Oberhirte gesucht Wann die Glocken für den neuen Paderborner Erzbischof läuten

Paderborn. Irgendwann wird ihm die Stunde schlagen - nicht die letzte, sondern die erste. Denn der neue Paderborner Erzbischof wird unter anderem durch ein gleichzeitiges Glockenläuten aller Kirchen der Diözese verkündet werden. Nur, wann es so weit ist, das erscheint weiterhin offen zu sein. Wie lange dauert es noch? Hans-Josef Becker stand fast zwei Jahrzehnte an der Bistumsspitze, bis der Papst im Oktober 2022 seinen Rücktritt akzeptierte. Fast ein Jahr ist das jetzt her, und bei vielen Gläubigen scheint die Ungeduld zu wachsen. Zumal auch der von Paderborn geäußerte "Wunschtermin" einer Entscheidung vor dem Liborifest sang- und klanglos, sprich: ohne bischöfliches Glockengeläut, verstrich. Doch sind Jahrestage und Wünsche keine Kriterien bei einer Bischofswahl - zumal es in Paderborn unter Bistumsverwalter Michael Bredeck unbestritten gut läuft. Tatsächlich sind ein bis anderthalb Jahre "nicht unüblich", wie der Kirchenrechtler Georg Bier unlängst erklärte. Es handele sich eben um ein Verfahren, das Zeit brauche. Weltweit sind im Übrigen laut catholic-hierarchy.org mehr als 200 Bischofssitze vakant, sei es aufgrund von Versetzung, Rücktritt oder Tod. Was ist zur Paderborner Suche bekannt? Dass offenbar mehrere Listen aus Paderborn und anderen Bistümern mit vielen Namensvorschlägen den päpstlichen Nuntius in Berlin erreicht haben, die dieser nach eigener Sichtung an den Vatikan sandte, ist ein Fakt. Darüber hinaus sickert nicht allzu viel an Neuigkeiten durch die Kirchenmauern nach außen. Fakt ist derzeit: Die entscheidende Dreierliste, aus der dann das Metropolitankapitel den Bischof wählt, ist in Paderborn noch nicht angekommen, wie aus Kirchenkreisen zu hören ist. Das hat auch das Erzbistum offiziell bestätigt. Aus welchen Namen das Metropolitankapitel letztlich einen neuen Bischof wählt, bleibt Gegenstand von Spekulationen. "NW"-Informationen zufolge wurden in der ersten Phase auch einige Paderborner vorgeschlagen. Ob auch der Papst einen oder mehr Vertreter aus dem Erzbistum auf seine Liste schreibt oder womöglich nur auf externe Geistliche setzt, bleibt also abzuwarten. Könnte es auch viel länger dauern? Wenn die sogenannte "Terna" erst einmal in Paderborn ist, heißt das immer noch nicht, dass schnell ein neuer Oberhirte auf dem bischöflichen Stuhl sitzt. Denn das Metropolitankapitel hätte den Bestimmungen zufolge drei Monate Zeit für seine Wahl. So geschehen etwa 1988 in Köln, als man sich auf keinen der vorgeschlagenen Kandidaten einigen konnte. Wem anderthalb Jahre aber zu lang vorkommen, der möge sich damit trösten, dass es immer noch länger geht, wie das katholische Nachrichtenportal Domradio.de berichtet: Im norwegischen Trondheim ist der bischöfliche Stuhl seit zehn Jahren verwaist. Und das Bistum Kreta wartet seit knapp 90 Jahren auf den neuen Oberhirten. Wie läuft die Wahl ab? Noch ist sie zwar nicht eingetroffen, aber irgendwann wird die heiß erwartete Liste mit den vom Vatikan ausgewählten drei Kandidaten Paderborn erreichen. Ist sie erst am Dom angekommen, ruft Dompropst Joachim Göbel das 14-köpfige Metropolitankapitel zusammen, das dann geheim abstimmt. Was passiert als Nächstes? Wenn die Entscheidung gefallen ist, werden die Regierungen der Länder Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen gefragt, ob es politische Bedenken gegen den Gewählten gibt. Ist das nicht der Fall, wird der Heilige Stuhl in Rom durch die Berliner Nuntiatur über das Ergebnis der Wahl informiert. Der Papst ernennt dann den neuen Erzbischof von Paderborn. Wie wird der Neue bekannt gegeben? Die öffentliche Bekanntgabe der Ernennung erfolgt anschließend nach Absprache zeitgleich durch den Heiligen Stuhl in Rom und das Metropolitankapitel in Paderborn. "Es ist Tradition, dass dazu für einige Zeit feierlich und merkbar die Glocken läuten, zuerst in Paderborn und dann im ganzen Erzbistum", sagt Bistumssprecher Benjamin Krysmann. Meist geschehe dies um die Mittagsstunde, eine feste Regel für einen bestimmten Tag gebe es allerdings nicht. Welche Glocken läuten? Genaue Details nennt das Bistum zwar nicht, doch ist davon auszugehen, dass das "Plenum" genannte Vollgeläut erklingen wird. Also alle acht Glocken in der Glockenstube des Westturms, womöglich begleitet von den beiden Glocken im Dachreiter darüber. Und das sicherlich für mehrere Minuten. Die schwerste Glocke ist die 13,5 Tonnen schwere "Jesus Christus - unser Friede" mit dem Schlagton e-3, die seit fünf Jahren im Dom hängt. Ihr dumpfer Ton ist es auch, der jeden Freitag um 15 Uhr zur Todesstunde Christi klingt. Und sie wird auch geläutet, wenn der Papst oder der Paderborner Erzbischof gestorben sein sollte. Zweitschwerste Glocke in der Glockenstube ist "Liborius" mit 4,7 Tonnen (Schlagton fis-3), am leichtesten ist "Heinrich", der es lediglich auf 640 Kilogramm bringt. Wie geht es danach weiter? Nach seiner Ernennung ist vorgesehen, dass der Erzbischof den im sogenannten Preußenkonkordat vorgeschriebenen Treueeid vor den Ministerpräsidenten der Länder NRW, Hessen und Niedersachsen ablegt. Mit etwas zeitlichem Abstand wird der Neue schließlich im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Hohen Dom in sein Amt eingeführt. "Damit übernimmt er die Amtsgeschäfte", erläutert Pressesprecher Krysmann. Im Dom präsentiert der Neue dem Metropolitankapitel seine päpstliche Ernennungsurkunde und nimmt symbolisch auf dem Bischofsstuhl, der sogenannten Kathedra, Platz. Sollte der neu Ernannte noch kein geweihter Bischof sein (was nicht vorgeschrieben ist), empfängt er in dem Gottesdienst zugleich das Sakrament der Bischofsweihe - auch dann erklingt laut Läuteordnung wieder das volle Glockengeläut. Mit der Amtsübernahme endet die Vakanz und damit zugleich das Amt des Diözesanadministrators, in diesem Fall Michael Bredeck. Die letzten beiden Diözesanadminastratoren waren übrigens Johannes Joachim Degenhardt und Hans-Josef Becker, die 1975 und 2003 schließlich auch Erzbischof wurden. Was sagt das Erzbistum zu andauernden Suche? Benjamin Krysmann: "Die Gläubigen im Erzbistum Paderborn beten weiter für einen guten neuen Erzbischof und hoffen, dass sie bald mit ihm beten können."

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