Zweifel bestehen Ein Fehler macht Marienmünster zur Hansestadt

Marienmünster/Kollerbeck. Dass Marienmünster eine Hansestadt ist, ist selbst den meisten der knapp 5.000 Einwohnern kaum bekannt. Darüber hinaus noch weniger. Die Webseite &bdquo;www.reisereporter.de“ wählte die Gemeinde mit ihren 13 Ortschaften auf Platz drei der unbekanntesten Hansestädte Deutschlands. Und davon gibt es neben Hamburg, Lübeck und Bremen immerhin mehr als 100 hierzulande. Jetzt kommt heraus, dass der Titel für Marienmünster möglicherweise auf einem historischen Irrtum beruht. Untergeordnete Rolle Denn die Mitgliedschaft in dem wiederbelebten Hansebund beruht auf der Annahme, dass Vörden jahrhundertelang Mitglied in der historischen Hanse war. Damals, im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Die Stadtverwaltung schreibt dazu auf ihrer offiziellen Internetseite: &bdquo;Vörden spielte im Mittelalter nur eine sehr untergeordnete Rolle in der Hanse.“ Vermutlich, so heißt es weiter, werden wohl nur vereinzelt Kaufleute im Gefolge der Paderborner an Hansetagen teilgenommen haben. Und dennoch werde Vörden zu den 200 historischen Hansestädten gezählt. Ein anderes Vörden? Wenn es um die Hanse geht, muss Stadtheimatpfleger Franz Meyer aus Kollerbeck erst einmal tief Luft holen. Er hat selbst dazu recherchiert und nach Quellen gesucht, denn das Thema sei sehr interessant. Der Experte hat aber deutliche Zweifel, dass mit dem Vörden im historischen Hansebund tatsächlich die seinerzeit vielleicht 500 Einwohner zählende Gemeinde abseits der großen Handelsstraßen gemeint war. &bdquo;Man muss das zumindest mit einem kleinen Fragezeichen versehen“, sagt Meyer diplomatisch. Denn belegt ist die Mitgliedschaft nur für ein anderes Vörden – bei Osnabrück. Dort gab es seinerzeit Tuchhersteller und Händler. Und hier? &bdquo;Mit was hätten die Vördener denn damals handeln sollen?“, fragt Meyer. Überregional versteht sich. Hierzulande gab es keinerlei Manufakturen. Und in den Archiven ist nichts zu finden, das belegen würde, dass das kleine Städtchen unterhalb der Abtei tatsächlich Mitglied der Hanse war. Nieheim musste zahlen Sicher ausgeschlossen ist es dennoch nicht, unterstreicht auch Franz Meyer. Denn die Nachbarstädte Nieheim und Brakel, und auch Warburg und Borgentreich gehörten der historischen Hanse tatsächlich an. Für Nieheim finden sich beispielsweise Belege in Paderborner Archiven. Denn die Nieheimer waren damals gar nicht gewichtig genug, um bei den Treffen ein Wörtchen mitzureden. So ließen sie sich von der Paderborner Gesandtschaft vertreten – und mussten dafür bezahlen, was man schon damals genau vermerkt hat. All das ist Geschichte. Der letzte historische Hansetag fand im Jahr 1669 in Lübeck statt. Neuer Hansebund Der internationale Handel und der europäische Gedanke aber blieben. Aus der Tradition heraus wurde 1980 im niederländischen Zwolle ein neuer Hansebund gegründet, der seither als die weltweit größte freiwillige Städtegemeinschaft gilt. Mit Blick auf die vermeintliche Mitgliedschaft Vördens wurde auch Marienmünster vor mehr als 20 Jahren die Mitgliedschaft angetragen. Die Stadt nahm gern an, zumal es sie bis auf einen &bdquo;überschaubaren finanziellen Beitrag“ zur Homepage nichts kostet. Pluspunkte sammeln Und Hansestadt will Marienmünster auch bleiben, wie der Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Kultur in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat. Man wolle sich auch künftig mehr in der Arbeit des Hansebundes engagieren, erklärte Marienmünsters Bürgermeister Josef Suermann gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Auch, um touristisch Pluspunkte zu sammeln. &bdquo;Vielleicht in Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedsstädten des Kreises“, sagt der Bürgermeister. Immerhin engagiert sich Brakel sehr intensiv im Städtebund und Warburg nutzt den Titel offensiv für Eigenwerbung. Genauere Pläne gibt es in Marienmünster aber noch nicht. Die Aufgabe Der Hansebund hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf der Grundlage des grenzüberschreitenden Hansegedankens und den geschichtlichen Erfahrungen, die Gedanken und den Geist der europäischen Gemeinschaft wiederzubeleben und die Zusammenarbeit zwischen den Städten zu fördern.

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