Austellung in Nieheim über „Teuro“, Bitcoin und Nieheimer Mark

Nieheim. Es gab Zeiten, da druckte die kleine Stadt Nieheim ihr eigenes Geld. So zeigte der Eine-Mark-Schein das inzwischen wieder stadtbildprägende Richterhaus, der 50-Pfennig-Schein ein Porträt des Erwitzer Schriftstellers Friedrich Wilhelm Webers. Was nach Nostalgie klingt, waren Notgeldscheine in Zeiten bitterer Armut nach dem ersten Weltkrieg. Es sind Geschichten wie diese, die die neue Ausstellung zum 20-jährigen Bestehen des Euros im Nieheimer Käsemuseum sehenswert machen. Denn sie spannt einen Bogen von der sehr lokalen Bedeutung des Geldes über die Wut der Deutschen über Griechenlands Schuldenkrise bis hin zur Frage, wie das eigentlich mit den Bitcoins funktioniert. &bdquo;Die große Welt des Geldes und die Nieheimer Geschichten dazu – das ist es, was die Ausstellung ausmacht“, sagte Bürgermeister Johannes Schlütz bei der Eröffnung der Schau am Samstag vor zahlreichen Vertretern aus Politik und Gesellschaft des Kreises. Anlass war die Bargeldeinführung des Euros vor 20 Jahren. Die hatte es auch im Kreis Höxter in sich, so erfuhren die Gäste aus berufenem Munde von Sparkassenchef Jens Härtel, dass allein die Sparkassenfilialen im Kreis Höxter zur Einführung 2002 28,5 Tonnen Euromünzen verteilten – davon allein Nieheim 1,1 Tonnen. Und wo so viel ausgegeben wurde, kam noch mehr zurück. &bdquo;Allein im Zeitraum von November 2001 bis Januar 2002 wurden an den Kassen der Sparkassenfilialen im Kreis Höxter mehr als 55 Tonnen D-Mark-Hartgeld eingezahlt“, wusste Härtel zu berichten. Da mussten nicht nur Versicherungssummen erhöht, sondern auch die Statik von so manchem Gebäude geprüft werden. Auch die Finanzkrise 2008 wird dokumentiert Härtel erinnerte an einige Begebenheiten die heute wie Anekdoten klingen. Dass die Deutschen den Euro anfangs &bdquo;Teuro“ nannten und sehr an ihrer D-Mark hingen. Dass 70 Prozent der Bundesbürger auch ein halbes Jahr nach der Einführung kein oder nur wenig Vertrauen in das neue Geld hatten. Jüngste Zeitgeschichte, die sich in Nieheim noch einmal nacherleben lässt. Wie auch die Finanzkrise 2008, die sich später zu einer Staatsschuldenkrise in Europa auswuchs. Viele Schlagzeilen der Bildzeitung zeigen die Entwicklung, aber auch die Stimmungsmache jener Jahre, die weit weg scheinen, aber doch so nah sind. Ein paar Schritte weiter erfährt der Besucher, wie die Idee der Kryptowährungen entstanden ist und wie sie grundsätzlich funktionieren. Auch was eine Blockchain ist und was sich hinter dem Begriff Mining verbirgt, wird verständlich erklärt.Wie weit der Bogen ist, der in dieser Ausstellung gespannt wird, zeigt der Beginn der Geschichte. Denn viele Jahrhunderte älter sind die ersten Münzen, die hier geprägt wurden. Schon um 1230 erhielt Nieheim das Stadtrecht, und damit die Erlaubnis eigenes Geld zu drucken. Schon damals auf dem Nieheimer Pfennig zu sehen: Das Stadtwappen mit dem Kreuz. Das ziert auch viele von Realschülern entworfenen Geldscheine, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, und eigene Banknoten für die Ausstellung entworfen haben. Bei der Fülle an Informationen muss sich Nieheim nicht hinter anderen Euro-Ausstellungen verstecken, sagte Nieheims Bürgermeister Johannes Schlütz bei der Eröffnung selbstbewusst. Immerhin wurden Teile von der Bundesbank selbst zur Verfügung gestellt. Andere wurden von der Stadtverwaltung sowie Stadtheimatpfleger Ulrich Pieper selbst erarbeitet. Und das in kürzester Zeit – erst im Februar wurde mit der Organisation der Schau begonnen. Das Käsemuseum ist sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie für Gruppen auf Anfrage geöffnet. Der Eintritt kostet 3,50 Euro für Erwachsene.

Nieheim Austellung in Nieheim über „Teuro“, Bitcoin und Nieheimer Mark

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