Höxter Lüchtringer Kultgaststätte "Zur Linde" kommt unter den Hammer

Höxter-Lüchtringen. Die Gaststätte "Zur Linde" in Lüchtringen und ihr Wirt Rudi Krekeler sind ein Stück Lokalgeschichte. Fast sieben Jahrzehnte, bis zu seinem 93. Lebensjahr, stand Rudi Krekeler hinter dem Tresen und zapfte Getränke für seine Gäste. Damit zählte er zu den ältesten noch aktiven Gastwirten.2017 musste er sein Lokal schließen, denn das fortgeschrittene Alter und die zunehmende Gebrechlichkeit machten ihm immer mehr zu schaffen. Zwei Jahre später, am 19. Mai 2019, starb er im Alter von 95 Jahren. Das Gebäude an der Westfalenstraße 9 steht seitdem leer. Am Donnerstag, 31. März, sollen Haus und Grundstück versteigert werden. Geschätzter Kaufpreis: 10.000 Euro. Früher fand sich in dem kultigen Lokal nahezu das ganze Dorf ein. In dem Festsaal veranstalteten verschiedene Vereine Bälle, die Theatergruppe führte dort ihre Stücke auf. Als mit der Zeit die Veranstaltungen weniger wurden, schloss Rudi Krekeler seinen Festsaal, führte den Schankbetrieb der Kneipe aber weiter. Das Gasthaus wurde bereits in dritter Generation geführt, Teile des historischen Gebäudes wurden als Wohnraum genutzt. Seit einigen Jahren steht es leer - und wird wohl auch in Zukunft nicht mehr seine Türen öffnen. Desolater Zustand Das großzügige Gebäude besteht aus drei hintereinander gelegenen Trakten mit jeweils zwei Geschossen. Ursprünglich wurde es als landwirtschaftliche Hofstelle angelegt. Das tatsächliche Baujahr der zwei hinteren Trakte ist unbekannt, wird aber auf vor 1900 geschätzt. Der straßenseitige Anbau mit Klinkerfassade hingegen ist von 1967. Im Erdgeschoss dieses vorderen Traktes befindet sich der Schankraum, im Obergeschoss des mittleren Gebäudeteils gibt es außerdem einen Veranstaltungssaal mit Bühne.Wohnräume stehen im Obergeschoss des ersten Traktes sowie im Untergeschoss des mittleren Traktes zur Verfügung. Im hintersten und kleinsten Teil des Gebäudes führt ein Treppenraum zum Obergeschoss. Der ursprüngliche Hofcharakter zeit sich hier in den dort vorhandenen ehemaligen Stallungen. Das Areal umfasst etwa 610 Quadratmeter. Ob das historische Gebäude auf dem Eckgrundstück allerdings stehen bleiben kann, ist fraglich, denn es ist in keinem guten Zustand und steht auch nicht unter Denkmalschutz. "Ohne umfangreiche Neuerungen ist das Gebäude nicht bewohnbar", heißt es im Gutachten des Amtsgerichts Höxter. Die Liste der Mängel ist lang: starke Wanddurchfeuchtungen im Mitteltrakt, das Dach ist stellenweise undicht, die Sanitäreinrichtungen sind veraltet, die Ölzentralheizung ist defekt. Nicht nur die beiden historischen Trakte sind betroffen, auch der Anbau sei "seit dem Baujahr offensichtlich nicht modernisiert worden". Die Einschätzung des Gutachters: "Die beiden rückwärtigen Trakte der Ursprungsbebauung sind nach heutigen Maßstäben nicht mehr nutzbar. Hauptgründe für diesen Ansatz sind die sehr geringe Raumhöhe im Erdgeschoss, die deutlich überalterte Ausstattung und die zum Teil marode Bausubstanz". Nachbargrundstück wird ebenfalls versteigert Eigentlich wird der Wert des Grundstücks aufgrund seiner guten Lage auf etwa 40.000 Euro eingeschätzt. Doch der desolate Gebäudezustand habe zur Folge, dass "ein Abriss als wahrscheinlichste Maßnahme für eine künftige Nutzung zu betrachten" sei. Da das Gebäude sehr groß sei, werde damit gerechnet, dass die zu erwartenden Abrisskosten den Bodenwert übersteigen werden. Nach Abzug dieser Kosten vom Bodenwert ergebe sich darum der geminderte Kaufpreis von 10.000 Euro. Auch das 164 Quadratmeter große, benachbarte Areal an der Westfalenstraße 7 wird am selben Tag versteigert. Das zweigeschossige Wohnhaus mit Nebengebäude das dort steht, ist laut Amtsgericht baufällig. Es sei nicht mehr bewohnbar, allein das Betreten wird als riskant eingeschätzt. Neben massiven Schäden wie beispielsweise an der Dacheindeckung und deutlichen Durchfeuchtungen im Inneren, seien bereits einige Wand- und Deckenbereiche eingestürzt. Der Grundstückswert wird insgesamt auf 3.000 Euro geschätzt, versteigert wird je eine Hälfte nacheinander.

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