Bredenborn Interview: Chancen in der Arbeit mit Flüchtlingen

Bredenborn. Die Stadtverwaltung Marienmünster informierte Mitte Dezember die Bürger der Ortschaft Bredenborn darüber, wie sie sich die Unterbringung von bis zu 60 Flüchtlingen in der ehemaligen Grundschule vorstellt. Dabei ließen Bürgermeister Robert Klocke und Ordnungsamtsleiter Elmar Meyer keinen Zweifel daran, dass die Verwaltung hinsichtlich der Flüchtlingsproblematik täglich vor neuen Herausforderungen steht. Allerdings lasse sich aus anderen Dörfern von einem großartigen Engagement zahlreicher ehrenamtlicher Helfer berichten, ohne deren Einsatz die Betreuung so vieler Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer und Kulturen nicht möglich sei. Zum Ende der Veranstaltung meldeten sich Nathalie Potthast-Kropp und Karsten Egelhardt zu Wort und regten die Bildung einer Gruppe von ehrenamtlichen Helfern an. Mittlerweile hat Nathalie Potthast-Kropp reagiert und lädt am heutigen Dienstag, 5. Januar, um 19.30 Uhr zu einem Runden Tisch ins Pfarrheim Bredenborn ein. Im Gespräch mit der NW berichtet sie von ihren Beweggründen und ihren Zielen. Frau Potthast-Kropp, warum wollen Sie sich für die nach Bredenborn kommenden Flüchtlinge einsetzen?Nathalie Potthast-Kropp: Ich unterrichte an der Geschwister-Scholl-Schule in Brakel. Dort haben wir etwa 23 Flüchtlingskinder und zehn sind in verschiedenen Regelklassen integriert. Außerdem bin ich von Irmgard Lüke aus Vörden angesprochen worden. Sie arbeitet dort mit mehreren Personen zusammen, die alle in der kirchlichen ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe aktiv sind. Seit zwei Monaten unterstütze ich sie und ich finde, dass dort sehr wertvolle Arbeit geleistet wird. Welche Erfahrungen haben Sie mit den bereits in Bredenborn lebenden Flüchtlingen gesammelt?Potthast-Kropp: In Bredenborn leben zurzeit 22 zumeist junge Männer. Ich bin ein- bis zweimal die Woche in ihrem Haus und treffe auf aufgeschlossene und freundliche Menschen. Viele von ihnen sind sehr selbstständig und intelligent, andere bedürfen der Hilfe. Ich weiß aber, dass bereits Hilfe von Bredenbornern angeboten wurde. Man hat den Flüchtlingen Werkzeuge geliehen, ihnen bei Behördenangelegenheiten geholfen oder sie gefahren. Was muss sich noch ändern?Potthast-Kropp: Wir brauchen mehr Helfer. Deshalb denke ich beispielsweise an ein Netzwerk oder sogar eine Art Bürgerinitiative, die überörtlich wirken könnte. Vier Personen haben ihre Hilfe bereits fest zugesagt, weitere, so denke ich, werden sich nach dem Treffen am Runden Tisch melden. Wir müssen zunächst erst einmal die Kräfte sammeln, bündeln und organisieren, damit niemand überfordert wird. An was denken Sie konkret?Potthast-Kropp: Es gibt viele Dinge, über die wir nachdenken. Das Wichtigste dürfte das Vermitteln der deutschen Sprache sein, damit sich die Flüchtlinge im Alltag und bei den Behörden artikulieren und verständlich machen können. Dann denke ich an die Versorgung mit Kleidung und den täglichen Bedarfgegenständen. Eine kleine Fahrradwerkstatt wäre nicht schlecht, oder ein Werkraum, in dem jemand mit den Flüchtlingen einfache Holzmöbel herstellt. Das alles würde wertvolle Fähigkeiten vermitteln und bei der Suche nach einem Arbeits- oder Studienplatz helfen können. Und wo könnte so etwas stattfinden?Potthast-Kropp: Wenn ich das richtig verstanden habe, soll die Feuerwehr in der ehemaligen Grundschule für eine Übergangszeit einen Raum für die Atemschutzpflege bekommen. Wird der Raum nicht mehr benötigt, könnte man dort Fahrräder reparieren. Bei der Suche nach geeigneten Räumen und Werkzeugen wären wir auf die Unterstützung der Verwaltung angewiesen. Gegebenenfalls kann der Bauhof zu Anfang Hilfestellung geben. Ich denke aber auch daran, den Flüchtlingen Gelegenheit zur Mithilfe in privaten Haushalten zu geben. Sie bekommen dort Kontakt zu den Bürgern, lernen die Mentalität der Deutschen besser kennen und werden vielleicht zum Essen eingeladen. Allerdings ist auch hier die Verwaltung bezüglich der eventuell benötigten Versicherungen gefragt. Das wären zum Beispiel Themen und Fragen, die sie beantworten müsste. Wo würden Sie noch ansetzen wollen?Potthast-Kropp: Natürlich bei den Kindern. Sie brauchen einen Kindergartenplatz, wo sie schnell Kontakte knüpfen und Deutsch lernen. Denn die Kinder sind wahrscheinlich die Generation, die darüber entscheidet, ob die Familien in Deutschland bleiben und sich hier integrieren lassen. Vielversprechende Kontakte gibt es ja jetzt bereits zum Sportverein. Auch dort ist Integration gut möglich. Sie haben sich also viel vorgenommen?Potthast-Kropp: Jetzt dürfen Sie mich nicht falsch interpretieren. Es geht hier nicht um mich, sondern um ein Team, in dem ich eine von vielen helfenden Händen sein werde. Meines Erachtens ist Flüchtlingsarbeit nur im Team zu schaffen und sollte auch nur im Team organisiert sein. Mir war lediglich wichtig, den Anstoß für weitere Aktivitäten zu geben und neue Ideen zu wecken. Das scheint Ihnen ja gelungen zu sein.Potthast-Kropp: Ich hoffe das sehr und heute auf viele Teilnehmer. Nach den bisher geführten Gesprächen bin ich jedoch recht zuversichtlich, dass die Hilfsbereitschaft wächst.