Höxter Darum ist die Brückensanierung von Höxter so kompliziert

Höxter. Man muss schon in die Weserbrücke hineinklettern, um zu erahnen, was Projektleiter Richard Mede vom Landesbetrieb Straßen NRW meint, wenn er sagt, dass diese Brückensanierung in Höxter bisher wohl einmalig und eine ganz besondere Herausforderung ist. Denn hier in den insgesamt sechs Hohlkammern unter der Fahrbahn wird das Herzstück der Stabilisierung eingebaut: zwei riesige Querträger, rund 15 Meter breit, zwei Meter dick und einen Meter hoch, an denen die Brücke an Stahlseilen aufgehängt wird. Und hier in der schummrigen Dunkelheit wird auch deutlich, warum sich die Weserbrücke nicht in wenigen Wochen instand setzen lässt und die Vorbereitungen so viele Jahre in Anspruch genommen haben. Bauüberwacher Björn Schlüter zeigt dazu auf blaue Striche an der Wand – kreuz und quer wie von Kinderhand gemalt. Dabei sind die Markierungen enorm wichtig, zeigen sie doch, wo in den Betonwänden die Stahlbewehrung verläuft. Und die darf nicht beschädigt werden, wenn in den kommenden Tagen damit begonnen wird, den Beton zu entfernen, wo künftig die Querträger eingebaut werden.Brücke wird extrem geschwächt Und auch das geht nur abschnittsweise. Würden die Längsträger alle auf einmal mit einem speziellen Hochdruckverfahren geöffnet, würde die Brücke schlicht unter ihrer Last zusammenbrechen. Damit das nicht passiert, müssen zudem jeweils während der Arbeiten riesige Stahlträger oben und unten angebracht und miteinander verschraubt werden. Dennoch ist die Brücke in dieser Zeit sehr geschwächt. Sie hat dann nicht mal mehr die Haltbarkeit einer modernen Fußgängerbrücke, erläutert Mede. Deswegen die Vollsperrung, die übrigens auch für Baufahrzeuge gilt. Und weil vieles in der Brücke schwere Handarbeit auf engstem Raum und in gebückter Haltung ist und eben nur nacheinander gemacht werden kann, dauert die Sanierung seine Zeit. Zu sehen ist draußen von diesen Arbeiten nicht viel. 13 Bauabschnitte Was die Höxteraner und ihre Gäste ab kommender Woche aber vom Ufer aus beobachten können, ist das beständige Wachsen der Pylonen. In 13 Bauabschnitten werden sie übereinandergesetzt – etwa jede Woche einer. Dabei werden die Träger links und rechts der Brücke parallel gebaut. Ist zwar deutlich teurer, spart aber sehr viel Zeit. &bdquo;Uns war es wichtig, den Zeitraum der Sperrung auf das unbedingt Notwendige zu beschränken“, sagt Projektleiter Richard Mede. Dafür nimmt der Landesbetrieb auch Mehrkosten in Kauf. Ab kommenden Montag, 11. April, ist die Fahrbahn für Fahrzeuge jeglicher Art dicht. Ab 16. Mai, so der aktuelle Plan, dürfen dann auch keine Fußgänger mehr drüber. Dann sind die Pylone so hoch gewachsen, dass sie über die Bückenfahrbahn ragen. Damit steigt auch die Gefahr, dass bei Bauarbeiten mal etwas aus der Höhe herunterfällt und einen Passanten treffen kann. Das solle zwar niemals passieren, könne aber eben nicht ausgeschlossen werden, sagt Mede. Und weil die Betonteile entsprechend schwer sind, können sie sehr gefährlich werden. Da würde auch kein schützendes Holzdach helfen, wie man es bei manchen Hausbauarbeiten in Städten kennt. Keine Chance für Fußgänger Deshalb auch die Abriegelung für Fußgänger und Radfahrer. Abriegelung ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen. Denn die Baustelle wird mit Zäunen und verschlossenen Toren versehen, damit niemand sie betritt und sich in Gefahr begibt. Der Rettungsdienst hat allerdings einen Schlüssel. Denn wie schon bei der Vollsperrung 2016 wird an der Tankstelle ein Rettungswagen stationiert. Gibt es einen Einsatz jenseits der Weserbrücke, wird mit Blaulicht an die Brücke herangefahren, darüber gesprintet und auf der anderen Seite geht es mit dem zweiten Wagen weiter. Nur so lässt sich die Hilfsfrist einhalten. Sind die Sanitäter auf der Brücke, gilt für die bis zu 20 Bauarbeiter übrigens ein kurzer Baustopp. Für Verzögerungen wird der aber nicht sorgen. Wie überhaupt Projektleiter Richard Mede jetzt nicht mehr mit großen Behinderungen rechnet. Denn sobald die ersten Abschnitte der Pylonen in Beton gegossen sind, würde auch ein kleines Hochwasser keine besonderen Probleme mehr bereiten. Außerdem sind die meisten Baumaterialien bereits vor Ort und teilweise sogar schon vorgefertigt – in Zeiten von Materialknappheit ein wichtiger Faktor. So liegen die 140 Zentimeter breiten Drahtkörbe, die als Bewährung für die Pylonen dienen, schon am Weserufer. Auch die Stahlträger, die zwischenzeitlich den um 20 Grad geneigten Pylonen Standfestigkeit verleihen sollen, sind geliefert.Mede rechnet damit, dass Ende August die Pylonen stehen. Dann müssen die Stahldrähte eingebaut werden, an denen die Brücke künftig hängt. Erst wenn diese richtig gespannt sind, ist die Brücke wieder belastbar. Dann werden die Fahrbahn erneuert, neue Geländer und Beleuchtung angebracht, Ausbesserungsarbeiten beispielsweise an den Eisbrechern durchgeführt und die Brücke mit einem Spezialanstrich versehen, der sie nicht nur optisch verschönern, sondern auch länger schützen soll.Lesen Sie auch: &bdquo;Höxters Lebensader durchschnitten“ Klappt alles wie geplant, sollen Fußgänger die Brücke ab Mitte November wieder nutzen können. Autofahrer sollen sie ab Ende des Jahres passieren können. &bdquo;Natürlich kann es immer Überraschungen geben“, sagt Mede. Aber das Projekt sei sehr gut vorbereitet – auch dank der Pläne vom Bau 1956, die sehr detailliert und vor allem stimmig sind.

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