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SANDEBECK Kochen bei heftigem Seegang

Der Sandebecker Ingo Seidensticker tischte schon für Boris Becker auf

VON CORINNA WESTPHAL
29.01.2011
Diese Matrosenmütze hat Ingo Seidensticker als Erinnerung an seine sechsmonatige Arbeitszeit auf dem Kreuzfahrtschiff "MS Europa" mit nach Hause genommen. - © FOTO: CORINNA WESTPHAL
Diese Matrosenmütze hat Ingo Seidensticker als Erinnerung an seine sechsmonatige Arbeitszeit auf dem Kreuzfahrtschiff "MS Europa" mit nach Hause genommen. | © FOTO: CORINNA WESTPHAL

Sandebeck. Beim Anblick von Ingo Seidenstickers Lebenslauf könnte man schnell neidisch werden und sich fragen: Sollte ich nicht doch besser Koch werden? Der 30-jährige Sandebecker, der bald das elterliche Hotel Germanenhof übernehmen wird, hat einen reichen Erfahrungsschatz und viele erlebte Abenteuer vorzuweisen.

Nach dreijähriger Ausbildung in einer renommierten Gütersloher Hotelküche nahm er sowohl bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Kochen als auch am Wettbewerb um den Achenbach-Preis teil, der Deutschlands besten Nachwuchskoch auszeichnet. In beiden Wettbewerben kochte er sich bis in die Bundesauswahl und belegte dort je einmal den vierten und sechsten Platz.

"Ich konnte zuhause ja auch super üben", gesteht Ingo Seidensticker schmunzelnd. "Meine Eltern haben mir einen Korb mit einigen Lebensmitteln hingestellt, aus denen ich ihnen ein 3- bis 4-Gänge Menü kochen sollte. Nach dem Essen gab es dann eine Mischung aus Lob und elterlichen Tipps, die mir dann doch immer ziemlich weitergeholfen haben." Der Tipp der Eltern, viele Erfahrungen im Ausland zu sammeln und unter vielen verschiedenen Küchenchefs zu arbeiten, brachte den damals 20-Jährigen schließlich für sechs Monate in eine angesehene Restaurantküche im schweizerischen Ascona.

"In der Schweiz werden sehr hohe und elitäre Ansprüche ans Kochen gestellt. Noch dazu habe ich dort mit deutschen, französischen und englischen Köchen zusammengearbeitet. Gerade diese Mischung machte die Zeit dort für mich so lehrreich", erklärt Ingo Seidensticker. Seine nächste Station war nicht weniger bemerkenswert: Es folgte ein Winter in einem italienischen Restaurant in St. Moritz, das die Auszeichnung "Bestes Restaurant der Schweiz" erhalten hatte.

Während er in seiner wenigen Freizeit Ski fuhr, kochte er in St. Moritz unter anderem für Boris Becker und Verona Pooth. Auch der Standort des nächsten Restaurants beweist, dass richtig gute Köche dort arbeiten, wo andere Urlaub machen: Das folgende halbe Jahr lang kochte Ingo Seidensticker in einem Ein-Sterne-Restaurant auf Sylt. Dass das Urlauben auf Sylt aber auch wirklich anderen überlassen blieb, verdeutlichen seine dortigen Arbeitsstunden: Sechs Tage in der Woche arbeitete er 14 bis 15 Stunden pro Tag.
"Es ist ja quasi für mich von zuhause vorbestimmt worden, dass ich Koch werde. Und da ich solche heftigen Arbeitszeiten ja auch schon von dort gewöhnt bin, ist das alles kein Problem für mich", erklärte er ganz lässig.