Boffzen Glasmuseum Boffzen soll sich verkleinern

Boffzen. Christian Perl, dem Bürgermeister der Samtgemeinde Boffzen, fällt die Entscheidung nicht leicht: "Ein Großteil meiner Familie hatte mit der Boffzener Glashütte zu tun. Mein Schwiegervater hat dort damals seine Ausbildung als Glasbläser angefangen." Dennoch, das Museum sei für die Gemeinde einfach eine Nummer zu groß. Zu wenige Touristen kämen nach Boffzen, um die Ausstellungen zu besichtigen. "Und die Boffzener haben selbst alle Boffzener Glas zu Hause stehen, für die ist das nicht so interessant." Deshalb habe der Verwaltungsausschuss der Gemeinde beschlossen, den Mietvertrag mit dem Inhaber des Herrenhauses in der Bahnhofstraße zum Ende des kommenden Jahres aufzukündigen. Die alte Villa diente früher als Wohnsitz der Fabrikantenfamilie Becker, damalige Betreiberin der inzwischen brachliegenden Georgshütte. Heute sind auf zwei Etagen des Gebäudes die Dauerausstellung zur Geschichte der Glasproduktion in Boffzen und über die Region hinaus sowie das Trauzimmer des Boffzener Standesamts untergebracht. Beide werden nach Ablauf des Mietvertrages ausziehen. Finanzielle Engpässe Der Gemeinde fehle Geld, erläutert Perl. Dabei stehe Boffzen mit seinem starken Arbeitgeber Noelle & von Campe eigentlich vergleichsweise gut da. Dennoch beklagt Perl: "Wir können bei der derzeitigen Haushaltslage noch nicht einmal unsere Pflichtaufgaben erfüllen." Bereits im vergangenen Jahr hatte der Samtgemeinderat dem Förderverein des Museums notwendige Mittel verwehrt. Die Gemeinde Boffzen werde im kommenden Jahr ihre freiwilligen Leistungen mit Blick auf das Museum reduzieren. Durch den Umzug des Museums in gemeindeeigene Räumlichkeiten spare die Gemeinde vor allem Mietkosten. Wo Trauzimmer und Glasmuseum zukünftig ihr neues Zuhause finden werden, stehe noch nicht ganz fest, sagt der stellvertretende Bürgermeister Manfred Bues. Es gibt die Idee, gemeindeeigene Räumlichkeiten zu nutzen. Vielleicht die ehemalige Bücherei, sagt Bues. "Sicher ist, dass die Boffzener Glasgeschichte nicht in irgendeinem Keller enden wird", bekräftigt Perl. Ihm sei wichtig, die Dauerausstellung zu erhalten. "Vielleicht nicht in derselben Form wie jetzt, aber zumindest so, dass man sie beispielsweise auf Anmeldung besuchen kann." Bues verspricht: "Klein, fein und hübsch soll es werden". Sonderausstellungen 2019 Bis es so weit ist, hält das Museum im kommenden Jahr allerdings noch ein buntes Programm aus Sonderausstellungen und Performances bereit. Die Programmreihe beginnt am 5. Mai mit einer sechswöchigen Bodypainting-Ausstellung des Künstlers Jörg Düsterwald. Eine Performance des Künstlers sei für den 2. Juni geplant. "Er will etwas in Verbindung mit Glas machen - was genau, hat er noch nicht verraten", deutet Bues an. Weiter gehe es am 29. und 30. Juni mit dem "Womensday" mit Kreativem von Frauen für Frauen. Es folgen die Kunstausstellung "Faszination farbige Kurven" des Künstler Bernd Reimann vom 7. Juli bis 4. August sowie die Ausstellung "Kunst aus Stroh" von Tatjana Stör, die ihre Werke vom 15. September bis 20. Oktober in den Räumlichkeiten des Museums präsentieren wird. Die Dauerausstellung des Museums können Interessierte derzeit noch sonntags zwischen 14 und 17 Uhr besichtigen. Gruppenführungen außerhalb der Öffnungszeiten können unter Tel. (0 52 71) 9 66 84 39 angefragt werden. Weiterführende Links: Glasmuseum Boffzen: Ehrenämtler ziehen sich aus Museumsbetrieb zurück Glasmuseum Boffzen zeigt Ausstellung zum Thema Wolf