ÖPNV im Hochstift Werden Busfahrpläne in den Kreisen Höxter und Paderborn radikal gekürzt?

Kreis Höxter/Kreis Paderborn. &bdquo;Sie erwecken einen falschen Eindruck“, ärgert sich Andreas Suermann. &bdquo;Sie“ sind die Bürgermeister und Landräte, die sich jüngst in der &bdquo;NW“ darüber freuten, endlich in die Entscheidungen beim Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH) miteinbezogen zu werden. Paderborns Landrat Christoph Rüther erklärte beispielsweise: &bdquo;Wir wollen den ÖPNV in unserem ländlichen Raum einfacher und verständlicher gestalten. Die Bürgermeister unserer Städte und Gemeinden sind dabei ab sofort eingebunden und bringen sich in den Prozess aktiv mit ein.“ Rüther ist seit August Vorstandschef des NPH. Und Carsten Torke, Rathauschef in Steinheim und Sprecher der Bürgermeister im Kreis Höxter, sagte dazu: &bdquo;Wir begrüßen, dass wir in den Prozess einbezogen werden.“ &bdquo;Die Wahrnehmungen sind offenbar gravierend unterschiedlich“, kommentiert Suermann, der 15 Jahre lang Mitglied im NPH-Zweckverband war und jetzt für die SPD im Borgentreicher Stadtrat sitzt. &bdquo;Die haben ihre Gelegenheiten nicht genutzt.“ Jährlich habe es seitens des NPH das Angebot gegeben, angehört zu werden und Stellungnahmen abzugeben. &bdquo;Die Kommunen machten davon in 99 Prozent der Fälle keinen Gebrauch.“ Worum geht es? Der ÖPNV hat es in ländlichen Regionen schwer – so auch im Kreis Höxter. &bdquo;Dass die Busse hier leer sind, braucht niemand morgen in der Zeitung zu lesen, das ist seit Jahren so“, sagt Suermann. &bdquo;Grundvoraussetzung seit Bestehen des Zweckverbandes war bei der politischen Mehrheit der CDU um alle Bürgermeister und Landräte, dass der öffentliche Nahverkehr in Paderborn und Höxter kein Geld kosten durfte. Getreu dieser Vorgabe, die auch viele Jahre eingehalten wurde, hat es keinen Bürgermeister und keinen Rat interessiert, was beim NPH passierte“, schildert Suermann. Auch nicht, als andere Kommunen längst Millionen in ihren ÖPNV investierten, fährt er fort. Der ÖPNV im Hochstift war an Unternehmen ausgelagert. &bdquo;So hatte man auch keine direkte Einflussmöglichkeit“, erklärt Suermann. Mehrkosten für die Kommunen im Hochstift könnten sogar sechsstellig werden Jetzt sollen die Kommunen bezahlen. &bdquo;Ein schweres Thema, das viel Geld kosten wird“, weiß Suermann. In Steinheim geht Bürgermeister Torke von 450.000 Euro Mehrkosten aus, Nieheim rechnet mit 400.000 Euro. Anderswo dürfte es sechsstellig werden. Umso nachdrücklicher appelliert Suermann, das Thema auch in den Stadträten zu diskutieren. Besonders, wenn der ÖPNV nicht via Kreisumlage gezahlt werden sollte. Etwa, in dem Fahrkilometer auf die Kommunen heruntergerechnet werden. Andreas Suermann habe sich in Borgentreich bereits dafür eingesetzt, dass das Thema auf die Tagesordnung des Stadtrats kommt. Denn Suermann befürchtet, dass die Fahrpläne angesichts der hohen Kosten radikal zusammengestrichen werden könnten. Vielleicht sogar so weit, dass am Ende nur noch der Schülerverkehr bliebe. Dadurch würde der ländliche Raum jedoch weiter abgehängt werden – selbst wenn das Neun-Euro-Ticket einen Nachfolger bekäme, sagt Suermann. Deshalb fordert der Ratsherr, dass das Thema Öffentlicher Nahverkehr nicht nur aus finanzieller Sicht betrachtet werden dürfe. Ein Holibri für den gesamten Kreis Höxter? &bdquo;Ich sage nicht, dass wir uns alles leisten können“, fährt Suermann fort. Stattdessen wünscht er sich ein bedarfsorientiertes Angebot. Er plädiert deshalb für einen Anrufsammelverkehr wie den Holibri in Höxter. Ein Holibri für den gesamten Kreis – ist das denkbar? &bdquo;Das ist eine Frage der Finanzierung. In Höxter wird das aktuell gefördert. Spannend wirds, wenn die Fördergelder nicht mehr da sind.“ Bisher allerdings seien solche Konzepte im Hochstift &bdquo;trotz mehrfach wiederholter Forderungen der SPD in Räten und Kreistagen nur stiefmütterlich verfolgt“ worden. Mit Spannung wird Andreas Suermann auch beobachten, wie es mit der NPH-Diskussion weitergeht. Zumal er das Thema als sehr kompliziert erachtet: &bdquo;Ich selbst habe Jahre gebraucht, um das alles zu verstehen.“ Umso ungünstiger erscheint ihm, dass mit Ulrich Conradi ausgerechnet jetzt jemand aus dem Gremium ausgeschieden sei, der viel Erfahrung und Fachwissen gehabt habe. Nur schwer zu ersetzen, meint Suermann. &bdquo;Jetzt, wo der ÖPNV in den Kreisen Paderborn und Höxter die Kommunen Geld kosten wird, wollen diese von den Bürgerinnen und Bürgern direkt gewählten Hauptamtlichen – in der Thematik unerfahrenen – mit ,Wein in alten Schläuchen alles besser machen.“

Mehr zum Thema