gern &bdquo;ein bisschen frech" den Kunden am Telefon vor. Internetverbindung und Handynetz &bdquo;besser als in Köln-Pulheim", lobt er. &bdquo;Super Infrastruktur, nettes Städtchen, großartige Gegend." Abgesehen vom je nach Windrichtung röhrenden Asphaltband der Autobahn Ruhe und Platz. &bdquo;Super Bioladen, super griechische Küche", zählt der Heimkehrer weiter auf. Das alles komme ihm und seiner Agentur entgegen. &bdquo;Und das Geld ist hier 20 Prozent mehr wert", sagt Schulz mit einem augenzwinkernden Blick auf Freizeitaktivitäten und Parkgebühren. "Wir woll'n ja nicht, das die Kölner schlecht von uns denken" Als er die Mutter noch mit Kölner Kennzeichen am Wagen besucht, schaut ihn die Politesse auf dem Parkplatz an. &bdquo;Lassen Se ma, wir woll'n ja nicht, das die Kölner schlecht von uns denken." An die Szene erinnert er sich genau und sie freut ihn. &bdquo;Warburg ist gut organisiert", beschreibt er und nennt als eines der Beispiele die Corona-Updates der Wirtschaftsförderung aus der Stadtverwaltung, die regelmäßig per Mail an die Betriebe gehen. &bdquo;Die Initiative finde ich unterstützend", sagt er entspannt. Die produzierende Food-Branche, für die er tätig ist, sei systemrelevant, weiß Schulz. Im Lebensmittel-Einzelhandel sei &bdquo;aktuell viel mehr los als vor der Corona-Pandemie". Seine Interimsmanager-Agentur wachse. International tätige Unternehmen fragen bei ihm an, kaufen über Rau Interim für einen bestimmten Zeitraum Kompetenzen, die im Management benötigt werden, um akute Probleme zu lösen, ein. Manager auf Zeit, die als Freiberufler per Dienstvertrag im Unternehmen helfen. Wenn beispielsweise im Qualitätsmanagement das Audit vor der Tür steht, in Krisensituationen Restrukturierungen anstehen oder Prozesse optimiert werden müssen. Kaufmännische Finanzprofis unterstützen bei Firmenverkäufen oder Unternehmensübergaben, Marketingexperten helfen, eine Marke neu zu positionieren. &bdquo;Da sind Manager von mir im Einsatz", sagt Schulz. "Für einen guten Anfang braucht es Begeisterung" Sein Netzwerk ist weit gespannt. In den vergangenen fünf Jahren habe er gut 650 Interviews geführt, um Manager und Unternehmen zueinander zu führen. Für die selbstständigen Manager, deren Motivation nicht das Geld sei, &bdquo;sondern die Unabhängigkeit", sei er eine Art Vertriebspartner, für die Kunden aus den Firmen ein Problemlöser. Mit diesem Angebot &bdquo;spezialisiert auf die Lebensmittelbranche" sei er der einzige in Deutschland. Von Wormeln aus ist Schulz mit seiner Agentur deutschlandweit unterwegs. &bdquo;Begeisterung und Disziplin", nennt er als Haltung, die sich im Auftritt seiner Agentur niederschlägt. &bdquo;Für einen guten Anfang braucht es Begeisterung, für ein gutes Ende Disziplin", wie es Fußballcoach Hansi Flick zur WM 2006 ausgedrückt habe.

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