Kreis Höxter Breitband im Kreis Höxter: „Substanz für Gigabit-Ausbau ist da“

Herr Wilke, wie hat sich die Sewikom in den vergangenen Jahren am Markt etabliert? Kai-Timo Wilke: Ich denke, wir können mit Fug und Recht festhalten, dass die Sewikom zu den Pionieren beim Breitbandausbau im ländlichen Raum gehört. Vor zehn Jahren haben wir den Großteil unserer Kunden noch per Funkanbindung mit schnellen Internet und Geschwindigkeiten von bis zu 16 MBit/s im Download versorgt, bevor wir uns vor knapp fünf Jahren an die FTTC-Ausbauplanungen für den Kreis Höxter machten. Innerhalb unseres FTTC-Netzes können wir die Anschlüsse im Ausbaugebiet derzeit mit 50 bis 250 MBit/s im Download – je nach Entfernung der Kupferleitung vom zugehörigen Kabelverzweiger – versorgen. Aktuell befinden wir uns im Kreis Höxter beispielsweise in der FTTB-Ausbauphase weiterer Gewerbegebiete – einige wurden bereits mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Mit einem direkten Glasfaseranschluss (FTTB – Fiber to the Building) lassen sich Datenmengen von bis zu 2.000 MBit/s (2 GBit/s) übertragen. Anhand dieser Zahlen ist erkennbar, wie sich unser Know-how und die Technik innerhalb von knapp zehn Jahren entwickelt hat. Die Sewikom versorgt mehr als 10.000 Anschlüsse mit schnellem Internet. Wie würden Sie selbst die Situation der Breitband-Versorgung im Kreis Höxter beschreiben? Für unseren Ausbaubereich, der einem Anteil von circa 30 Prozent aller Anschlüsse im Kreis Höxter entspricht, sehe ich in den kommunalen Wohnbereichen – mit mindestens 50 MBit/s im Download – eine aktuell noch ausreichende Versorgung für die private Nutzung. Die Zufriedenheitsabfragen unserer Kundschaft bestätigt uns hier. Als nächsten Schritt sehe ich allerdings, dass in den nächsten Jahren jedes Haus und jede Wohnung über einen direkten Glasfaseranschluss verfügen sollte, um für die digitale Zukunft bereit zu sein. Was können Sie, was kann die Sewikom dabei künftig verändern oder verbessern? Was haben Sie gelernt aus den vergangenen Jahren? Unser kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) sieht vor, dass wir alle Defizite aufnehmen und schnellstmöglich abstellen, um nicht auf der Stelle zu treten und aus Fehlern zu lernen. Wie definieren Sie schnelles Internet für einen Bewohner im Kreis Höxter? Mit welchen Kriterien und Zukunftsstandards? Mit einer Downloadleistung von 50 MBit/s können beispielsweise vier Mitglieder einer Familie aktuell unabhängig voneinander hochauflösendes IPTV schauen. Für Anwendungen, bei denen die Upload-Leistung ein wesentliches Qualitätsmerkmal ist, wie etwa für Homeschooling, empfehle ich die Nutzung eines Tarifes mit 100 MBit/s im Download und 40 MBit/s im Upload. Wie würden Sie den Kreis Höxter derzeit aus Sicht des Internet-Breitbandversorgers beschreiben – außer, dass er großflächig ist? Den Kreis Höxter sehe ich derzeit substanziell gut gerüstet, um die nächsten FTTB-Ausbauschritte zu realisieren. Für unseren Bereich kann ich sagen, dass wir auf knapp 600 Kilometer Leitungsnetz – mit einem hohen Backboneanteil – aufbauen können. Eine sehr gute Basis für den zukunftsfähigen Gigabitausbau. Welche Standards werden künftig – in drei bis fünf Jahren – das Maß der Dinge in Sachen Breitbandversorgung sein? Auch hier bei uns? Ganz klar, den direkten Glasfaseranschluss für Gebäude und Wohnungen (FTTB/FTTH). Wann werden wir hier mit der Sewikom die 97,5 Prozent Abdeckung FTTH erreichen? Das ist ein Durchschnittswert für den Kreis – was bedeutet das für die unterschiedlichen Orte und Ortschaften? Da es in diesem Bereich auf alle verschiedenen Breitbandanbieter im Kreis ankommt, kann ich Ihnen diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Warum dauert ein solches Prozedere so lange? Grundsätzlich müssen wir hier zwischen dem geförderten und