Höxter Beiträge im Lockdown: Fitnessstudio-Betreiber hoffen auf faire Lösung

Höxter. Vor kurzem fällte der Bundesgerichtshof (BGH) ein Urteil, was es in sich haben könnte. Dabei entschied das Gericht in einem Fall aus Niedersachsen. Demnach habe ein Fitnessstudiokunde ein Recht darauf, die gezahlten Beiträge aus der Lockdown-Zeit erstattet zu bekommen. Eine Zeitgutschrift oder Verlängerung des Vertrags wurden in diesem Fall als Alternative abgelehnt. Unter Studiobetreibern wächst nun die Sorge vor Forderungen dieser Art. Wie das Urteil einzuschätzen ist und was für Folgen es für Studiobetreiber haben könnte, das erläutern die Brüder Moritz und Marten Lange, die gemeinsam das &bdquo;LangeFit“ in Höxter führen, im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. &bdquo;Das ist ein Urteil zu einem spezifischen Fall und die Entscheidungsgründe für dieses Urteil sind noch nicht veröffentlicht. Es muss noch geprüft werden, wer und welche Konstellation davon jetzt tatsächlich betroffen ist“, kommentiert Marten Lange das BGH-Urteil. Ein Anspruch müsse im individuellen Fall geprüft werden. Sein Bruder Moritz und er befürchten, dass die Fitnessbranche nun in einem ungünstigen Licht dastehen könnte. Gerade nach dieser langen und schweren Zeit treffe einen das sehr. Besonders für kleinere und inhabergeführte Studios könne es auch an die Existenzgrundlage gehen, geben sie zu Bedenken. Der erste Lockdown habe alle überrascht, hier habe das Studio LangeFit sich für ein Kompensationsangebot entschieden, welches auch viel von den Kunden genutzt wurde, so die Inhaber. Beim zweiten Lockdown, der im Dezember 2020 begann und am Ende sieben Monate dauern sollte, habe man sich für eine andere Lösung entschieden, da nicht abzusehen war, wann dieser enden sollte. Im November 2021 haben sich die Brüder mit einer physiotherapeutischen Praxis im selben Gebäude ein zweites Standbein geschaffen. Eine faire Lösung für beide Seiten Im Gegensatz zu den Räumlichkeiten des Fitnessstudios dürfte diese während eines Lockdowns weiterhin geöffnet bleiben. Dabei sei Fitnesstraining doch mehr als eine Freizeitbeschäftigung und könne sogar helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten, betont Moritz Lange. Regelmäßiges Training werde auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. &bdquo;Wir haben uns um eine faire Lösung bemüht und in der Zeit des Lockdowns keine Beiträge eingezogen, somit trifft uns das Urteil nicht unmittelbar“, sagt Marten Lange. In dieser Zeit habe man sich trotzdem weiter um engen Kontakt zu den Kunden bemüht und kostenfreie Angebote wie zum Beispiel Trainingspläne für zu Hause erstellt. &bdquo;Es gab auch Angebote von unseren Mitgliedern, die gesagt haben Ich schenk euch das und ihren Beitrag weiterzahlen wollten, aber das haben wir abgelehnt. Die Entscheidung sollte für alle identisch und fair sein. Aber alleine das Angebot und der solidarische Gedanke hat einem in der Lockdown-Zeit schon ein gutes Gefühl gegeben“, so Moritz Lange. &bdquo;Wir haben die ganze Zeit im Lockdown regelmäßig den Kontakt zu unseren Kunden gepflegt und sogar kostenfreie Angebote online zur Verfügung gestellt, das hat uns gut durch diese Zeit geholfen.“ Offene Frage zu Vertragslaufzeiten Ein Sachverhalt, der noch zu klären wäre, betrifft die Laufzeit der Verträge. Wenn ein Vertrag für eine bestimmte Laufzeit abgeschlossen wurde, ist es dann möglich, die Zeit aus dem Lockdown nachzuholen? Wäre das dann eine Vertragsverlängerung oder eine Vertragsverschiebung? Eine wichtige Frage für Fitnessstudio-Betreiber und ihre finanzielle Planung, gerade da Kosten für Raummiete, Lizenzgebühren und weiteres auch während des Lockdowns gestemmt werden mussten. Das könne grundsätzlich auch existenzbedrohend sein, so die Lange-Brüder. &bdquo;In der Regel ist der monatliche Beitrag von der Laufzeit des Vertrags abhängig. Bei einer längeren Laufzeit fällt er niedriger aus, weil das Studio dann auch länger mit diesem Mitglied planen kann. Fallen einfach eingeplante Monatsbeiträge weg, müsste theoretisch der Beitrag neu berechnet werden“, erklärt Moritz Lange. Praktisch umsetzen wolle man diese Überlegung nicht, sie solle vor allem die Problematik der Betreiber illustrieren. Eine praktikable Lösung für Kunde und Studio benötige einen rechtlichen Rahmen und am besten auch ein persönliches Gespräch. Momentan seien noch keine genauen Hintergründe zu dem Fall bekannt, der vor dem BGH verhandelt wurde. Es habe auch schon viele Urteile zugunsten von Fitnessstudios gegeben – darum sei auch nicht klar, inwiefern sich die Entscheidung auf andere Fälle übertragen lasse. &bdquo;Wir wünschen uns einfach eine faire und nachvollziehbare Lösung für beide Seiten. Der Wert der Gesundheit ist präsent wie wahrscheinlich nie zuvor, wir sehen uns in der Rolle unseren Beitrag zur Gesunderhaltung der Menschen beizusteuern und werden uns mit diesem Thema nicht länger als nötig befassen“, sind sich die Brüder einig.

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