Scherfede (NW/cap). "Eggemädel" und "Egomundis", zwei Wisente aus Hardehausen, sind zum wichtigen Teil der europäischen Tierwelt avanciert: Sie sollen den Wisent zurück in das Tarcu Gebirge in den Auswilderungs-Bereich der Südkarpaten in Rumänien bringen. Seit 200 Jahren ist das Tier in dieser Gegend ausgestorben. Und das Wisentgehege Hardehausen von Wald und Holz NRW hat mit zwei Kühen das Projekt unterstützt.
Insgesamt wurden 20 Wisente mit drei Transporten aus mehreren europäischen Ländern dorthin transportiert. Später in diesem Sommer werden weitere zehn Tiere dort ankommen. Das Projekt ist die größte Wisent-Wiederansiedlung in Europa, die jemals stattgefunden hat. Möglich ist sie durch "Rewilding Europe" – einer niederländischen Organisation – und dem Partner WWF Rumänien.
Diese erste Wisent-Wiederansiedlung in den Südkarpaten wird mit einem völlig neuen Ansatz initiiert: In den kommenden zehn Jahren wird "Rewilding Europe" jedes Jahr regelmäßig eine erhebliche Anzahl von Wisenten an mehreren Pilot-Standorten in den Süd-Karpaten freisetzen. Einmal in die Freiheit entlassen, werden diese Wisente nicht mehr zu gefüttert, so dass sie ein vollwertiger Teil ihres natürlichen Ökosystems und der natürlichen Prozesse in der Gegend werden. Zunächst werden die Wisente in eine Eingewöhnungszone freigesetzt, die rund 15 Hektar groß ist. Dann werden sie in eine angrenzende Auswilderungs-Zone von 160 Hektar Fläche entlassen, wo die Tiere die Möglichkeit haben, die notwendigen Überlebenstechniken für das Leben in der Natur zu lernen und eine solide soziale Herdenstruktur zu bilden. Anfang September werden sie in die freie Wildbahn entlassen – und damit sind sie seit Jahrhunderten die ersten freilebenden Wisente in dieser Gegend.
Der Ort, an dem die Tiere freigesetzt werden, ist Teil des riesigen und wilden Tarcu-Gebirges, ein Natura-2000 Gebiet, das insgesamt 59.000 Hektar groß ist. Einmal in die Schutzzone freigelassen, wird dieses Gebiet durch natürliche Beweidung der Wisente und andere Pflanzenfresser gestaltet. Es gibt auch Bären und Wölfe in der Gegend, die in Zukunft mit dem Wisent das Ökosystem bereichern und für mehr Biodiversität sorgen.
Das Ziel der Tarcu Mountains Wisent Initiative ist es, dass bis 2024 in Rumänien eine Herde von mindestens 500 Wisenten in Freiheit leben soll. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW unterstützt mit seinem Wisentgehege in Hardehausen seit vielen Jahren Wisent-Wiederansiedlungen, vor allem in den osteuropäischen Ländern, wo den Tieren unglaublich große Flächen zur Verfügung gestellt werden und die Tiere sich natürlich entwickeln können.
Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatte das Wisentgehege von Wald und Holz NRW bei einem ähnlichen Projekt unter die Arme gegriffen: Vier junge Wisentkühe wurden per Transporter nach Bulgarien, in die Region Municipality Momchilgrad im District Kardjali im Süden Bulgariens, gebracht. Dort war die Rasse zwar noch nicht komplett ausgestorben – allerdings lebten nur noch drei Tiere in einem Zoo nahe des Schwarzen Meeres. Mit Hilfe der Hardehauser Wisente sollte dann wieder eine eigene Herde in Bulgarien etabliert werden. Nach einer Eingewöhnungszeit wurden diese Wisente dann freigelassen und konnten ungehindert die bulgarischen Wälder durchstreifen.
Infos zu dem Auswilderungsprojekt in Rumänien unter: www.rewildingeurope.com