Schwarze Milch der Frühe,wir trinken sie abends,wir trinken sie mittagsund morgens,wir trinken sie nachts,wir trinken und trinken. Marienmünster. Die Todesfuge des deutsch-ukrainischen Dichters Paul Celan (1920 bis 1970) ist das wichtigste Werk in der lyrischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Kaum ein Schüler, dem sie nicht irgendwann im Deutschunterricht begegnet wäre. Sie steht im Mittelpunkt eines besonderen Kunst-Projekts in der Abtei Marienmünster. "Wir werden den Schafstall dazu in einen Dunkelraum verwandeln, der mit Celans Originalrezitation der Todesfuge beschallt wird. Dazu präsentieren wir einen Bilderzyklus der Künstlerin Marijke Spreuwenberg, die sich diesem Gedicht mit der Technik der Malerei angenähert hat", erklärt Kurator Hans Hermann Jansen, der im Auftrag der Kulturstiftung Marienmünster die Ausstellung mit der aus dem niederländischen Venlo stammenden Künstlerin konzipiert hat. "Meine Großeltern haben selbst damals Juden in ihrem Haus in Venlo vor den Deutschen versteckt, aber das Gedicht von Paul Celan habe ich erst kennengelernt, als ich 1980 nach Deutschland übergesiedelt bin", erzählt Künstlerin Marijke Spreuwenberg (59). Seither ist sie von dem Text gefesselt. Vor zwei Jahren hat sie begonnen, das Gedicht in einen Bilderzyklus zu übersetzen. Entstanden sind 18 in schwarz-weiß gehaltene, moderne Bildobjekte. "Ich habe einzelne Metaphern aus dem Gedicht aufgegriffen, die ich in ähnlicher Abfolge wie im Text mit ihren Wiederholungsvariationen in dem Zyklus präsentiere", erklärt die studierte Künstlerin. Spreuwenberg arbeitet mit der Technik der Monotypie. "Ich verwende unterschiedliche Trägermaterialien, die ich schichtweise auf die Leinwand drucke, wobei das fertige Bild am Ende aus bis zu acht Schichten bestehen kann", erläutert die in Voerde lebende Künstlerin. Aber nicht nur im Schafstall werden Bilder gezeigt. "Moderne Kunst und historischer Kirchenraum lassen sich sehr gut miteinander vereinbaren, darum präsentieren wir beispielsweise zwei Arbeiten aus dem Genesis-Zyklus von Marijke Spreuwenberg in der Abteikirche", erklärt Kurator Jansen. Der in der Abtei lebende Komponist Walter Steffens (81), der aktuell selbst an einer Todesfugen-Komposition arbeitet, hatte den Kontakt zur Künstlerin hergestellt. (bat)