Kreis Höxter Gastronomie als Job-Perspektive für ukrainische Geflüchtete im Kreis Höxter?

Kreis Höxter. Die Gastronomie war während der Corona-Pandemie eine der Branchen, die besonders hart von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens betroffen waren. Nun fährt die Branche langsam wieder hoch: Hotels, Restaurants und Biergärten sind wieder geöffnet - doch nun tut sich das nächste Problem auf. Denn bisweilen fehlt es an dem benötigten Personal, die voller werdenden Tische auch gut zu bedienen. Laut einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind viele Hotels und Gaststätten im Kreis Höxter derzeit auf der Suche nach neuem Personal. Dabei könnte auch Geflüchteten aus der Ukraine eine Job-Perspektive geboten werden. "Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits nach Arbeit", sagt Thorsten Kleile. Der Geschäftsführer der NGG-Region Detmold-Paderborn verweist auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Danach zählte das Gastgewerbe im Kreis Höxter im April insgesamt 156 offene Stellen und damit mehr als doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. "Das ist auch eine Chance für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten", sagt Kleile. "Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service - hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden dringend gebraucht - vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau." Der Gewerkschafter verweist darauf, dass sich die Bezahlung im heimischen Gastgewerbe zuletzt deutlich verbessert habe. Nach dem aktuellen Tarifvertrag, den die NGG mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, liegt der Einstiegsverdienst in der Branche in Nordrhein-Westfalen seit Mai bei 12,50 Euro pro Stunde – weit mehr als bislang. Fachkräfte kommen auf einen Stundenlohn von mindestens 13,95 Euro. Dehoga-Vizepräsident gibt mehrere Gründe an Joachim Avenarius, Hotelier aus Bad Driburg und Willebadessen und Vizepräsident der Dehoga OWL, bewertet den Vorschlag der NGG etwas zurückhaltender. Zunächst sei es im Gastgewerbe nicht ungewöhnlich, "dass im Frühjahr gesucht wird". Vor allem im Kreis Höxter gebe es viele Betriebe, die saisonal arbeiten, von April und Mai bis in den Herbst. Diesen Bedarf jedoch nun mit Geflüchteten aus der Ukraine zu decken hält Avenarius für eine schwierige Aufgabe - aus verschiedenen Gründen. Ihm sei derzeit kein gastronomischer Betrieb im Kreis Höxter oder gar in Nordrhein-Westfalen bekannt, der ukrainische Geflüchtete beschäftigt. Er selber habe bereits versucht, Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten aufzubauen, über die Bundesagentur für Arbeit. Doch entweder die Menschen hätten kein Interesse gehabt oder seien zu überqualifiziert gewesen. Zudem scheitere es oftmals an der Kinderbetreuung. Immerhin handelt es sich bei vielen der Geflüchteten um Frauen, die mit ihren Kindern nach Deutschland gekommen sind. Gewerkschaft fordert mehr Kita- und Schulplätze In diesem Punkt fordert die Gewerkschaft NGG, dass der Staat sich um genug Kita- und Schulplätze kümmern solle. "Denn ohne Betreuungsangebote kommt für die Eltern maximal ein Minijob mit wenigen Wochenstunden infrage. Damit wäre allerdings die Chance auf eine echte berufliche Integration vertan", sagt Kleile. Ein weiterer Aspekt erschwere die Einstellung ukrainischer Geflüchteter aus Sicht von Joachim Avenarius. Denn derzeit ist nach wie vor ungeklärt, wie lange die Menschen in Deutschland bleiben. Bei vielen sei davon auszugehen, "dass sie über kurz oder lang in ihre Heimat zurückkehren", sagt der Hotelier. Auch das mache die Planung für die Arbeitgeber nicht einfach. Dabei sagt Avenarius: "Ich würde jeden einstellen, alleine schon aus Solidarität."

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