Inflation und Preissteigerung Einkauf von April nachgekauft: Wie viel mehr muss ich bezahlen?

Kreis Höxter. Morgens ist es jetzt schon ganz schön frostig, also muss die dicke Jacke wieder aus dem Schrank geholt werden. Moment, was steckt da in der Jackentasche? Ein Kassenbon, vom April. Ein halbes Jahr ist der Papierfetzen in Polyester-Daunen konserviert worden. Ist noch alles zu lesen, bloß ein bisschen zerknittert ist er. Was die Lebensmittel wohl heute kosten würden?Immerhin wird seit Monaten alles teurer. Versuch macht klug, also ab in den Supermarkt. Für 47,20 Euro habe ich Mitte April in einem Supermarkt in Brakel eingekauft. 20 Positionen sind es auf dem Bon. Angefangen bei Salat und passendem Dressing, über Croutons und Olivenöl, bis hin zu Fleischspießen und Käseprodukten. In genau demselben Supermarkt will ich all diese Produkte noch einmal kaufen, um zu schauen, wie viel ich Mitte Oktober dafür bezahlen muss. Beim Obst und Gemüse geht's los. Und gleich die erste Überraschung: Im April hatte ich eine Salatmischung mit frühlingshafter Namensgebung in den Einkaufswagen gelegt. Die gibt es mit Blick auf den Kalender jetzt natürlich nicht mehr. Stattdessen aber eine bunte Herbstmischung vom selben Hersteller. Das Preisschild weist 2,29 Euro aus. Verglichen mit dem alten Kassenbon ist das Produkt 20 Cent günstiger als noch im Frühling. Die kleine Summe auf der Haben-Seite ist allerdings beim nächsten Produkt gleich wieder weg. Snackgurken, die im April noch 69 Cent kosteten, gehen jetzt für 2,49 Euro über die Kasse. Puh! Trotzdem: Zwei Pakete wandern in den Einkaufskorb. Im Vergleich zum April muss ich auch für die Salatherzen etwas mehr berappen. Statt 88 Cent muss ich jetzt 1,29 Euro bezahlen. Die Kilopreise an der Fleischtheke nicht verändert Nach dem Gemüse geht's an die Fleischtheke. Praktischerweise weisen die Kassenbons hier nicht nur den Preis für die Menge, die ich kaufe, aus, sondern auch einen Kilopreis. Die Geflügelspieße kosten noch genauso viel wie vor sechs Monaten. 11,90 Euro pro Kilo. Rund 350 Gramm nehme ich mit. Dasselbe Bild bei den Cevapcici: hüben wie drüben 10,90 Euro pro Kilogramm. Weil ich heute ein paar Gramm mehr bekomme als im April, zahle ich auch etwas mehr. Bei den Milchprodukten stößt mein Selbstversuch an erste Grenzen. Im April habe ich Feta und Mozzarella gekauft. Eine Marke steht aber nicht dabei. Von beiden Käsen finden sich aber zig Varianten in den Auslagen. Welche muss ich nehmen, damit die Einkäufe vergleichbar sind? Ich entscheide mich schließlich für jeweils ein Produkt aus dem mittleren Preissegment. Das macht 2,49 Euro für 200 Gramm Feta und 1,69 Euro für eine Kugel Mozzarella. Mein alter Kassenbon weist hier 2,29 Euro beziehungsweise 1,89 Euro aus. Über beide Produkte gerechnet, zahle ich jetzt dasselbe - ob ich auch dieselben Produkte im Korb habe, weiß ich aber nicht. Salat, Feta, Gurken - das schreit ja förmlich nach Salatdressing, Öl und Essig. Den Gedanken scheine ich auch im April gehabt zu haben. Also gehe ich auf die Suche nach den Produkten. Beim Olivenöl kommt das bekannte Problem auf: Der Kassenbon sagt mir nicht genau, welches ich damals gekauft habe. 500 Milliliter waren es für 4,50 Euro. Jetzt nehme ich einen Dreiviertelliter für 4,29 Euro -immerhin war Pflanzenöl im Frühjahr ja verdammt teuer und beliebt. Der Balsamico-Essig in der 215-Milliliter-Flasche entpuppt sich als preisstabil. 3,99 Euro - damals wie heute. Frühjahrsprodukte im Oktober nicht mehr zu finden Wo ist das Dressing? Nicht, wie ich vermutete, bei Essig und Öl. Nachdem ich ein paar Mal durch die Regalreihen getigert bin, muss ich fragen. Eine freundliche Mitarbeiterin weist mir den Weg. Da ist es. Und es ist teurer geworden. Statt 99 Cent soll ich jetzt 1,29 Euro bezahlen. Die Croutons stehen direkt daneben. Auch hier ist der Preis gestiegen. Von 99 Cent im April auf jetzt 1,19 Euro. Bleiben nur noch wenige Artikel. Unter anderem Wildvogelfutter, das sehr günstig daher kommt. Für eine mit Erdnüssen und Kernen gefüllte Kokosnuss zum Aufhängen werden 1,49 Euro aufgerufen, mehr als das Doppelte sollte ich noch im April zahlen. Saatgut, was ich im April gekauft hatte, suche ich im Oktober vergebens. 4,98 Euro werde ich also beim Kassensturz vom ursprünglichen Bon abziehen. Dasselbe gilt für ein anderes saisonales Produkt im Wert von 1,99 Euro. An der Kasse landet alles - piep, piep, piep - in einer Einkaufstasche. 41,86 Euro soll ich bezahlen. Ich zahle mit Karte und nehme den Bon mit. Der ist glatt und druckfrisch und blau - also das komplette Gegenteil zu dem ramponierten April-Exemplar. Dann geht's ans Rechnen. Vom alten Bon muss ich die Produkte abziehen, die ich im Oktober im Laden nicht mehr finde. Bleiben 40,32 Euro. Das ist weniger, als das, was ich gerade bezahlt habe für - mehr oder weniger - dieselben Produkte. 1,54 Euro Differenz klingen erst mal nicht viel. Allerdings habe ich auch nicht gerade einen großen Wocheneinkauf getätigt. Erwartet habe ich aber, ehrlich gesagt, mehr. So viel teurer sind die Lebensmittel? Weil ich bei einigen Produkten nicht sicher bin, ob ich das exakt gleiche Produkt erneut gekauft habe, "bereinige" ich die Rechnung noch einmal um diese potenziellen Fehlerquellen. Feta, Mozzarella und Öl beispielsweise fliegen also raus. Genauso das Fleisch. Zwar ist da der Kilopreis identisch, die Grammzahl, die ich gekauft habe, allerdings nicht. Es wiegt eben nicht jedes Stück Fleisch genau gleich viel. Jetzt stehen 16,69 Euro aus dem April 18,40 Euro aus dem Oktober gegenüber. Der Unterschied beträgt 1,71 Euro.Das passt ungefähr zur Inflation, vielleicht spielt besonders beim Gemüse zusätzlich die Saison eine Rolle. 1,71 Euro - wenn ich die im April hätte mehr zahlen müssen, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht gemerkt. Über eine Woche, einen Monat merke ich aber, dass alles teurer wird. Dass der Wagen, wenn ich für 100 Euro einkaufe, nicht mehr so voll ist wie noch vor einem Jahr. Dass ich mehr als früher auf Angebote achte oder auch mal reduzierte Produkte mitnehme, die nicht mehr lange haltbar sind oder deren Verpackung etwas gelitten hat.

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