Dössel Klänge, Kunst und Kuchen verbindet

Dössel. Er spricht weder Deutsch noch Englisch oder Französisch. Doch er spielt sieben Instrumente. Sitar, Tombak, Dotar, Tambour, Daf schreibt er auf einen kleinen Zettel. Danesh kommt wie sein Freund Masoud aus dem Iran. Sie sind ausgebildete Musiker. Eine Sprache, die unter den rund 25 Nationen in der Asylbewerberunterkunft in Dössel verstanden wird. "Bach, Mozart, Beethoven are very good", sagt Danesh.Daheim im Iran haben sie Lieder in der Kirche gesungen. Masoud stimmt mit kräftiger Stimme einen Choral an. Die beiden jungen Christen sind erst vor drei Tagen in der Börde angekommen. "In den vergangenen drei Woche hatten wir rund 50 Neuzugänge", sagt Andreas Petker, Pfarrer der Freien evangelischen Gemeinde. Sie alle hatte die Warburger Flüchtlingsinitiative am Sonntagnachmittag zu einer Willkommensfeier auf dem Gelände eingeladen. "Die neuen sind unglaublich motiviert", sagt Petker und setzt sich den farbenfrohen Zylinder auf. Petker gibt für die Kinder im kleinen Partyzelt eine Zaubervorstellung. Die zerrissene Zeitungsseite, die er in Fetzen in der Hand hält, ist plötzlich wieder ganz und löst unterm jungen Publikum ungläubiges Staunen aus. "Wir wollen Hoffnung geben", sagt Petker.Vom Analphabeten bis zur abgeschlossenen Hochschulausbildung: Das Spektrum an unterschiedlichen Begabungen und Ausbildungen der Asylbewerber sei auch innerhalb der Nationen groß, sagt Petker. Jeder möchte sich in der Gesellschaft mit seinem Talenten einbringen, hebt er hervor. "Interessante Leute", pflichtet Klaus Lange bei. Der Körbecker kommt einmal die Woche für zwei Stunden in die Unterkunft. Jetzt sitzt er im Café mit vielen rund um einen großen Tisch. Er möchte eine Liste mit Leuten für einen Musikkreis erstellen. "Das Potenzial ist riesig", sagt er und weist auf Asya Mongush, eine Querflötistin aus Russland, hin. Sie möchte gerne Unterricht geben.Das Engagement der mehr als 60 Ehrenamtlichen, die seit gut einem halben Jahr in der Flüchtlingsinitiative mittun, ist hoch. Wichtig seien die Deutschkurse, betonen Petker und Koordinator Martin Schulten. "Wir versuchen, möglichst viele Leute miteinander in Beziehung zu bringen", nennt Schulten das Ziel. Er glaube, dass "jeder Warburger einem Asylbewerber Deutsch beibringen kann".Wie Ekkehard Kröger. Der Rentner aus Warburg erklimmt mit den Flüchtlingen beispielsweise den Desenberg. "Von dort aus erkläre ich ihnen die Gegend", sagt er. In welcher Sprache? "Wir kommen schon klar", sagt der 66-Jährige. Er habe auf Reisen im Ausland echte Gastfreundschaft erfahren, sagt er. Er wolle einfach etwas zurückgeben.Reinhard Künneke hat vier Afrikaner gestern zum Spiel der Sportgemeinschaft Diemel-Süd gefahren. "Für Dienstag sind sie zum Training auf dem Sportplatz eingeladen", sagt er. In der Flüchtlingsinitiative kümmert sich Künneke um den sportlichen Aktivitäten. Er möchte unter den Sportvereinen im Stadtgebiet ein Netzwerk aufbauen."In der Flüchtlingsinitiative Warburg gibt es inzwischen zehn Arbeitsbereiche mit jeweils einem Beauftragten", informiert Andreas Petker. Sport, Deutsch-Kurse, Patenschaften, Kinder, Fahrradwerkstatt, Musik, Kunst, Frauencafé, Café International sowie Gesprächskreis. Die regelmäßigen Angebote werden auf dem Gelände der Unterkunft und in der Stadt gern wahrgenommen. "Zudem sind einige der Mitglieder in der Rechtsberatung tätig oder kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit und die Weiterbildung aller, die sich ehrenamtlich einbringen wollen", sagt Pfarrer Petker.Fair Play mit fair gehandelten Bällen Der Fair-Welt-Laden im Gemeindezentrum Haus Böttrich in Warburg unterstützte jetzt die in Dössel wohnenden Flüchtlinge mit einer sportlichen Spende: fair gehandelte Fußbälle. &bdquo;Die Bälle sind von Hand hergestellt“, sagt Mitarbeiterin Mechthild Heuke-Brösch. Zu Gute kommen sollen sie der neu gegründeten Fußballgruppe.Um gemeinsam Sport zu machen, muss man nicht unbedingt dieselbe Sprache sprechen. Man kann trotzdem Spaß haben und viel über Fairness und Teamarbeit lernen. Das können David Zönnchen und Jonas Künneke bestätigen. Sie studieren Soziale Arbeit in Kassel und haben vor vier Wochen in der Asylbewerberunterkunft in Dössel eine Fußballmannschaft für die Kinder gegründet. Einmal in der Woche treffen sie sich zum Training. Und dank der Spende des Fair-Welt-Ladens können die Kinder jetzt noch besser trainieren.Ralf Schröder, Mitglied der Warburger Initiative für Flüchtlinge und Verantwortlicher für das Café International, dass jeden Freitag ab 15 Uhr auf dem Gelände geöffnet ist, freut sich über die Kooperation. Das Hauptziel der Initiative sei die Verbesserung der Lebensbedingungen der Flüchtlinge, so Schröder. Die Fußballgruppe sei eines der Sportangebote, dass den Menschen Ablenkung und Beschäftigung verschaffe.Jetzt, wo ausreichend Bälle für das Training zur Verfügung stehen, suchen die jungen Sportler nach einer Halle, in der sie auch im Winter spielen können.Alle, die weitere Sachspenden abgeben möchten oder Vorschläge für die Lösung der Hallenfrage haben, sollten sich im Büro von Koordinator Martin Schulten unter Tel. (0 56 41) 744 98 34 melden.

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