Bad Driburg Großvater soll Enkelin gewürgt und missbraucht haben

Bad Driburg. Wenn Kinder mit dem Besuch der ersten Grundschulklasse starten, beginnt für sie ein aufregendes Leben mit vielen neuen Erfahrungen. Ein kleines Mädchen aus Brakel wird wahrscheinlich nur bedrückt an diese Zeit zurückdenken können, denn es wurde möglicherweise Opfer sexualisierter Gewalt. Täter soll der eigene Großvater sein. Jetzt steht der 58 Jahre alte Bad Driburger vor Gericht. Mona (alle Namen geändert) ist ein niedliches kleines Mädchen, das ins Paderborner Landgericht von ihrer Mutter Paula C. und der Anwältin Christine Fallei begleitet wird, in der Hand hält es ein buntes Spielzeug. Die Siebenjährige habe sich ein paar Tage zuvor den Gerichtssaal anschauen dürfen, sagt die Vorsitzende Richterin Nicole Klein. Um die Kleine zu schützen und ihr eine Aussage so einfach wie möglich zu machen, schließt sie die Öffentlichkeit für die Dauer der Vernehmung aus. Denn Mona wird versuchen müssen, sich ganz genau an die Vorfälle zu erinnern, die sich vor fast zwei Jahren in Bad Driburg in der Wohnung des Großvaters abgespielt haben sollen. Es klingt bedrückend, was Oberstaatsanwalt Christoph Zielke verlesen muss. Demnach hat Arno C. mitten in der Nacht an einem Septemberwochenende 2020 seiner damals sechs Jahre alten Enkelin, die im Wohnzimmer auf dem Sofa schlief, Schlafanzug und Unterhose ausgezogen und sexuell motiviert am Gesäß geleckt. Laut Anklage soll er dem Kind danach einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben, bevor er es würgte. Zwei Flaschen Wein getrunken? An all das will sich Arno C. nicht erinnern können. Er habe allerdings im Verlauf der Nacht eine nackte Frau gesehen, die habe mit ihm sexuellen Kontakt haben wollen, erzählte er im Verlauf der Ermittlungen und ergänzt jetzt vor Gericht, manchmal solche Fantasien zu haben. Dass der kleinen Mona in der Nacht Schlimmes passiert sein muss, hatte der Angeklagte im September 2020 selbst festgestellt. Das Bild sei "schrecklich" gewesen, als er damals am Morgen ins Wohnzimmer kam und seine durch schwere Verletzungen entstellte Enkelin sah, erzählt Arno C. den Richtern. Die Erklärung des Kindes, es sei vom Sofa gefallen, habe er gar nicht glauben wollen. Sein mangelndes Erinnerungsvermögen und wohl auch seine Fantasie-Wahrnehmung erklärt der 58-Jährige damit, dass er an diesem Tag schon am Mittag eine Flasche Wein getrunken habe und abends dann eine weitere folgen ließ. Anders die Wahrnehmung seiner Tochter, die dem Angeklagten ihr Kind anvertraut hatte. Ihr Vater sei nüchtern gewesen, als sie ihm Mona übergab, beteuert sie vor Gericht. Überhaupt sei der 58-Jährige immer absolut zuverlässig gewesen, wenn es um die Betreuung der Enkelin ging. Niemals habe er getrunken, wenn er auf das Mädchen aufpasste oder mit diesem Ausflüge machte oder zu anderen Unternehmungen loszog. Dass Arno C. an Wochenenden reichlich auch Hochprozentiges trank, beobachtete sie allerdings schon während ihrer Kindheit. Aber an Werktagen habe er keinen Tropfen zu sich genommen, auch habe er niemals Probleme wegen Alkohol gehabt, sagt Paula C. Sicherlich habe es zwischen ihren Eltern oft Streit gegeben, aber niemals körperliche Gewalt. Und betrunken werde Arno C. ohnehin eher geselliger. Verletzungen im GesichtTrotzdem hält sie es für möglich, dass der 58-Jährige an jenem verhängnisvollen Septemberwochenende irgendwann dann doch zur Flasche gegriffen haben könnte. Er habe, als sie Mona früh morgens bei ihm abholte, ein bisschen so ausgesehen, sagt sie und erzählt später, dass nach dem Vorfall die erst kurz zuvor eingeschulte Mona zwei Wochen lang auf den Unterrichtsbesuch verzichten musste. Sie habe den anderen Kindern den Anblick der Verletzungen im Gesicht ihrer Tochter ersparen wollen. Zu ihrem Vater hat sie seitdem keinen Kontakt mehr. Ebenso die kleine Mona. Ihre Tochter spreche, sagt Paula C., mittlerweile über den Opa überhaupt nicht mehr. Die Verhandlung wird am Freitag, 29. April, fortgesetzt.

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