Kreis Höxter/Brakel Gesundheitsvorsorge: Pilotprojekt für ländliche Regionen startet in Brakel

Kreis Höxter/Brakel-Istrup. Ilse ist 85 Jahre alt, hat eine künstliche Hüfte und wohnt, seit Werner gestorben ist, ganz allein in dem großen Haus in Istrup. Der Sohn lebt mit seiner Familie in München und die Tochter in Frankfurt. Die Kinder würden sie gern in einem Altenheim sehen. &bdquo;Mutti, wir haben Angst, dass du mal stürzt und dann niemand da ist“, fürchten sie. Ilse sagt dann: &bdquo;Das hat noch Zeit, denn noch komme ich gut klar und es ist ja auch für alle Fälle gesorgt.“ Das ist kein Starrsinn, sondern ein ganz realistisches Szenario, denn in Istrup ist wirklich für Ilse gesorgt, Istrup ist Teil des neuen landesweiten Pilotprojekts &bdquo;Dorf.Gesundheit.Digital“. Seit dem vergangenen Sommer laufen die Vorbereitungen. Nun ist mit der offiziellen Auftaktveranstaltung in der Istruper Bürgerhalle der offizielle Startschuss gefallen. Istrup, Bökendorf, Bredenborn, Ovenhausen und Körbecke sind die fünf Ortschaften der Pilotphase.&bdquo;14 stehen bereits auf der Liste für den zweiten Projektstart, sechs bereiten sich gerade vor, auch dabei sein zu wollen, und vier weitere Ortschaften haben ihr besonderes Interesse an einer Teilnahme signalisiert“, listet Projektleiterin Heidrun Wuttke auf.Noch Plätze für Ortschaften frei &bdquo;Es sind aber noch einige Plätze frei und wir freuen uns, wenn noch weitere Ortschaften in das Projekt einsteigen“, betont auch Landrat Michael Stickeln. Der Kreis Höxter trägt 35 Prozent der Projektkosten von 600.000 Euro. Genau genommen ist es das Geld der zehn Städte, denn der Eigenanteil von 210.000 Euro wird aus der Kreisumlage der Kommunen finanziert. Das Budget ist so ausgelegt, dass 30 Ortschaften teilnehmen können. Das Pilotprojekt, das der Kreis Höxter in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter und der Volkshochschule Diemel-Egge-Weser an den Start gebracht hat, will drei Jahre lang ehrenamtlich digitale Lösungen im Bereich von Gesundheit und Pflege erproben. &bdquo;Das ist keine Zukunftsmusik, sondern politischer Wille von Fachverbänden, Krankenkassen und den Regierungsparteien. Sie ergänzen das bestehende analoge Fürsorgeangebot und können nachweislich dazu beitragen, die Daseinsvorsorge und Lebensqualität der Menschen vor Ort zu stärken“, erläutert Stickeln. &bdquo;Die Bevölkerung wird immer älter und gleichzeitig sinkt vor allem im ländlichen Raum die Zahl der Arztpraxen“, formulierte Brakels Bürgermeister Hermann Temme das Kernproblem der Gesundheitsschere im ländlichen Raum. Digitale Angebote allein können das Problem nicht lösen, aber sie können viel zur Lösung beitragen. &bdquo;Es geht um alltagstaugliche, niederschwellige Lösungen, die ganz pragmatisch die Lebensqualität und das soziale Miteinander in den Ortschaften stärken“, betonte Landrat Stickeln.Ehrenamtliche Lotsen vor Ort Inzwischen haben viele Dörfer im Kreis Höxter eine eigene Dorfapp. Auch das war vor fünf Jahren ein Pilotprojekt, um sich unter dem Stichwort Smart Countryside die Vorteile der Digitalisierung im ländlichen Raum zunutze zu machen. Dorf.Gesundheit.Digital sattelt auf dieses digitale Know-how drauf. Aber auch hier ist viel ehrenamtliches Engagement gefragt. So wie es damals die Digitallotsen gebraucht hat, sind jetzt digitale Gesundheits- und Pflegelotsen gefragt. &bdquo;Das Pilotprojekt fördert die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger im Kreis Höxter, sich mit dem Megatrend E-Health selbstbestimmt auseinanderzusetzen, um die Daseinsfürsorge und Lebensqualität nachhaltig zu stärken“, erklärt Projektmanagerin Katja Peine. Insgesamt 30 ehrenamtlich engagierte Dorfgemeinschaften im Kreis Höxter erhalten zwei Jahre lang die Möglichkeit, bedarfsgerecht smarte Gesundheits- und Pflegeanwendungen zu erproben und ihre digitale Kompetenz zu stärken. Dazu werden in Dorfgemeinschaftshäusern sogenannte Gesundheitskioske eingerichtet, für deren Betreuung jeweils zwei örtliche Gesundheits- und Pflegelotsen mehr als 60 Unterrichtseinheiten speziell geschult werden. Die Schulung hat der VHS-Zweckverband Diemel-Egge-Weser in Kooperation mit der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge übernommen.Wie diese Gesundheitskioske aussehen, darüber können sich interessierte Ortschaften am Mai ein Bild machen. Projektleiterin Heidrun Wuttke erklärt: &bdquo;In den fünf Pilot-Ortschaften werden kleine Showrooms eingerichtet, wo sich die Öffentlichkeit und insbesondere aber auch Vertreter von interessierten Ortschaften einen konkreten Eindruck von dem Projekt machen können.“

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