Gesundheit im Kreis Höxter Omikron-Booster: Für wen empfiehlt sich welcher Impfstoff?

Kreis Höxter. Es wird kälter und die Warnungen vor dem dritten Corona-Winter werden lauter. Für viele Menschen im Kreis Höxter wird die vierte Impfung deshalb Thema. Jens Grothues, der den Kreis Höxter zum Thema Corona medizinisch berät und eine Praxis in Beverungen führt, hat auf der eigenen Website und auf Facebook für den vierten Piks geworben. Seit Sonntagnachmittag etwa hat er bereits 60 Impftermine vergeben können. Verimpft werden sollen dabei Omikron-Booster von Biontech oder Moderna, die jeweils auf den Virusvarianten BA.1 und BA.2 aufbauen. Derweil haben sich die Geschehnisse etwas überschlagen. Denn nun hat die EMA, die Arzneimittelaufsichtsbehörde der Europäischen Union, einen weiteren Booster-Impfstoff von Biontech zugelassen - viel früher als erwartet. Dieser zweite Impfstoff baut auf den Virusvarianten BA.4 und BA.5 auf. Das hat zur Folge, dass Grothues und seine Kollegen nun weit mehr Arbeit haben als früher. Denn welcher Impfstoff für wen passt, das muss individuell entschieden werden. "Man muss jeden Patienten einzeln beraten", sagt Grothues. Die hypothetische Patientin Michaela Meier wurde innerhalb des vergangenen Jahres dreimal geimpft. Im Februar hat sie dann das Virus erwischt. "Das war also entweder die Variante BA.1 oder BA.2", erklärt Grothues, "den Booster, der auf diesen Varianten aufbaut, braucht man dann nicht". Der Patientin Meier würde er also raten, auf den neuen Booster für die späteren Omikron-Varianten zu warten. Eine Impfung wäre ab sechs Monaten nach der Infektion möglich, sagt Grothues. Warum erst nach einem halben Jahr? "Wenn man die Abstände zu sehr verkürzt, wird die Immunantwort schwächer", erklärt der Mediziner. Das hätten Studien gezeigt. Martin Müller, ein erfundener Patient, hat ebenfalls drei Impfungen im Impfpass stehen. Auch die wurden alle im vergangenen Jahr verabreicht. Das Frühjahr hat Martin Müller gesund überstanden, im Juni allerdings hat er sich angesteckt. Ab der zweiten Jahreshälfte, sagt Grothues, waren die Varianten Omikron BA.4 und BA.5 vorherrschend. Spätestens ab Juli, August habe es eigentlich nur noch Infektionen mit diesen Varianten gegeben. Was gilt für diejenigen, die bisher nicht mit Corona infiziert waren? Für Patient Müller gelte also: Weil er mit den späteren Varianten schon infiziert war, sollte er sich gegen die früheren Varianten schützen. Der aktuelle Omikron-Booster wäre für ihn die richtige Wahl, wie Grothues sagt. Allerdings sollte auch Patient Müller sechs Monate abwarten. Ein Impftermin vor Dezember sei also nicht empfehlenswert. Sabine Schmidt hat seit Beginn der Pandemie offenbar einen großen Bogen um jede Infektionsquelle gemacht, denn sie hatte noch kein Corona. Und dass eine Patientin oder ein Patient wie die erfundene Sabine Schmidt eine Infektion nicht mitbekommt, das schließt Jens Grothues aus. Zumindest bei allen, die älter sind als zehn Jahre. "Wer im Hochsommer einen schweren Schnupfen hatte, der hatte Corona, ganz einfach." Sabine Schmidt aber nicht. Kein Husten, kein Kratzen im Hals, nichts. Für Menschen wie Patientin Schmidt gilt jetzt "Kaffeesatzleserei". Die Mediziner müssen prognostizieren, welche Variante in den kommenden Wochen und Monaten vorherrschend sein wird und dann das dementsprechende Vakzin verabreichen. Kann man gleichzeitig gegen Corona und die Grippe geimpft werden? Ja, wer will, kann sich einen Termin beim Impfarzt sparen und sich gleichzeitig gegen Corona und die Grippe impfen lassen, sagt Jens Grothues. Das sei kein Problem. Allerdings, sagt der Arzt, sei eine Influenza-Schutzimpfung erst ab Oktober sinnvoll. Jetzt sei es noch zu früh. Seit Monaten warnen Experten davor, dass das Coronavirus im Herbst und Winter mit vielfacher Kraft zurückschlagen könnte. Wie sieht Jens Grothues das? "Es wird sicherlich eine deutliche Zunahme der Fälle geben", sagt er, betont aber auch, dass es auch im Sommer täglich neue Infizierte gegeben habe. Aktuell sei davon auszugehen, dass es bei Coronavarianten bleibt, die sich zwar sehr aggressiv weiterverbreiten, gleichzeitig jedoch nicht allzu gefährlich seien. Das hieße, dass wir uns darauf einstellen müssten, dass in den kommenden Wochen wieder vermehrt etwa Betriebe schließen müssten, weil so viele Menschen ausfielen. Werden Weihnachtsmärkte und Martinsumzüge wieder ausfallen müssen? Gleichzeitig gibt es aber auch Theorien, dass die Welle im Herbst deutlich flacher werden könne als befürchtet. Da sich über den Sommer vergleichsweise viele Menschen infiziert hätten, und hier sei zusätzlich von einer großen Dunkelziffer auszugehen, seien die im Herbst erst einmal geschützt, gibt Grothues die Überlegungen wieder. Nach dem Annentag schossen die Neuinfektionen in Brakel in die Höhe. Nach Veranstaltungen wie dem Käsemarkt in Nieheim oder dem Weser-Open-Air in Beverungen hingegen waren keine signifikanten Ausschläge zu beobachten. "Das Problem beim Annentag waren die Zelte, ganz klar", sagt Grothues. In geschlossenen Räumen verbreitet sich das Virus bekanntermaßen viel besser als unter freiem Himmel. So langsam wird es kühler, da wird auch immer mehr wieder drinnen stattfinden. Das könnte problematisch werden. Reine Freiluftveranstaltungen wie Weihnachtsmärkte oder Martinsumzüge hält Grothues indes für unkritisch: "Die sollten stattfinden können."

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