Kreis Höxter Immer mehr Infektionen: Kita-Chef fordert Pool-Tests für kleine Kinder

Kreis Höxter. Die Kita Maria Salome in Höxter-Ovenhausen ist wegen zahlreicher Infektionen mit dem Coronavirus geschlossen worden. Mehr als 30 Kinder und Mitarbeiter sind betroffen. "Ich bin für Pooltestungen zum Schutz meiner Mitarbeiter, der Kinder und um Schließungen wie jetzt in Ovenhausen vermeiden zu können", sagt Detlef Müller, Geschäftsführer der Katholischen Kitas im Hochstift. Die Situation in der Kita Maria Salome sei "in jeder Hinsicht Mist". Doch der Vorstoß, auch Kita-Kinder einmal in der Woche per Lollitest auf das Coronavirus zu testen, wurde politisch abgelehnt. In den Grundschulen hingegen wird getestet. Für Müller "glaube ich, eine Lobbyfrage". Es sei über Lehrer berichtet worden, die sich nicht in der Lage sähen, mündliche Abiturprüfungen abzunehmen in einem großen Raum, mit maximal fünf, sechs anderen Personen. Aus Angst vor einer Infektion. Die Situation von Kita-Erzieherinnen, umringt von 20 kleinen Kindern, sei hingegen nie thematisiert worden. Auf der anderen Seite: Diskussionen um die Belastung von berufstätigen Eltern in der Pandemie. Eltern, eine weitaus größere potenzielle Wählerschaft, mit der es sich die Politik vielleicht weniger gern verscherzt als mit der Handvoll Kita-Personal. So gerieten die Sorgen und die Belastungen des Kita-Personals immer in den Hintergrund. "Ich habe Sorge um meine Mitarbeiter" "Es wurde auch im vergangenen Jahr behauptet, die Kitas seien geschlossen worden", erinnert Müller, tatsächlich jedoch seien die Einrichtungen im "Notbetrieb" mit 80-prozentiger Auslastung weiterbetrieben worden. Nicht nur diese Monate, sondern auch die gesamte Corona-Zeit stecke seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Knochen. Und jetzt hätten sich die Zahlen der Coronafälle in den Kitas generell versechsfacht. Trotzdem: keine verpflichtenden Testungen. Müller hat dafür kein Verständnis. Immerhin erkrankten die Kinder häufig symptomarm oder gänzlich ohne Symptome. Ein infiziertes Kind würde häufig nur durch Zufall gefunden. Seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - obzwar zu 99 Prozent geimpft, wie er sagt - würden der Gefahr, sich anzustecken, ausgesetzt. "Ich habe große Sorge um meine Mitarbeiter - Long Covid ist eine ganz eklige Krankheit." Gleichzeitig verschärfe sich der Konflikt mit einigen Eltern. Denn freiwilliges Testen des Nachwuchses werde kaum angenommen. Die Kitas teilten zwar immer Selbsttests an die Eltern aus. "Im günstigsten Fall sagen die Eltern aber sofort, dass sie keine haben wollen", berichtet Müller. Bei anderen müssten sich die unbenutzten Tests daheim mittlerweile stapeln. "Bei uns gilt 3G" Der Kita-Träger versucht gleichwohl, die Erzieherinnen und Erzieher bestmöglich zu schützen. Viel kann er aber nicht tun, wie Müller zugibt. Theoretisch dürfen aktuell alle Eltern unabhängig vom Impfstatus die Kindergärten betreten, um die Söhne und Töchter zu bringen oder abzuholen. "Wir als Träger sagen: Nein, bei uns gilt auf jeden Fall 3G." Alle Eltern, die keines der G-Kriterien erfüllen, müssen ihr Kind an der Tür abgeben. Das hat böse Mails im Postfach des Kita-Geschäftsführers zur Folge. "Da wird dann das ganz große Fass aufgemacht, dass die Kirche Ungeimpfte verfolge wie früher Hexen - wenn ich solche Mails bekomme, kann ich nur erahnen, was meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort zu hören bekommen." Kurz: Aus Müllers Sicht fehlt es an Wertschätzung, Anerkennung und Rücksichtnahme gegenüber seinem Personal. Und er stellt klare Forderungen, was es braucht, damit sich die Situation der Kitas im Kreis Höxter wieder verbessert. "Wir haben alle mächtig Druck gemacht, dass wir die Alltagshelfer behalten können. Dass die Finanzierung eingestellt wurde, war Murks. Jetzt gibt es zwar wieder Geld, aber befristet. Das ist auch Mumpitz. Denn auch über Corona hinaus ist es sinnvoll, die Türklinken in Kitas zu finanzieren", sagt Müller. Zweitens brauche es dringend verpflichtende Pooltestungen. Zwei Lollitests pro Kind pro Woche. Und drittens? Rücksichtnahme, fordert Müller. Mittlerweile werde häufig nur auf der "rechtlichen Schiene" miteinander gesprochen. A la "Ich habe einen Vertrag, betreuen Sie mein Kind". Um das System am Laufen zu halten, müsse auch wieder anders miteinander gesprochen werden.

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