Verloren gegangene Geschichte Bad Driburg ist der vergessene Geburtsort der berühmten Max-Planck-Gesellschaft

Bad Driburg. Die in München ansässige Max-Planck-Gesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Tatsächlich ist das Wissenschaftsinstitut aber bereits 77 Jahre alt. Gegründet wurde die Max-Planck-Gesellschaft nämlich 1946 in Bad Driburg. &bdquo;Im September 1946 wurde auf Initiative der britischen Alliierten eine neue Forschungsgesellschaft in Bad Driburg in der britischen Zone gegründet, die Liegenschaften und Mitarbeiter der KWG aufnehmen sollte. Max Planck sandte der Gründungsversammlung telegrafisch gute Wünsche und das Einverständnis, die neue Gesellschaft nach ihm zu benennen. Die Neugründung unter dem Namen des international geachteten und politisch unbescholtenen Nobelpreisträgers wies den Ausweg aus einer Kontroverse“, erklärt die Max-Planck-Gesellschaft. KWG steht dabei für die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Forschung, die wegen ihre Nähe zum NS-Regime umstritten war. Eine neue Wissenschaftsgesellschaft sollte darum gegründet werden. Der offizielle Jubiläumsfestakt findet am 26. Februar im Deutschen Museum in München statt. Aber auch die Stadt Bad Driburg will sich mit einer örtlichen Feier an dem Jubiläum beteiligen. Wie dieses Gedenken ausfallen soll, darum soll sich die Touristik GmbH kümmern. Das hat der Rat der Stadt am Montag einstimmig beschlossen. Im nächsten Wirtschaftsförderungsausschuss am Mittwoch, 22. März, (18 Uhr Sitzungssaal des Rathauses) sollen die Planungen vorgestellt werden. &bdquo;Es laufen schon viele Gespräche, es gibt auch schon mögliche Sponsoren und wir erachten es als richtig, dass dieses Jubiläum von einer Arbeitsgruppe unter Federführung der Touristik GmbH geplant wir und auch der Verein Natur und Technik im Kreis Höxter wird dort mit dabei sein“, sagte Bildungsdezernent Uwe Damer. Seit wann die Planungen laufen, sagte Damer nicht, es spricht aber viel dafür, dass der Weckruf von der SPD-Ratsfraktion kam. Die hatte nämlich am 19. Januar an den Bürgermeister einen Antrag gestellt, &bdquo;der Gründung der Max-Planck-Gesellschaft am 11. September 1946 in Bad Driburg in angemessener Weise zu gedenken“. Die Fraktion hat auch schon Ideen, wie dieses Gedenken aussehen könnte. Viele Ideen &bdquo;Wir können uns da vieles vorstellen“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Thomas Arens. &bdquo;Das kann eine Gedenkveranstaltung sein oder eine wissenschaftliche Tagung in Kooperation mit der Uni Paderborn. Aber auch eine Naturwissenschaftsmeile in der Innenstadt unter Beteiligung aller Schulen der Stadt wäre sicherlich denkbar“, erläuterte Arens. Dass ausgerechnet Bad Driburg zum Gründungsort Deutschlands führende Forschungsorganisation wurde, ist den besonderen Umständen nach dem Krieg zu verdanken. Die Familia Clementina, der Förderverein der ehemaligen Absolventen des Klemens-Hofbauer-Kollegs, haben das Kapitel um die Max-Planck-Gründung aufgearbeitet. An Aufstand beteiligt Der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck war von den NS-Terroristen enteignet und mit Lehrverbot belegt worden, weil sein Sohn an Aufstandsvorbereitungen gegen Hitler beteiligt und hingerichtet worden war. Als der damalige Direktor des Paderborner Erzbischöflichen Priesterseminars, über den Heisenberg-Promoventen Heimo Dolch, der jetzt als Dozent der Theologie im Klemensheim in Bad Driburg tätig war, hörte, dass Max Planck gegen Kriegsende in Berlin obendrein ausgebombt worden war, lud er ihn sofort nach Bad Driburg ein. Der fromme Protestant Planck kam gerne und mehrfach mit seiner Frau Marga in die katholische Bildungseinrichtung nach Bad Driburg. Er weilte im Klemensheim unter anderem in der Zeit vom 31. Oktober bis zum 26. November 1946. Das Haus versorgte in der auch für Wissenschaftler spürbaren Hungerzeit das Ehepaar Planck mit dem Lebensnotwendigen, er revanchierte sich mit Vorträgen für die Studenten. Prominente Gäste Desgleichen besuchten auch die Nobelpreisträger Otto Hahn mit Gattin vom 17. bis 26. Juni 1947 und vom 22. bis 24. Januar 1949 und Werner Heisenberg mit Gattin vom 15. bis 24. September 1948 das Klemensheim. Die Max-Planck-Gesellschaft ist Deutschlands führende Forschungsorganisation. Mit 30 Nobelpreisträgen und Preisträgerinnen steht sie auf Augenhöhe mit den weltweit besten und angesehensten Forschungsinstitutionen. Sie unterhält zurzeit 86 Forschungsinstitute im In- und Ausland. An die Gründung in Bad Driburg erinnert heute eine Bronzetafel am Portal des Hauptgebäudes. Die Gründung im September 1946 bezog sich nur auf die britische Besatzungszone. Einige Jahre später, am 26. Februar 1948 wurde die Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen als offizielle gesamtdeutsche Nachfolgeorganisation der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft noch einmal gegründet. Das ist jetzt genau 75 Jahre her. Auf dieses Datum bezieht sich die Max-Planck-Gesellschaft auch bei ihren offiziellen Feierlichkeiten. Das unter Denkmalschutz stehende Klemensheim von 1928 wird derzeit vom Land NRW als zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete genutzt.

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