Borgentreich Streuobstwiesen bieten Vitaminbomben vor der Haustür

Borgentreich. Es ist ein wahres Idyll, ein Schatz direkt neben der Haustür: das &bdquo;Liebestal“ am Rande der Orgelstadt. Das kleine Tal wird auf der einen Seite eingefasst von einem Steilhang mit knorrigen, alten Bäumen, auf der anderen von Mühlen- und Maschbach. In den angrenzenden Wiesen sind die unterschiedlichsten Tiere zuhause. Mitten durch führt ein Rad- und Wanderweg, den Spaziergänger, Jogger und Radler sehr zu schätzen wissen. Wer das herrliche Wetter zuletzt für einen Ausflug in das kleine Naherholungsgebiet genutzt hat, dem ist sie sicher aufgefallen: die Gruppe emsiger Orgelstädter, ausgerüstet mit Spaten, Draht, Holzpfählen und zwölf jungen Bäumen. &bdquo;Wir pflanzen hier am Hang neun Apfel- und drei Birnenbäume, allesamt Hochstämmer, zwecks eines Lückenschlusses an“, informieren Uwe Kohlbrock und Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich. Die beiden Naturliebhaber verstehen ihr Handwerk: Im Einsatz für die Streuobstwiesen im Kreis Höxter ließen sie sich zu Obstwiesenberatern ausbilden.Jetzt wissen sie genau, an welchen Stellen ein Baum einen Schnitt nötig hat, um ihn gesund und kräftig zu erhalten. Andere Helfer bringen mit Hilfe von Draht einen Verbiss-Schutz an. &bdquo;Denn die Schafe, die hier grasen, knabbern auch gerne mal die Rinde der Bäume an“, erklärt Ortsvorsteher Werner Dürdoth.Bürger für Borgentreich Gesponsert wurden die jungen Bäume von den Beste-Stadtwerken. &bdquo;Wir arbeiten zusammen mit der &bdquo;Stiftung für Natur, Heimat und Kultur im Steinheimer Becken“ und möchten deren &bdquo;Projekt Heimatapfel“ unterstützen“, erklärt Julia Franzmann, bei den Stadtwerke zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.Mit der Aktion setzen sich die Helfergruppe, &bdquo;Bürger für Borgentreich“ (BfB) und die Beste-Stadtwerke für den Erhalt der Streuobstwiesen im Kreis Höxter ein – denn die sind stark gefährdet. Lediglich 25 Prozent der einstigen Bestände gibt es heute noch. Der Rest fiel in den vergangenen 50 Jahren Rodungen und mangelnder Pflege zum Opfer. Der Erhalt der Wiesen durch Pflegeschnitte und Neupflanzungen bringt aber noch mehr mit sich. Auf der Internetseite der Stiftung für Natur, Heimat und Kultur im Steinheimer Becken heißt es: Streuobstwiesen sind einer der artenreichsten Lebensräume unserer Kulturlandschaft und bieten vielen gefährdeten Tierarten ein Zuhause. Die Bedeutung der Pflege eines solchen Kulturguts ist daher immens. Fast vergessene Fruchtsorten Auch die zwölf jungen Bäume im Liebestal sowie der vorhandene, teilweise sehr alte Baumbestand, wollen langfristig gepflegt werden: &bdquo;Der Obstbaum ist kein Wildbaum, sondern ein Kulturprodukt“, weiß Uwe Kohlbrock. Bei der Pflege der Bäume müsse zum Beispiel darauf geachtet werden, dass die steil aufsteigenden, dünneren Äste, auch &bdquo;Wasserreiser“ genannt, weggekürzt werden. &bdquo;Wasserreiser bilden nur Blätter aus, tragen keine Früchte und machen den Baum insgesamt zu dicht“, erklärt er. So entstehe ein Schirm aus Blättern, der viele Nachteile mit sich bringe: &bdquo;Es kommt nicht mehr genügend Licht in das übrige Geäst, Pilzwachstum wird begünstigt und der Fruchtertrag geht zurück“, fügt Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich an. Bei ausreichender Pflege ist der Lohn allerdings immens: Die Bäume in den Streuobstwiesen des Kreises Höxter tragen alte, lokale, fast vergessene Fruchtsorten wie die rote Sternrenette (Apfel) und Conference (Birne). &bdquo;Das sind wahre Vitaminbomben und oft haben sie ein wesentlich geringeres Allergiepotenzial als die neu gezüchteten Sorten“, sagt Eickmeier-Ehrlich.Bis die zwölf jungen Bäume allerdings saftige Früchte hervorbringen, werden noch mindestens drei Jahre vergehen. &bdquo;Wenn es aber so weit ist, planen wir eine gemeinsame Ernte mit dem Ziel eines sozialen Zweckes“, sagt Werner Dürdoth.

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