Party mit Kopfhörern: Kein „Silent Festival“ in Brakel

Brakel. Jürgen Jäger-Stein und Nils Grewe aus Brakel haben sich in der Region einen Namen gemacht mit erfolgreichen Musikevents. Jetzt hatten sie eine ganz neue Idee für ihre Heimatstadt Brakel: Ein sogenanntes &bdquo;Silent Festival" sollte am Vatertag auf dem Parkplatz Rosenstraße stattfinden. Doch die Party darf nicht steigen. &bdquo;Das Besondere bei einem Silent Festival ist, dass die Musik gar nicht zu hören ist, weil alle Besucher Kopfhörer tragen", erläutert Jürgen Jäger-Stein das aus seiner Sicht Innenstadt-verträgliche Konzept, welches bereits in Großstädten erfolgreich umgesetzt werde. Erste Gespräche verliefen vielversprechend. Man einigte sich auf den Christi-Himmelfahrts-Donnerstag, um dem anschließenden Stadtfest des Werberings nicht in die Quere zu kommen. Doch vor wenigen Tagen kam überraschend die Absage aus dem Brakeler Rathaus. Keine Lärmbelästigung durch zu laute Musik Jürgen Jäger-Stein macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: &bdquo;Wir wollten am 30. Mai eine nur eine kleine Veranstaltung machen mit etwa 1.500 Besuchern", betont er. Bei einem &bdquo;Silent Festival" würden die Anwohner nicht durch die Musik belästigt: &bdquo;Lautstärke, dröhnende Bässe – all das fällt weg", sagt der gebürtige Brakeler. Hörbar seien lediglich die Geräusche der tanzenden, lachenden und singenden Besucher. &bdquo;Selbst eine Unterhaltung von Gast zu Gast ist problemlos möglich", hat Jäger-Stein selbst beim Besuch eines derartigen Events festgestellt. Weil die am Eingang verteilten Bluetooth-Kopfhörer über mehrere Kanäle verfügten, könnten die Besucher sogar zwischen verschiedenen Stilrichtungen wählen, die von den DJs auf der Bühne gespielt werden. &bdquo;Das ist total irre. Wir können beispielsweise auf einem Kanal Electronic Dance spielen und auf einem anderen Musik der 80er, 90er Jahre und sogar Schlager wie Helene Fischer", erklärt der Veranstaltungsprofi. Er und sein Schwiegersohn Nils Grewe erhofften sich davon, mehr Altersgruppen ansprechen zu können. Am Anfang und Ende der Rosenstraße sollte es Kassen mit Einlasskontrollen geben, in der Rosenstraße selbst Theken und Essensstände. Doch daraus wird jetzt wohl nichts: Werbering und Ordnungsamt haben Angst vor einem erheblich größeren Besucheraufkommen und erwarten mindestens 2.500 Besucher beim &bdquo;Silent Festival". Darüber hinaus sei zu befürchten, dass die jungen Leute im Umfeld der Veranstaltung das sogenannte &bdquo;Vorglühen" betreiben. &bdquo;Rucksack- und Bollerwagentrinker" wären dann in der Brakeler Innenstadt unterwegs. Es könne passieren, dass Jugendliche Alkohol trinken, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen begehen und wild urinieren. Ausschreitungen wie zuletzt in Siddessen seien zu befürchten. Dieses &bdquo;Drumherum" würde ein negatives Bild auf das Stadtfest werfen, heißt es in der E-Mail aus der Stadtverwaltung. Auch die Polizei halte die Veranstaltung für &bdquo;nicht genehmigungsfähig". Bedenken nicht nachvollziehbar Jürgen Jäger-Stein kann diese Bedenken nicht verstehen. &bdquo;Den jungen Leuten von vornherein so ein Verhalten zu unterstellen, finde ich schlimm", so der erfahrene Festival-Organisator, der auch in diesem Jahr wieder seine beiden großen Events Summer City Beats und Strandklänge am Godelheimer See durchführen wird. Er und sein Schwiegersohn seien bekannt dafür, bei ihren Veranstaltungen großen Wert auf einen geordneten, ruhigen Verlauf zu legen. &bdquo;In den letzten zehn Jahren war bei uns immer alles tipptopp, was die Sicherheit betrifft." Den Vergleich mit der Teenie-Party hält er deswegen für absolut unangebracht. Die Argumentation der Stadt Brakel kann er nicht nachvollziehen. &bdquo;Wenn man das so betrachtet, dann müsste man auch andere Traditionsveranstaltungen wie den Karnevalsumzug, den Annentag oder das Schützenfest auf den Prüfstand stellen", schimpft der Gastronom, der in Brakel auch ein Hotel-Restaurant betreibt. Für Jürgen Jäger-Stein und Nils Grewe ist es unbegreiflich, warum Ordnungsamt und Werbering nicht das direkte Gespräch mit ihnen gesucht haben. &bdquo;Wir hätten doch Lösungen finden können, zum Beispiel hätten wir das Wachpersonal verstärken und die Leute rund um das Gelände auf Streife schicken können", argumentiert Jäger-Stein. Er findet die Absage auch deswegen sehr schade, weil es dann am Vatertag im gesamten Kreis Höxter wahrscheinlich keine derartige Veranstaltung geben wird, zumal das Beverunger &bdquo;Heaven can wait" in diesem Jahr noch nicht angekündigt ist. &bdquo;Dann nichts vermutlich gar nichts los hier in der Gegend", bedauert Jäger-Stein. Und irgendwo müssten die Menschen doch auch die Möglichkeit zum Feiern haben. Ordnungsamt und Werbering bieten Gespräch an Ordnungsamt und Werbering begrüßen grundsätzlich alle Engagements zur Bereicherung des Stadtfestes, auch die Idee des Silent Festivals sei gut angekommen, heißt es in einer Stellungnahme. &bdquo;Wir halten die Fläche in der Rosenstraße aber für zu klein für die zu erwartende Besucherzahl", schreibt Sprecher Benedikt Gönnewicht. Erfahrungsgemäß kämen zu Veranstaltungen am Vatertag viele Besucher, oft mit Rucksäcken und Bollerwagen &bdquo;mit brandweinhaltigen Getränken". Es sei zu befürchten, dass diese Besucher dann auf Kirchplatz, Marktplatz, Sparkassengelände und Kriegerehrung ausweichen. Außerdem könne es im unmittelbar angrenzenden Wohn- und Geschäftsbereich zu &bdquo;nicht unerheblichen Belastungen" kommen. Weitere Bedenken beziehen sich auf Flucht- und Rettungswege sowie auf Zufahrten im Innenstadtbereich. Aus diesen Gründen habe man sich zunächst gegen die Durchführung der besagten Veranstaltung entschieden. "Werbering, Polizei und Ordnungsamt haben den Veranstaltern jedoch einen Gesprächstermin angeboten, um die Probleme zu erörtern."

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