dem eigenwirtschaftlichen Breitbandausbau unterscheiden. Beim geförderten Ausbau, bei dem Fördermittel durch die diversen öffentlichen Institutionen – beispielsweise EU, Bund, Land, Kreis, Kommune – bereitgestellt werden, handelt es sich um ein wirklich komplexes Verfahren in verschiedenen Stufen, welches zeitintensiv ist. Der eigenwirtschaftliche Ausbau hingegen funktioniert natürlich wesentlich schneller, weil er letztendlich &bdquo;nur“ auf der wirtschaftlichen Machbarkeitsentscheidung des ausbauenden Unternehmens basiert. Ist es richtig und wichtig, weiterhin mit dem aus Sicht der Bevölkerung unzureichenden und viel zu langwierigem Fördermittel-Modell der Vergangenheit zu arbeiten? Oder welche Wege sind aus Ihrer Sicht die besseren? Hier eine Verallgemeinerung vorzunehmen, wäre zu kurzsichtig. Die Wirtschaftlichkeit kann von Gebiet zu Gebiet stark abweichen. Das Verhältnis zwischen der vorhandenen Infrastruktur und der Besiedlungsdichte ist hier absolut maßgebend. Was halten Sie von einer privatwirtschaftlichen Geldakquise – mit Kapitalgebern, die auf Rendite-Beteiligung Geld in den Ausbau investieren – und damit einer rein auf wirtschaftlichen Fakten betriebenen Netzstruktur (Netzdurchleitungsentgelte)? Gibt es solche Ideen bei Ihnen? Ja, in unserer Branche gibt es einige Unternehmen, die so ihre Breitbandausbauprojekte realisieren. Da wir unsere Projekte bisher in dieser Form nicht umgesetzt haben, kann ich Ihnen hierzu leider nicht mehr sagen. Grundsätzlich dürfte es hier aber auch auf die individuellen Marktpotenziale ankommen. Persönlich sehe ich es so: Sollten vergleichbare Breitbandprojekte im Kreis umgesetzt werden, müsste die lückenlose und kreisweite Abdeckung gewährleistet sein. Was halten Sie davon, dass Städte das Heft des Handelns selbst in der Hand behalten – siehe beispielsweise wie beim Wasser oder beim Strommarkt – und über Dritte (wie die Sewikom) die Breitband-Versorgung voranbringen und betreiben? Grundsätzlich sollten die Kommunen die Optionen haben und nutzen, um wichtige zukunftsentscheidende Impulse für Infrastrukturmaßnahmen zu initiieren. In vielen Kommunen sind jetzt Anbieter unterwegs, die bei einem bestimmten Prozentanteil der Anschlüsse von interessierten Bürgern auch in die Dörfer und kleineren Städte gehen – zum Beispiel die Deutsche Glasfaser oder die Telekom. Macht es das nicht viel schwerer, ein einheitliches und verbindliches System auch auf dem flachen Land zu installieren? Werden dabei nicht die &bdquo;Rosinen“ rausgepickt? Und zerfranst das alles nicht noch viel mehr? Natürlich wird der wirtschaftliche Betrieb von Breitbandnetzen in unterversorgten Gebieten hierdurch nicht vereinfacht. Letztendlich begründet sich die Nutzung dieser Chancen aber in der Marktliberalisierung des Telekommunikationsmarktes, die für die Verbraucherinnen und Verbraucher viele Vorteile gebracht hat – gerade mit Blick auf die monatlichen Kosten. Im Umkehrschluss werden beim &bdquo;Rosinenpicken“ die wirtschaftlich unattraktiven Gebiete nicht versorgt. Was würden Sie sich bei den Vorgaben wünschen? Wo muss an höherer/oberster Ebene wie an den Stellschrauben gedreht werden? Wir benötigen grundsätzlich eine weitaus höhere Prozessgeschwindigkeit, wenn es um die Abstimmung aller beteiligten Träger öffentlicher Belange (TÖB) geht. Die Bereitstellung von Fördermitteln allein ist hier nicht ausreichend, wenn der hohe administrative Aufwand die angestoßenen Ausbaumaßnahmen wieder bremst. Erfreulicherweise haben wir im Kreis Höxter mit der Kreisverwaltung, den Kommunen und der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW) regionale Institutionen, die mit viel Kompetenz mögliche Geschwindigkeitsbarrieren antizipieren und so zur Prozessbeschleunigung aktiv beitragen.

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