Beverungen

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Mehr als 100 Teilnehmer bei Info-Spaziergang gegen Atommülllager

Bei einem Info-Spaziergang kritisieren die Grünen die Pläne für ein Atommüll-Zwischenlager in Würgassen. Ihre Forderung: Parteien sollen in der Frage zusammenstehen.

Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich mehr als 130 Menschen an dem Info-Spaziergang. | © Gerd Henke

20.07.2020 | 20.07.2020, 16:00

Beverungen-Würgassen. Die Veranstalter hatten mit bis zu 30 Teilnehmern gerechnet. Am Ende waren es jedoch mehr als 130 Teilnehmer, die sich am Samstagnachmittag mit auf den Info-Spaziergang zum Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Würgassen und dem geplanten Atommülllager machten. Eingeladen dazu hatten die Grünen aus Holzminden/Lauenförde und Höxter/Beverungen.

Nach dem Autokorso anlässlich der Eröffnung der neuen Weserbrücke am Mittwoch war dies die zweite große Veranstaltung innerhalb einer Woche gegen die Pläne der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ), in Würgassen das zentrale Zwischenlager für mittel- und schwachradioaktiven Abfälle aus ganz Deutschland zu errichten. „Wir freuen uns und sind beeindruckt, dass der Widerstand gegen die Pläne der BGZ immer weitere Kreise zieht", sagt Gerd Henke, Vorstandssprecher der Grünen im Kreis Holzminden.

Standortfindung nicht nachvollziehbar

Die Region, die seit rund 50 Jahren von der Atomtechnik in Mitleidenschaft gezogen worden sei, „will es sich nicht gefallen lassen, für weitere Jahrzehnte die Hinterlassenschaften dieser lebensfeindlichen Technologie zu tragen", sagte Henke unter dem Beifall der Teilnehmer.

Gisbert Bläsing (Fraktionsvorsitzender der Grünen Rat Beverungen, v. l.), Landtagsabgeordneter Christian Meyer (Kreisvorsitzender Grüne Holzminden), Gerd Henke (Vorsitzender Atomfreies

3-Ländereck), Dirk Wilhelm und Peter Ruhwedel (Vorstandsmitglied Grüne Holzminden) machen Station vor dem Tor des Atomkraftwerkes. - © Gerd Henke
Gisbert Bläsing (Fraktionsvorsitzender der Grünen Rat Beverungen, v. l.), Landtagsabgeordneter Christian Meyer (Kreisvorsitzender Grüne Holzminden), Gerd Henke (Vorsitzender Atomfreies
3-Ländereck), Dirk Wilhelm und Peter Ruhwedel (Vorstandsmitglied Grüne Holzminden) machen Station vor dem Tor des Atomkraftwerkes. | © Gerd Henke

Zu ihrem Info-Spaziergang hatten die Grünen auch die Atompolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, Miriam Staudte, und den heimischen Landtagsabgeordneten Christian Meyer eingeladen. Staudte plädierte für die Aufnahme eines völlig neuen Verfahrens zur Standortfindung für ein solches Zwischenlager. Dass und wie die BGZ auf Würgassen als zentralen Standort für solch ein Lager gekommen ist, sei nicht nachvollziehbar. Staudte: „So etwas darf nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden werden."

Christian Meyer erklärte, dass die Grünen Würgassen auch im Landtag in Hannover zum Thema machen werden. Noch tue die rot-schwarze Regierungskoalition und Umweltminister Olaf Lies so, „als ginge Niedersachsen das Thema nichts an. Dabei ist das Land direkt davon betroffen", machte Meyer klar. Der geplante Standort liege nur wenige hundert Meter von der Lauenförder Wohnbebauung entfernt. Und die Transporte führten über niedersächsische Bahnstrecken und Straßen. Meyer: „Wie wir wissen, sind bei so vielen Transporten Unfälle und Störfälle in der Anlage niemals auszuschließen."

Rückbau des alten AKW war versprochen

Vor einigen Wochen wurde die Bürgerinitiative „Atomfreies 3-Ländereck" gegründet. Sie hat bereits jetzt mehr als 200 Mitglieder. BI-Vorsitzender Dirk Wilhelm: „Die Standortfindung der BGZ weist gravierende Mängel auf. Die gesamte Planung wirft darüber hinaus massive Fragen auf. Zufriedenstellende Antworten wurden uns in den vergangenen fünf Kreistags- und Ratssitzungen seitens der BGZ nicht gegeben. Vielmehr scheine man hier nach dem Motto „beschließen, verkünden, verteidigen" vorzugehen. Wilhelm: „Dies ähnelt vielmehr einem Diktat über die Köpfe der Menschen und ihren berechtigten Bedenken hinweg, als dass man von Transparenz und Beteiligung sprechen könnte. Daher ist es um so wichtiger, mit Veranstaltungen wie dieser für eine ausgewogene Information der Menschen Sorge zu tragen."

Das genau war auch das Anliegen der Grünen. „Wenn Grün, Rot, Schwarz und Gelb in dieser für unser aller Zukunft so existenziellen Angelegenheit weiter so zusammenstehen, dann werden wir am Ende auch erfolgreich sein. Dann werden die Flächen, auf denen heute noch der Würgasser Schrottreaktor steht, irgendwann wieder grüne Wiese werden. So wie es und vor 25 Jahren versprochen wurde", so der grüne Vorstandssprecher Gerd Henke.