Gefährliche Adventszeit Arzt aus Höxter: Wie Kinder vor Verbrennungen geschützt werden

Kreis Höxter. Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Zur Weihnachtszeit gehören traditionell auch Kerzen – auf dem Adventskranz, in weihnachtlichen Kerzengläsern und auf dem Tannenbaum. Sie tragen zur Besinnlichkeit bei, keine Frage. Allerdings sind sie auch eine große Gefahrenquelle, insbesondere für Kinder. Und nicht nur Kerzen, auch heißer Tee, Backöfen und Backbleche sind oft Ursachen für Verbrennungen bei Kindern in der Adventszeit, wie Experten wissen. Einem Sprecher der Krankenkasse AOK Nordwest zufolge belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass im Jahr 2021 in Nordrhein-Westfalen insgesamt 1.281 Kinder bis zu zehn Jahren mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Besonders betroffen waren dabei die Ein- bis Fünfjährigen. Auf diese Altersgruppe entfielen 85 Prozent der Krankenhauseinweisungen. Auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ bestätigt Firooz Ahmadi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im St.-Ansgar-Krankenhaus Höxter, dass er und seine Kollegen besonders in der Adventszeit vermehrt Kinder mit Verbrennungen und Verbrühungen behandeln. Schnell den Notruf 112 wählen &bdquo;Die Verbrühungen passieren meistens mit heißem Wasser und Tee. Heiße Backbleche und Backöfen verursachen Verbrennungen an den Händen und Unterarmen“, berichtet er. Der Schweregrad der Verletzungen sei dabei abhängig von Temperatur und Dauer der Einwirkung. Besonders gefährlich wird es laut Ahmadi bei großflächigen zweit- und höhergradigen Verbrennungen und Verbrühungen. Die könnten ihm zufolge sekundär zu ernsthaften systemischen Komplikationen und Organschädigungen führen. &bdquo;Zur Abschätzung der betroffenen Hautfläche gilt die Faustregel: Die Handfläche des Kindes einschließlich der Finger entspricht einem Prozent der Körperoberfläche“, ergänzt der Chefarzt. Verbrennungen und Verbrühungen werden in der Medizin in vier Schweregrade eingeteilt. Derartige Verletzungen ersten Grades verursachen Ahmadi zufolge Rötungen, Schwellungen und lokale Schmerzen, während bei Verbrennungen vierten Grades die betroffene Fläche schwarz, trocken und verkohlt ist. Gefahrenquellen von Kindern fernhalten Um diese schmerzhaften Verletzungen möglichst zu vermeiden, empfiehlt der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik die typischen Gefahrenquellen von Kindern fernzuhalten. Dazu gehören heißes Wasser, Wasserkocher, Tee- und Kaffeetassen, Kerzen, heiße Backbleche und Backöfen sowie defekte Stromleitungen. Ein Sprecher der AOK ergänzt, dass Eltern Streichhölzer und Feuerzeuge immer konsequent wegschließen und statt echter Kerzen LED-Kerzen verwenden sollten. Außerdem sollten Adventskränze nie unbeaufsichtigt gelassen werden. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen kann natürlich trotzdem mal ein Unglück passieren. Sollte sich ein Kind also trotzdem mal verbrennen oder verbrühen, empfiehlt der AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner Eltern, schnell zu handeln, aber Ruhe zu bewahren. In Brand geratene Kleidung sollte mit Wasser gelöscht oder die Flammen mit einer Decke erstickt werden. Bei Verbrühungen muss die mit heißer Flüssigkeit durchtränkte Kleidung schnell, aber vorsichtig ausgezogen werden. Erstversorgung ist wichtig Anschließend sei die Erstversorgung der Wunden wichtig. Firooz Ahmadi empfiehlt dafür folgende Maßnahmen: &bdquo;Das betroffene Hautareal sollte innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Verbrennung für circa fünf bis zehn Minuten mit handwarmem Wasser gekühlt werden. Dann ist es wichtig, die Hautfläche steril abzudecken und dem Kind gegebenenfalls Fieber- oder Schmerzsaft zu geben“. Nach der Erstversorgung der Wunden sollte das Kind Ahmadi zufolge beim Kinderarzt vorgestellt werden. Verbrennungen oder Verbrühungen im Gesicht, am Hals, im Genitalbereich und an den Gelenken müssen gegebenenfalls von Spezialisten in einem Verbrennungszentrum behandelt werden. &bdquo;Bei größeren Verbrennungen sollten Eltern schnell den Notruf 112 wählen“, ergänzt Wehmhöner von der AOK. Firooz Ahmadi und Matthias Wehmhöner raten außerdem klar von Hausmitteln, wie Mehl, Zahnpasta, Puder oder Öl ab. Diese sollten keinesfalls auf die verbrannte Haut aufgetragen werden. Auch Brandsalben oder Brandbinden sollten nicht auf die Wunde aufgetragen werden, weil sie die Hitze im Gewebe halten und so verhindern, dass die Haut mit Luft versorgt wird. Auch auf Kühlung mit Eis oder Eiswasser sollte verzichtet werden. Die lindern zwar erst einmal den Schmerz, können laut Wehmhöner aber das Gewebe auch zusätzlich schädigen.

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