Bad Driburg. Es gibt einige Namen, die sofort mit bekannten Zirkusunternehmen in Verbindung gebracht werden. Krone gehört sicherlich dazu, Roncalli ebenso und früher waren es auch Barum, Althoff und Renz. Der ab Freitag in Bad Driburg gastierende Zirkus Mulan jongliert und dressiert sicherlich in einer anderen Liga, allerdings wuchs die Direktorin in einer dieser traditionsreichen Familien auf. "Herzlich willkommen", sagt die Frau mit der goldknopfbesetzten Zirkusjacke. "Mein Name ist Jacqueline Renz."
Die 33-jährige Chefin des Familienunternehmens ist die Ur-Ur-Enkelin von Ernst Jakob Renz, der 1842 in Berlin das Unternehmen gründete. Der Zirkus Renz hatte feste Bauten in Berlin, Hamburg, Bremen, Breslau, Wien und Kopenhagen. Bis zu 5.600 Menschen kamen in jede Vorstellung.
"Unser Zelt hat 300 Plätze", sagt Renz und zeigt auf das gelb-orange Zelt neben dem Bad Driburger Schützenhaus. Ein Bruchteil der Größe der legendären Spielstätten aus dem 19. Jahrhundert und dennoch ein kaum zu füllendes Platzkontingent. Vor einem Jahr stand der Betrieb auf der Kippe, Vorstellungen wurden abgesagt, weil keine einzige Karte verkauft wurde und selbst zu einer Gratisvorstellung verirrten sich gerade einmal 30 Menschen unter die Zirkuskuppel.
Inzwischen läuft es wieder besser. Ein gut besuchtes Gastspiel als Winterzirkus in Löhne und erfolgreiche Vorstellungen in Altenbeken haben die Kasse wieder etwas gefüllt. "Wir konnten zum ersten Mal seit Jahren mal wieder eine vierwöchige Winterpause machen", sagt Renz zufrieden.
Die Zirkuswelt wurde ihr bereits in die Wiege gelegt. Mit zwei Jahren beginnt sie mit akrobatischen Übungen, später dressiert sie Tiere. 2006 bricht sie aus dem Familienbetrieb aus. Sie lernt David Köllner kennen und gründet mit ihm den Zirkus Mulan. Beide trennen sich von ihren Lebenspartnern und gründen eine Patchworkfamilie, Köllner bringt sieben Kinder mit in die Ehe, Renz zwei. Später wird noch der gemeinsame Sohn Dominik (3) geboren. Alle machen im Programm mit, Dominik präsentiert sein Haustier Lama Hansi.
Dass die Besucherzahlen sich wieder nach oben entwickelt haben, führt Renz auch auf den Schulbesuch ihrer Kinder zurück. "Früher kam das rollende Klassenzimmer der Schule für Zirkuskinder NRW vorbei, heute schicken wir unsere Kinder lieber wieder auf die Grundschulen vor Ort", sagt Renz. Das sei wie Werbung, schließlich kommen die Mitschüler in den Zirkus, um ihre Kurzzeitklassenkameraden in der Manege zu sehen. Für die Kinder sei, so Renz, der wöchentliche Schulwechsel kein Problem, sie kennen es ja auch nicht anders.
Während die Artisten und Dompteure vom Zirkus Mulan zum ersten Mal in Bad Driburg sind, kehrt ein vierbeiniges Teammitglied an seinen Geburtsort zurück. "Unser Trampeltier Katharina wurde hier vor 14 Jahren geboren", sagt Köllner. Damals noch Teil vom Zirkus Trumpf kam das zweihöckrige Kamel später zum Zirkus Mulan und mischt nun munter in der Manege mit.
Ebenfalls mit dabei sind in der gut 90-minütigen Zirkusshow sechs Mini-Friesen. Diese eigens für den Zirkus gezüchteten Pferde wirbeln ebenso durch die Manege wie die argentinischen Zwergesel oder die Alpakas. "Wir bieten familienfreundliche Preise, damit sich jeder einen Besuch leisten kann", sagt Renz. Dabei kann der Zirkus jeden Euro gut gebrauchen. Allein 100 Euro gehen pro Tag für das Tierfutter drauf, hinzu kommen Kosten für Strom und Wasser sowie Platzmiete und Kautionen von mehreren Hundert Euro.