Expertinnen aus dem Kreis Höxter helfen nach dem Verlust eines Kindes

Beverungen/Kreis Höxter. Einem Menschen, der sein Kind verloren hat, gegenüber zu sitzen, überfordert. Nicht selten haben Angehörige oder Freunde das Gefühl, sie müssten auf bestimmte Weise anteilnehmen oder trösten. Dabei sei eine &bdquo;authentische Reaktion“, wie Johanna Günther es nennt, in der Regel viel besser: &bdquo;Offen sein, ehrlich sein, und auch dazu stehen, dass man nicht weiß, wie man damit umgehen soll.“ Doch in ihrer &bdquo;Hilflosigkeit“ würden Angehörige oder Freunde stattdessen oft Phrasen verwenden, die Empathie und Anteilnahme ausdrücken oder trösten sollen. Neben &bdquo;Das ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann“ auch Dinge wie &bdquo;Du bist ja noch jung, du kannst doch noch Kinder kriegen“ oder, wenn es noch lebende Geschwister gibt, &bdquo;Du hast doch noch ein Kind, um das du dich kümmern kannst“. Sätze, die trauernde Eltern hart treffen können. Lesen Sie auch: Gruppe aus Höxter hilft bei der Trauer um Sternenkinder Das Trauer-Netzwerk im Kreis Höxter gestaltet für Eltern, die ein Kind verloren haben, Mitte Dezember eine Gedenkfeier mit Rahmenprogramm. Denn Betroffene haben, wie die Expertinnen des Organisationsteams berichten, oft das Gefühl, keinen Ort für ihre Trauer zu haben. Egal, wie lange der Verlust zurückliegt, egal, wie jung oder alt das Kind war, als es starb, egal ob es Jahre lebte oder bereits tot zur Welt kam. &bdquo;Hier gibt es keine Zurückweisung“, verspricht Trauerbegleiterin Birgit Konermann. Das Schlimmste, was Eltern passieren kann? Das ist leider nicht überall so. Zumindest fühlt es sich für betroffene Eltern oft so an, wie die Trauerbegleiterin berichtet: &bdquo;Jeder weiß, wie schwer es ist, wenn man nicht mal mehr den Namen des Kindes nennen darf.“ Im geschützten Rahmen und unter Menschen, die dasselbe Schicksal teilen, ist das anders. Gut also, dass es diese Veranstaltung gibt – aber warum braucht es sie? Wenn Eltern ein Kind verlieren, erhalten sie im Gegenzug ein Stigma, erklären die Expertinnen vom Trauer-Netzwerk. &bdquo;Was Betroffene dann häufig zu hören bekommen ist: Das ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann“, weiß Psychologin Cécile Droste. &bdquo;Die Betroffenen können sagen, es ist das Schlimmste, aber andere sollten das nicht tun“, rät die Trauerspezialistin. Denn dieser Superlativ könne den Eltern die Zuversicht nehmen, dass es irgendwann wieder besser werden kann. Wer trauert und tanzen will, soll tanzen Dazu ist Trauer, ist der Tod, immer noch ein Tabu-Thema. Hier sollten sich Erwachsene ein Beispiel daran nehmen, wie Kinder trauern, sagt Psychologin Cécile Droste: &bdquo;Die sind bei sich.“ Kinder trauerten in Pfützen, das heißt: Mal sind sie traurig, dann aber auch wieder albern oder lustig. &bdquo;Wir hingegen machen uns Gedanken, ob jemand das pietätlos oder anstößig finden könnte“, sagt Droste. Dabei ist niemand &bdquo;nur Trauer“, wie Sozialarbeiterin Johanna Günther ergänzt. Hospizbewegung Warburg: Warum die Begleitung Sterbender zufrieden macht Auch in der Trauer sei es vollkommen in Ordnung, Spaß zu haben oder auszugehen, sagt Cécile Droste: &bdquo;Auch mal Musik anmachen und tanzen, wenn die Musik einen an etwas erinnert.“ Genauso ist Wut erlaubt. Während trauernde Kinder manchmal auch einfach ausdrücken, wie gemein es ist, dass Oma gestorben ist, verbieten sich Erwachsene solche Gefühle häufig oder empfinden sogar Schuldgefühle. &bdquo;Sie trauen sich nicht, zu trauern“, sagt Droste. Sollten Kinder mit zur Beerdigung? Gibt es noch ein Geschwisterkind, müssen trauernde Eltern nicht nur mit sich selbst zurechtkommen, sondern sich auch um das trauernde Kind kümmern. Kleine Kinder, die einen Verlust erleben, den Tod aber nicht verstehen, klammern oft, wie die Expertinnen vom Trauer-Netzwerk wissen. Der Bruder oder die Schwester ist plötzlich weg – was, wenn Mama und Papa auch einfach verschwinden? &bdquo;Das ändert sich wieder“, weiß Birgit Konermann, die als Trauerbegleiterin mit Rat und Tat zur Seite steht und Eltern mit auf den Weg gibt: &bdquo;Sie dürfen mit auf die Beerdigung, sie dürfen mit ans Grab.“ Auch interessant: Kinder und Trauer - wie Erwachsene bei Trauerfällen reagieren können Vor einigen Jahrzehnten noch war es nicht ungewöhnlich, dass Menschen zu Hause starben und dort auch aufgebahrt wurden. Hospizbegleiterin Marie-Luise Bittger hat das selbst noch so erlebt und auf diese Weise Abschied von ihren Großeltern genommen, wie sie berichtet. &bdquo;Heute herrscht ganz viel Unsicherheit“, hat sie bemerkt. Besondere Veranstaltung am 14. Dezember Die Gedenkfeier beginnt am Sonntag, 14. Dezember, um 15 Uhr im Pfarrheim in Beverungen, Weserstraße 22. Geöffnet wird bereits eine halbe Stunde vorher sein, damit Eltern und Familien die Möglichkeit haben, sich zu akklimatisieren, ehe es losgeht. &bdquo;Jeder, der an ein Kind denken möchte, ist hier richtig“, betont Birgit Konermann. Neben den Eltern seien auch Großeltern und Geschwister herzlich eingeladen. Zu Musik gebe es Kaffee und Kuchen. Für Kinder werden Bilderbuchgeschichten vorgelesen, die auch die Erwachsenen berühren werden. Gäste der Feier können den Namen oder Spitznamen des Kindes, das sie verloren haben, gemeinsam mit einem Geburts- oder Sterbedatum auf vorbereitete Zettel schreiben, die anschließend bei der Feier verlesen werden. Zudem können Gedenkkerzen gestaltet werden, die ab 19 Uhr zum Candle-Lighting-Day ins Fenster gestellt werden können. Weltweit wird am zweiten Dezembersonntag so Kindern gedacht, die gestorben sind. Weitere Informationen unter www.netzwerk-trauerbegleitung-kreis-höxter.de. Fragen von Trauernden oder Menschen, die sich in der Trauerarbeit engagieren möchten, beantworten Cécile Droste unter Tel. 05271 3981146 oder Marie-Luise Bittger unter Tel. 05271 7950.

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