Bad Driburg Nach Klinik-Insolvenz: "Es geht um Sanierung - nicht Abwicklung"

Bad Driburg. Was bedeutet die Insolvenz der Caspar-Heinrich-Klink in Bad Driburg für die Kliniken im Verbund der Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff (Ugos)? Welche auch finanziellen Auswirkungen hat sie? Antwort: keine. Zumindest keine direkten, lautet die Antwort. Denn die CHK hat eine separat zu betrachtende, weil rechtlich eigenständige Kommanditgesellschaft mit 150 Gesellschaftern im Rücken. Verbunden ist sie mit der Ugos beziehungsweise den anderen Gräflichen Kliniken (Marcus- und Park-Klinik Bad Driburg) über einen Kooperationsvertrag, mit dem Synergien genutzt werden. Und über die gemeinsame Dach-Marke &bdquo;Gräfliche Kliniken“, neudeutsch: das Branding. Das erklärt Anwalt Hasso Werk auf NW-Anfrage, nachdem Ende vergangener Woche die Insolvenz in Eigenverantwortung der Reha-Klinik bekannt geworden war. Der Betrieb und die Versorgung der Patienten dort laufen den Angaben zufolge &bdquo;uneingeschränkt weiter“. Die Löhne der Mitarbeiter seien bis Ende März über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Werk betont, dass es sich um ein nur auf die Caspar-Heinrich-Klinik isoliertes Insolvenzverfahren und &bdquo;keinen Flächenbrand“ handele. Diese Synergien und diese Unterstützung wolle man nun im Sinne der 250 Mitarbeiter der Caspar-Heinrich-Klinik und des Gesundheitsstandorts Bad Driburg nutzen und ausschöpfen – wenn die Gläubigerversammlung ihr Okay dafür gibt, erklärt der Anwalt. &bdquo;Das Angebot steht, der Kooperationsstecker wird nicht gezogen. Die Unternehmensgruppe möchte bei der Sanierung helfen und den Erhalt unterstützen.“Wann es Klarheit geben soll Mitte dieses Jahres, so schätzt Werk, werde man Klarheit über den Weg und ein Sanierungskonzept haben, den die externen Generalbevollmächtigten und Juristen, die den Geschäftsführer Marko Schwartz unterstützen, eingeschlagen haben. Anwalt Werk betont aus Sicht der Ugos: &bdquo;Es geht um Sanierung, nicht um Abwicklung.“ Die Insolvenzordnung – in Eigenverantwortung – bietet die Instrumente dafür und sei in dieser Form auf Fortführung ausgerichtet. Man wolle, dass die Klinik &bdquo;gestärkt“ aus der Situation herausgehen könne. Auch wenn sich die Struktur der CHK in der Folge der Sanierung ändern könne.Der Vater von Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff hatte laut Werk in den 1970er-Jahren eine weitere Kur-Klinik – so der Begriff damals – auf seinem Grund und Boden bauen wollen. Und zur Finanzierung die Gesellschafter ins Boot geholt sowie die Kooperation der Caspar-Heinrich-Klinik vereinbart. Aus der ehemaligen Kur- wurde dann die Reha-Klinik, die Strukturen wurden beibehalten. Während die anderen Kliniken – dazu gehört auch noch die Moritz-Klinik im thüringischen Bad Klosterlausnitz – zu 100 Prozent im Eigentum der Gräflichen Familie also, der Unternehmensgruppe sind.Deutlich verschärfte Situation Deutlich verschärft hatte sich die Situation der CHK in den vergangenen Wochen mit der Rückforderung von staatlichen Unterstützungsleistungen, so der Anwalt. Die Situation der Reha-Klinik sei Pandemie-bedingt bereits vorher schwierig gewesen: &bdquo;Es geht immer um Belegung und Indikation“, erklärt Werk im Gespräch mit der NW. Und da seien andere Kliniken wirtschaftlich anders und damit krisenfester aufgestellt – auch wenn die Situation allgemein schwierig sei. Beispielsweise laufe der Bereich Psychosomatik in der Park-Klinik gerade in der Pandemie-Zeit sehr gut. Während die reine Reha-Klinik Caspar-Heinrich &bdquo;besonders unter Corona leidet“. Und staatliche Unterstützung könne nicht vollständig die Corona-Verluste kompensieren. So hatte CHK-Geschäftsführer Marko Schwartz vergangene Woche angemerkt, dass man eine Belegung von 90 Prozent der Betten benötige, um im Reha-Betrieb kostendeckend zu arbeiten: &bdquo;Wie andere Kliniken auch, leiden wir seit Beginn der Corona-Pandemie unter einer deutlichen Minderbelegung bei gleichzeitig steigenden Kosten etwa für Medizin- und Hygieneprodukte.“

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